In der Ruhe liegt die Kraft: Stative

Seite 2: Komplettsysteme 1

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Unikat: Das 3335 von Cullmann ist das einzige Stativ im Test, das die Beine trotz Mittelspinne in unterschiedlichen Winkeln ausstellen kann.

Der Fotoausstatter Cullmann bleibt seinem schlichten Design aus grauen Alu- Rohren und schwarzer Kunststoff-Mechanik treu. Der Hersteller verpasst dem 3335 eine Besonderheit: Trotz der Beinverstrebung, die für Stabilität sorgt, kann das Stativ jedes seiner Beine individuell ausstellen. Hierzu muss man die oberen Schnellklemmen öffnen, dann hat das Bein die volle Bewegungsfreiheit.

Die Maximalhöhe von gut 1,5 Metern ist (bei zwei Auszügen) allerdings nicht gerade viel. Doch die Beine fahren automatisch aus, was zusammen mit den griffigen und einfach zu bedienenden Klemmen einen schnellen Einsatz ermöglicht. Leider halten die Klemmen Belastungsspitzen nicht stand und lassen das Rohr durchrutschen.

Im Verwindungstest hat das Cullmann 3335 im Testfeld der Komplettsysteme die Nase vorn. Im Vergleich zu den Stativen ohne Kopf liefert der graue Dreibeiner allerdings nur einen durchschnittlichen Wert, auch die Feststellabweichung liegt nur im Durchschnittsbereich.

Klein zusammengefaltet erweist sich das Set 785B von Manfrotto als guter Begleiter, wenn wenig Stauraum vorhanden ist.

Das Manfrotto 785 B ist ein Zwillingsbruder vom National Geographic-System (siehe unten) und für maximal bis zwei Kilogramm Last zugelassen. Im Klartext: Es ist für Kompaktkameras und kleine Camcorder gedacht – nicht für schwere SLR- Boliden. Hält man das Mini-Stativ in Händen, wird man dessen Begrenzung verstehen.

Die 4fach ausziehbaren Beine haben einen kleinen Querschnitt und fangen bei leichten Belastungen an zu tanzen. Besonderheit bei der 3-stufigen Abspreizung der Beine: Ein Drehrad an der Stativbasis dient der Winkelverstellung der Beine. Leider gilt das nur für alle Beine auf einmal. Die Mittelsäule lässt sich per Gewinde teilen, um sie mit dem Kopf nach unten zu montieren – so gelingen auch Aufnahmen aus der Zwergenperspektive.

Der 4fache Auszug der Beine spendet knapp 1,3 Meter Höhe. Die Schnellklemmen aus Kunststoff lassen sich gut bedienen und halten die Rohre fest. Die Mittelsäule legt nochmals 24 Zentimeter oben drauf. Der Kunststoff-Kopf ist deutlich besser gelungen als beim Pendant von National Geographic. Der Griff ist pistolenähnlich geformt; mit einem Knopf wird er auf einer Kugel arretiert. Dabei erhält er die komplette Bewegungsfreiheit, die ein Kopf braucht. Ein Drehknopf blockiert den Kopf in der Kippachse – ein schönes Detail.

Auch wenn das Manfrotto 785 sich damit prinzipiell für Camcorder eignet – es bleibt beim Filmen eine Notlösung, es sei denn, man will nicht schwenken. Beim Fotografieren ist es hingegen sehr schnell und flexibel. Noch im Rahmen des Erträglichen liegt die Verwindungssteifigkeit – überraschend bei den dünnen Beinchen. Als top lässt sich die Feststellabweichung einstufen: Dank des Pistolengriffs bleibt die arretierende Hand an der Kamera und hält sie somit stets auf Position.

Falls das große Stativ mal schlapp macht – das NGTT1 von National Geographic ist klein und leicht im Transport, in der Stabilität hapert es aber.

Das Komplettsystem von National Geographic kommt auch aus dem Hause Manfrotto. Der Marketing-Streich geht ganz einfach: Beine anders lackieren, wenige andere Details, Aufkleber drauf und die Verpackung bunter als Manfrotto-klassisch-grau gestalten.

Die Beine sind mit denen des Manfrotto 785 B identisch, nur die Füße hat man tatzenähnlich und damit anders als beim Manfrotto gestaltet. Der Kugelkopf hingegen zeigt deutlichere Differenzen. Die Halteschalen, die die Kugel umschließen, bestehen aus Kunststoff, ebenso die angebaute Kupplung samt Mini- Stativplatte. Eine SLR sollte man hier nicht montieren. Leider kann der Kopf nicht gegen ein anderes Modell getauscht werden: Ein Kopf-Upgrade durch einen kleinen Kugelkopf, etwa dem Ball 30 von Novoflex, würde das Stativ deutlich aufwerten.

So erfüllt das NGTT1 seinen Zweck, ambitionierte Fotografen sollten es allerdings nur als Ersatzstativ für das kleine Gepäck in Betracht ziehen. Dem nahezu baugleichen Manfrotto hinkt das National Geographic hinterher. Der Verwindungswert ist im Vergleich schon grenzwertig: Bei Kompaktkameras wird das nicht zwingend die Aufnahmen beeinflussen, wohl aber die Feststellabweichung, die leider sehr groß ist.