KI-Update kompakt: Claude, OpenAIs Stimmen, Nvidias Investitionen, Atlas

Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.

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Inhaltsverzeichnis

Der KI-Chatbot Claude bekommt nun Zugang zum Internet. Mit dieser Funktion will das Unternehmen "aktuellere und relevantere Antworten" ermöglichen, nachdem der Chatbot bisher auf seine Trainingsdaten beschränkt war.

Anders als bei anderen Chatbots mit Webzugang wie ChatGPT, Gemini oder Meta AI setzt Anthropic auf ein besonderes Format: Claude antwortet mit einem kurzen Text und zeigt direkt darunter Links zu den verwendeten Quellen an. Zudem enthält die Antwort direkte Zitate von Webseiten, was die Überprüfung erleichtern soll.

Die Websuche ist zunächst als kostenpflichtige Vorschau nur in den USA verfügbar, soll aber bald in weiteren Ländern und in der kostenlosen Version nutzbar sein. Als technische Grundlage dient das KI-Modell Claude 3.7 Sonnet.

Die Einführung der Websuche wirft Fragen auf, die auch andere KI-Unternehmen beschäftigen: Webseitenbetreiber verlieren durch die Zusammenfassung von Inhalten in Chatbots Besucher und damit Werbeeinnahmen. Während Perplexity an einem System zur Vergütung von Inhalten arbeitet und Microsoft Verlage an Werbeeinnahmen beteiligen will, bleibt die praktische Umsetzung dieser Ansätze noch unklar.

OpenAI hat neue Text-to-Speech und Speech-to-Text-Modelle in der API veröffentlicht. Sie sollen deutlich besser geworden sein. Das bezieht sich etwa auf die Wortfehlerrate des Transkriptions-Modells, schreibt OpenAI im Blogbeitrag. Entwicklerinnen und Entwickler können das Modell künftig anweisen, in einer bestimmten, von ihnen beschriebenen Art und Weise zu sprechen.

Da gibt es untere anderem den überschwänglichen Ritter aus dem Mittelalter, der Kunden den Weg zu Bäckerei weist, die verständnisvolle Stimme an der Hotline, die bei einer Flugumbuchung unterstützen will, eine düstere Stimme für Krimis und Horrorgeschichten und natürlich die liebevolle Gute-Nacht-Geschichten-Stimme. Hinter den Modellen stecken GPT-4o und GPT-4o mini, sie sollen kosteneffizienter sein als vorherige Versionen, was nicht zuletzt an verbesserter Model-Distillation liegt, also der Übertragung des Wissens eines großen Modells auf ein kleineres, effizienteres Modell. Es hat zudem ein gesondertes Training mit Audiodaten gegeben.

Laut OpenAI ist das Sprache-zu-Text-Modell sogar besser als Whisper. Das ist das bisherige Transkriptions-Tool von OpenAI. Für Entwicklerinnen und Entwickler gibt es nun eine Demo-Seite, auf der man die Modelle ausprobieren kann. Mit dem Agents SDK lässt sich zudem aus einem textbasierten Agenten ein Sprachagent machen.

Nvidia plant massive Investitionen in die amerikanische Lieferkette. CEO Jensen Huang kündigte an, dass sein Unternehmen in den nächsten vier Jahren Hunderte Milliarden Dollar in die heimische Chipproduktion fließen lassen will. Laut Financial Times plant der wertvollste Halbleiterkonzern der Welt Gesamtausgaben von etwa einer halben Billion Dollar für Elektronik, wovon ein erheblicher Teil in den USA ausgegeben werden soll. Die Verlagerung der Produktion in die USA ist eine klare Reaktion auf Donald Trumps "America First"-Handelspolitik und folgt ähnlichen Ankündigungen anderer Technologiekonzerne wie Apple. Huang betont, dass Nvidia bereits heute in der Lage sei, seine neuesten Systeme in den USA durch Zulieferer wie TSMC und Foxconn zu produzieren.

Das Unternehmen hatte erst kürzlich die GTC 2025 gestartet und neue KI-Beschleuniger vorgestellt. In einem ausführlichen Interview warnte Huang auch vor der wachsenden Konkurrenz durch Huawei im KI-Chip-Bereich. Er bezeichnete Huawei als "die mit Abstand formidabelste Technologiefirma in China" und kritisierte, dass die US-Sanktionen gegen das Unternehmen "schlecht umgesetzt" worden seien, da Huawei weiterhin erfolgreich sei und seine Präsenz im KI-Bereich stetig ausbaue. Entgegen anders lautender Berichte dementierte Huang eine mögliche Beteiligung an Intel. Auf einer Pressekonferenz in San Jose erklärte er: "Niemand hat uns zu einem Konsortium eingeladen." Zuvor gab es Spekulationen, dass Nvidia zusammen mit TSMC und anderen Technologiefirmen Anteile an Intels Produktionssparte übernehmen könnte. Die Produktionsverlagerung wird durch massive Investitionen von TSMC unterstützt. Der taiwanesische Chipfertiger hat zusätzlich zu bereits zugesagten 65 Milliarden Dollar weitere 100 Milliarden Dollar für Produktionsanlagen in Arizona angekündigt, was die Bedeutung der USA als Produktionsstandort für die Halbleiterindustrie weiter stärkt.

xAI und Nvidia beteiligen sich an einem 30-Milliarden-Dollar-Infrastrukturfonds. Hinter dem Fonds stehen bereits namhafte Unterstützer wie der Vermögensverwalter BlackRock, der Technologiekonzern Microsoft und Investoren aus Abu Dhabi – wohlgemerkt alles Unternehmen, die nicht am Prestigeprojekt Stargate der US-Regierung beteiligt sind.

Der neue Fonds konzentriert sich auf zwei Schlüsselbereiche der KI-Infrastruktur: den Bau von Rechenzentren und die Finanzierung von Energieprojekten. Das langfristige Ziel der Gruppe ist ambitioniert: Insgesamt sollen bis zu 100 Milliarden Dollar an Investitionen und Fremdkapital mobilisiert werden. Auch auf staatlicher Ebene werden massive Investitionen in KI-Infrastruktur vorangetrieben. Die Europäische Union plant, rund 200 Milliarden Euro in diesem Bereich zu investieren, um im globalen KI-Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. Die enormen Summen verdeutlichen, wie kapitalintensiv der Aufbau der notwendigen technischen Grundlagen für fortschrittliche KI-Systeme ist.

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Apples Siri kommt unter neue FĂĽhrung: CEO Tim Cook hat einem Bericht zufolge das Vertrauen verloren, dass der KI-Spitzenmanager John Giannandrea die immer massiveren Probleme des Sprachassistenzsystems noch in den Griff bekommt. Das Siri-Team werde deshalb kĂĽnftig von Mike Rockwell ĂĽbernommen, der zuletzt fĂĽr die Vision Pro verantwortlich war. Das berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg unter Verweis auf informierte Personen.

Rockwell wird direkt Apples Software-Chef Craig Federighi unterstellt, der damit letztlich für Siri verantwortlich ist. Apple habe den weitreichenden Management-Wechsel intern noch nicht kommuniziert, heißt es. Der Schritt sei aber bereits seit Monaten in Vorbereitung. Rockwell, gilt laut Bloomberg als bewährter Technikspezialist – wenn auch weniger als KI-Experte. Was der Wechsel des Spitzenmanagers für die Zukunft der Vision-Pro-Sparte bedeutet, bleibt abzuwarten.

Podcast: KI-Update

Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz eigentlich? Welche Folgen hat generative KI für unsere Arbeit, unsere Freizeit und die Gesellschaft? Im "KI-Update" von Heise bringen wir Euch gemeinsam mit The Decoder werktäglich Updates zu den wichtigsten KI-Entwicklungen. Freitags beleuchten wir mit Experten die unterschiedlichen Aspekte der KI-Revolution.

Die Zusammenarbeit zwischen Boston Dynamics und dem Robotics & AI Institute zeigt erste Erfolge. Der humanoide Roboter Atlas 2.0 bewegt sich jetzt deutlich dynamischer und menschenähnlicher.

Die Unternehmen setzen auf verstärkendes Lernen (Reinforcement Learning), bei dem der Roboter in virtuellen Simulationen für erfolgreiche Aufgaben belohnt wird. Ein aktuelles Video zeigt die Fortschritte: Atlas geht und läuft mit schwingenden Armen und natürlicher Oberkörperdrehung. Zudem beherrscht er akrobatische Bewegungen wie Radschlagen, seitliche Bodenrollen und Handstände.

Im Fokus der Entwicklung steht die Ganzkörperdynamik – das Zusammenspiel aller Körperteile, um verschiedene Kräfte auszugleichen. Anders als viele Wettbewerber konzentrieren sich Boston Dynamics und RAI nicht nur auf industrielle Anwendungen, sondern legen besonderen Wert auf die Bewegungssteuerung, was das Gehen stabiler und Bewegungen insgesamt sicherer und effizienter macht.

Diese Fortschritte könnten Atlas auch für kommerzielle Einsätze in Industrie und Haushalt wertvoller machen. Eine militärische Nutzung erscheint unwahrscheinlich, da sich Boston Dynamics 2022 zusammen mit anderen Robotikunternehmen verpflichtet hat, ihre Roboter nicht zu bewaffnen.

Figure AI hat erste Einblicke zu einer kommenden BotQ-Fabrik gezeigt. Dort sollen humanoide Roboter in großen Stückzahlen gebaut werden sollen. Erste Tests der Produktionsabläufe laufen bereits. Figure AI plant, in der BotQ rund 12.000 Roboter jährlich herzustellen. Dabei will der Hersteller die gesamte Kontrolle über den Produktionsprozess seiner humanoiden Figure 03 Roboter behalten. Dies gelinge nur dann, wenn die Roboter selbst und nicht von Auftragsfertigern hergestellt werden, betont Figure AI.

Das Unternehmen will so den Herstellungsprozess und die Qualität besser kontrollieren und steuern können. Die Roboterherstellung in der BotQ-Fabrik soll eine Kombination aus von Künstlicher Intelligenz gesteuerter Automatisierung und menschlicher Aufsicht sein. Ganz ohne externe Partner, die Teile zuliefern, geht es aber nicht. Figure AI hat hier erste Kooperationen mit Zulieferern geschlossen, um eine stabile Lieferkette für die speziellen Komponenten herzustellen. Das Robotikunternehmen sieht sich dabei so gut aufgestellt, dass innerhalb der nächsten vier Jahre auch die Produktion von 100.000 Robotern oder 3 Millionen Aktuatoren möglich wäre.

(igr)