In der Ruhe liegt die Kraft: Stative

Besonders bei kritischen Lichtverhältnissen gelingen scharfe Bilder nur mit einem Stativ. Erstaunlich, wieviel Know-how in so einem scheinbar simplen Dreibein steckt.

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Lesezeit: 19 Min.
Von
  • Götz Grammerstorff
  • Joachim Sauer
Inhaltsverzeichnis

Das Stativ soll nicht allein die Kamera ruhig halten, sondern maximale Flexibilität für jeden Einsatz bieten. Deshalb besteht es nicht nur aus ausziehbaren Beinen, es hat zusätzlich einen Stativkopf als Bindeglied zur Kamera. Nur so kann der Fotograf den Bildausschnitt schnell an die Gegebenheiten anpassen: denn mal soll sich die Kamera ganz in der Höhe befinden und dann wieder knapp über der Grasnabe. Mal soll es ein Bild im Hochformat, dann wieder im Querformat werden.

Dabei ist klar: Je leichter das Stativ ist, desto angenehmer kann man es handhaben oder gar transportieren. Doch die wichtige Flexibilität und wünschenswerte Leichtbauweise kosten Stabilität. Grund genug, acht Stative, zehn Stativköpfe und sechs Komplettsets für das kleine Portemonnaie auf den Prüfstand zu stellen.

Um es gleich vorweg zu sagen: Wer das Stativ nur als Hilfe verwendet und in der Regel bei Sonne fotografiert, wird wohl mit keinem der Testkandidaten Probleme haben. Eigentlich braucht man für kurze Belichtungszeiten sowieso kein Stativ. Bei einer Belichtungszeit von 1/1000stel fotografiert es sich immer gut und schnell aus der Hand, ohne dass man Verwackler riskiert. Erst bei längeren Belichtungszeiten wird es kritisch.

Doch auch die Stative zeigen hier unter Umständen Schwächen – zumindest dann, wenn eine SLR-Kamera auf dem Stativkopf ruht. Kritisch ist der Spiegelschlag der SLR-Kamera, der erstaunlicherweise sehr wohl für Schwingungen sorgen kann. In Kombination mit einer langen Brennweite machen sich diese mit – für das menschliche Auge nicht wahrnehmbaren – Schwingungen dann deutlich bemerkbar: in Gestalt von Unschärfe.

Wir haben deshalb bei allen Komplettsets in diesem Testfeld die Verwindungseigenschaften getestet und dazu auf den jeweiligen Testkandidaten eine Grundplatte geschraubt, die, zusammen mit dem Aufbau, in etwa das Gewicht einer aktuellen SLR-Kamera hat. Auf dieser Grundplatte wird mit Hilfe einer elektronischen Steuerung ein Motor angesteuert, der langsam eine Unwucht antreibt und somit Stativ und Kopf in Schwingung versetzt. Ein ebenfalls auf der Grundplatte aufgesetzter Laser zeichnet die Schwingung des Stativs nach, was sich anschließend exakt auswerten lässt.

Doch Steifigkeit ist bei weitem nicht alles, was ein Stativ ausmacht. Entscheidend für das Gewicht sind die Rohre, die meist aus Aluminium bestehen. Mehr und mehr kommt jedoch das teure Hightech-Material Carbon zum Einsatz, denn es ist leichter und bietet besonders auf Reisen deutliche Vorteile.

In Sachen Komfort spielen die Beinklemmen die wichtigste Rolle: Eine Arretierung durch Schnellklemm-Hebel erweist sich im Vergleich zu Schraubklemmen als komfortabler. Den Kontakt zum Boden übernehmen spezielle Füße, wobei in unwegsamem Gelände zusätzliche Spikes Halt verschaffen. Wer hingegen nur im Studio fotografieren möchte, sollte darauf natürlich verzichten. Stabilität erlangt das Stativ durch eine Mittelspinne, die die drei Beine miteinander verbindet. Im Normalfall bedeutet das allerdings, dass die Beine nicht in unterschiedlichen Winkeln spreizbar sind.