602 Milliarden US-Dollar: Halbleiterindustrie schlittert knapp am Minus vorbei

Der Halbleitermarkt wuchs 2022 minimal um 1,1 Prozent – das aber auch nur wegen des starken Jahresbeginns. Die Aussichten sind trübe.

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(Bild: Macro photo/Shutterstock.com)

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Der Halbleitermarkt unterbot im Jahr 2022 mit einem geschätzten Umsatz von 601,7 Milliarden US-Dollar selbst die mehrfach angepasste Prognose. Anfang 2022 waren noch mehr als 675 Milliarden US-Dollar erwartet worden, bevor die Wirtschaftsrezession einsetzte. Insbesondere der starke Jahresanfang sorgte überhaupt für ein minimales Wachstum von 1,1 Prozent. Im Jahr 2021 setzten Halbleiterfirmen knapp 595 Milliarden US-Dollar um.

Über die Ergebnisse berichtet das Marktforschungsteam von Gartner, das die reinen Halbleiter-Verkäufe wertet. Im Falle von Apple heißt das zum Beispiel, dass ein Wert für alle eigenen Systems-on-Chip (SoCs) in den iPhones, Macbooks und Macs geschätzt wird – die Gerätepreise sind hingegen nicht enthalten. Chipauftragsfertiger wie TSMC sind in der Liste nicht enthalten, weil sie Dienstleistungen, aber keine Produkte per se verkaufen.

Der größte Verlierer des Jahres 2022 war Intel mit einem Minus von 19,5 Prozent auf etwa 58,4 Milliarden US-Dollar. Das lag an zwei Gründen: Zum einen schwand die Nachfrage nach Prozessoren, vornehmlich für Notebooks, zum anderen führte AMDs Konkurrenz zu sinkenden Preisen. Bestes Beispiel: Das einst margenträchtige Server-Geschäft erwirtschaftete zuletzt keinen Gewinn mehr.

Apropos AMD: Nominell stieg der Umsatz im Jahresvergleich um 42,9 Prozent auf knapp 23,3 Milliarden US-Dollar, primär allerdings wegen der milliardenschweren Xilinx-Übernahme. Der Umsatz mit Grafikchips brach nach der wieder einmal geplatzten Krypto-Blase ein und auch bei den Prozessoren lief es zuletzt mäßig. Stetig bergauf ging und geht es dafür bei Server-CPUs. Nvidia ist derweil aus der Top-10-Liste herausgerutscht.

Weitere große Verlierer waren die Speicherhersteller Samsung, SK Hynix und Micron. Laut Gartner performte Speicher unter allen Halbleiterkategorien 2022 am schlechtesten, mit einem herstellerübergreifenden Minus von 10 Prozent. DRAM- und NAND-Flash-Bausteine machten trotzdem noch ein Viertel des weltweiten Umsatzes mit Halbleitern aus.

Umsatz von Halbleiterfirmen in den Jahren 2022 und 2021 (Quelle: Gartner)
2022 Rang 2021 Rang Vendor 2022 Umsatz (Milliarden USD) 2021 Umsatz (Milliarden USD) Wachstum
1 1 Samsung 65,585 73,197 -10,4%
2 2 Intel 58,373 72,536 -19,5%
3 3 SK Hynix 36,229 37,192 -2,6%
4 5 Qualcomm 34,748 27,093 28,3%
5 4 Micron 27,566 28,624 -3,7%
6 6 Broadcom 23,811 18,793 26,7%
7 10 AMD 23,285 16,299 42,9%
8 8 TI 18,812 17,272 8,9%
9 7 Mediatek 18,233 17,617 3,5%
10 11 Apple 17,551 14,58 20,4%
Andere 277,501 271,749 2,1%
Gesamt 601,694 594,952 1,1%

Apple, Broadcom und Qualcomm trotzten derweil dem Abwärtstrend. Im Falle von Apple zeigte sich das bereits bei den PC-Marktzahlen, wo die Firma vergleichsweise stark aussah. Broadcom verdiente insbesondere mit Netzwerk-Hardware für Server und Enterprise-Kunden, Qualcomm mit Prozessoren und Modems für Smartphones sowie mit IoT-Chips.

Eine Prognose für das Jahr 2023 gibt Gartner derweil nicht ab. Ende November 2022 ging der Marktforscher von einem 3,6-prozentigen Rückgang aus – rechnete da aber noch mit 618 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022. Letztendlich dürfte der Umsatz 2023 deutlich unter 600 Milliarden US-Dollar fallen.

(mma)