IDF: Intels Mobilprozessor vor dem "Quantispeed"-Problem

Intels nächster Mobilprozessor wird mit maximal 1,6 GHz erscheinen, soll aber dem Pentium 4 mit 2,4 GHz das Wasser reichen können.

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Intel hat heute auf dem IDF Spring 2003 weitere Details zum Mobilprozessor Pentium-M mit Codenamen Banias mitgeteilt. Demnach soll die offizielle Vorstellung des Prozessors samt Centrino-Plattform am 12. März, dem ersten Tag der CeBIT, stattfinden.

Die avisierte Taktrate von maximal 1,6 GHz erscheint mickrig neben den 2,4 GHz des aktuellen Mobile Pentium 4. Aber Intels Vizepräsident der Mobile Platforms Group Anand Chandrasekher versicherte direkt im Anschluss, dass der Banias-Kern mit 1,6 GHz beim MobileMark 2002 bessere Benchmark-Ergebnisse als der ein Pentium 4-M mit 2,4 GHz liefere.

Damit funktioniert nun auch bei Intel die Angabe der Taktzahl als Hauptkriterium für die Leistungsfähigkeit eines Prozessors nicht mehr, sondern die Systeme müssen anhand von Benchmark-Ergebnissen verglichen werden. Konkurrent AMD stand mit dem Athlon XP vor dem gleichen Problem und löste es mit der Angabe des "Quantispeed" genannten Vergleichswerts, der auf zahlreichen Benchmarks beruht.

Weil Intel dieses Rating immer wieder kritisiert hat, kann es nun keinen Pentium-M 2400+ geben, sondern dem Marketing steht die schwierige -- und damit teure -- Aufgabe bevor, den Kunden zu erklären, dass der Pentium M dem Mobile Pentium 4 und AMDs Mobile Athlon XP nicht unterlegen ist. Doch spätestens bei der Frage, ob denn ein mit nur 1,6 GHz laufender Pentium 4-M nicht noch stromsparender als der Pentium M wäre oder ob dann die AMD-Prozessoren mit dem ja in Wirklichkeit gleichfalls niedrigeren Takt vielleicht besser für's Notebook wären, wird vermutlich das eine oder andere Verkaufsgespräch abrupt enden.

Als zusätzliche Argumentationshilfe führt Intel den Begriff Centrino ein, der vom Prozessor als Auswahlkriterium für Notebooks ablenken soll. Centrino-Notebook darf nur heißen, was außer dem Pentium M auch einen Chipsatz und ein WLAN-Modul von Intel eingebaut hat. Letzteres verspricht immerhin Features wie einen automatischen Übergang vom drahtlosen zum drahtgebundenen Zugang, sodass beispielsweise laufende Dateitransfers an Geschwindigkeit zulegen, sobald man das Netzwerkkabel ins Notebook steckt. Doch ob das für einen deutlichen Vorsprung vor Lösungen von anderen Herstellern reicht, ist fraglich.

Was der Chipsatz mit der Mobilität zu tun hat, ist noch völlig unklar. Zudem bleiben andere Mobilitätskriterien bei der Centrino-Plattform außen vor, sogar Geräte ohne Akku könnten theoretisch den Centrino-Aufkleber bekommen, solange der Pentium M, der Chipsatz i855 und das Pro/Wireless-2100-WLAN-Modul eingebaut sind.

Der Vorteil eines Centrino-Notebooks vor einem reinen Pentium-M-Notebook geht für den Kunden also gegen Null, während der Hersteller von Intels Werbekampagne -- angeblich die bisher teuerste des Konzerns -- profitiert, ja geradezu darauf angewiesen ist, gelten doch Notebooks mit nur 1,6 GHz Takt als schwer verkäuflich. Intel verkauft im Gegenzug mit jedem Prozessor auch einen Chipsatz und einen WLAN-Chip und hält damit die Konkurrenz klein. Derzeit stellt nur Intel einen Banias-Chipsatz her; Ali und ATI sollen aber schon in den Startlöchern stehen.

Ungeachtet dieses raffinierten Marketings beeindrucken die Daten des Banias-Kerns: Erste Messungen im c't-Labor bestätigen zumindest tendenziell, dass er mit 1,6 GHz in einigen Benchmarks durchaus dem Pentium 4 mit 2,4 GHz das Wasser reichen kann. (jow)