KI-Update kompakt: Generative KI, kalifornisches KI-Gesetz, Laion, SmartGAITLab
Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
- Isabel GrĂĽnewald
- The Decoder
Generative KI setzt sich schneller durch als frĂĽhere Technologien
Eine neue US-Umfrage zeigt: Generative KI setzt sich schneller durch als frühere Technologien. Die Studie von Forschern der Federal Reserve Bank of St. Louis, der Vanderbilt University und der Harvard Kennedy School zeigt, dass generative KI-Technologien wie ChatGPT deutlich schneller angenommen werden als frühere transformative Technologien. Zwei Jahre nach der Veröffentlichung von ChatGPT werden bereits Nutzungsraten beobachtet, für die PCs und das Internet über fünf Jahre benötigten.
Besonders rasant verläuft die Einführung am Arbeitsplatz. 28 Prozent der befragten Erwerbstätigen nutzen generative KI für ihre Arbeit. Fast ein Viertel setzt sie wöchentlich ein, etwa jeder Neunte sogar täglich. Die Forscher schätzen, dass derzeit zwischen 0,5 und 3,5 Prozent der gesamten Arbeitsstunden durch generative KI unterstützt werden. Das könnte einem Produktivitätsschub von 0,1 bis 0,9 Prozentpunkten entsprechen.
Männer, jüngere Arbeitnehmer, Hochschulabsolventen und Beschäftigte in MINT-Berufen weisen die höchsten Nutzungsraten auf. ChatGPT ist mit Abstand das am häufigsten genutzte generative KI-Tool.
Veto gegen kalifornisches KI-Gesetz – Silicon Valley setzt sich durch
Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom hat sein Veto-Recht gegen das geplante KI-Gesetz SB-1047 eingelegt. In seiner Begründung erklärt Newsom, dass das Gesetz zwar mit guten Absichten erstellt wurde, aber nicht zum Ziel führe. Er kritisiert, dass das Gesetz zu wenig berücksichtige, in welchem Umfeld KI eingesetzt wird und dass es nur große KI-Modelle reguliere, während kleine, spezialisierte Modelle ebenso gefährlich sein könnten.
Trotz seines Vetos betont Newsom die Notwendigkeit einer KI-Regulierung. Er fordert Protokolle zur Überwachung, Leitplanken und Konsequenzen für den Missbrauch von KI. Das Gesetz wurde auch von Forschern und Unternehmen kritisiert, insbesondere wegen des geforderten Kill Switch für große Modelle. Newsom weist darauf hin, dass Kalifornien die Heimat von 32 der weltweit 50 führenden KI-Unternehmen ist und hält es für richtig, dass der Bundesstaat in der Regulierung voranschreitet.
OpenAI-Umsatz könnte 2025 massiv ansteigen
Laut Insider-Berichten erwartet das KI-Startup OpenAI einen massiven Anstieg seines Umsatzes von geschätzten 3,7 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 auf 11,6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025. Diese Spekulationen kommen kurz vor dem Ende der aktuellen Finanzierungsrunde, an der unter anderem Microsoft beteiligt ist. Es wird erwartet, dass die Verluste in diesem Jahr bis zu fünf Milliarden Dollar betragen könnten, was größtenteils von den Ausgaben für Rechenleistung abhängt.
Die laufende Finanzierungsrunde soll in den kommenden Tagen abgeschlossen werden und könnte OpenAI einen Wert von 150 Milliarden US-Dollar verleihen. Das Unternehmen strebt an, insgesamt 6,5 Milliarden US-Dollar an Kapital einzusammeln. Zu den Investoren gehören Microsoft, Nvidia, Khosla Ventures und Thrive Capital.
Entgegen frĂĽherer Vermutungen soll Apple nicht als Investor bei OpenAI einsteigen. Dies berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf eine anonyme Quelle. Apple war als potenzieller Investor gehandelt worden, unter anderem weil das Unternehmen im Rahmen seines KI-Systems Apple Intelligence eine ChatGPT-Nutzung implementieren will.
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Huawei will mit neuem KI-Chip Nvidia-Kunden in China gewinnen
Huawei hat begonnen, Muster seines neuen Prozessors Ascend 910C an chinesische Serverfirmen und Internetunternehmen zu versenden. Der Chip soll eine leistungsstarke Alternative zu Nvidias GPUs bieten, die aufgrund von US-Exportbeschränkungen in China nur eingeschränkt verfügbar sind. Analysten zufolge liegt der Vorgängerchip Ascend 910B in der KI-Rechenleistung auf dem Niveau von Nvidias A100-GPU. Nach Angaben von Huawei wurde etwa die Hälfte der 70 leistungsstärksten chinesischen KI-Sprachmodelle im vergangenen Jahr mit einem Ascend-Chip trainiert. Laut Quellen der South China Morning Post versucht Huawei, die Chips im Bundle mit anderen Komponenten wie Netzwerk- und Speicherlösungen zu verkaufen. Aber auch der abgespeckte H20-Chip von Nvidia speziell für China verkaufe sich nach einem schleppenden Start immer besser. Chinesische Hersteller seien an Nvidias technischem Support und Wartungsdiensten interessiert, so eine Quelle der SCMP. Nvidia soll in diesem Jahr mehr als eine Million H20-GPUs in China ausliefern und damit einen Umsatz von circa 12 Milliarden US-Dollar erzielen.
Laion versus Stockfotograf: Gericht erlaubt Datensätze
Das Landgericht Hamburg hat die Klage eines Stockfotografen gegen den gemeinnützigen Verein Laion abgewiesen. Laion erstellt Linklisten und Daten für Trainingsdatensätze, die für das Training von KI-Modellen genutzt werden können. Der Stockfotograf hatte geklagt, weil er eine Verletzung seines Urheberrechts sah. Das Gericht bestätigte jedoch die Rechtmäßigkeit des Vorgehens von Laion.
In der Urteilsbegründung wird erklärt, dass die Vervielfältigung des Bildes zum Zwecke der Auswahl von Trainingsdaten unter die gesetzliche Ausnahmeregelung für Forschungszwecke fällt. Das Gericht lässt offen, ob die Schrankenregelung des §44b des Urhebergesetzes greift. Die Frage nach der Rechtmäßigkeit der Nutzung von Laions Datensatz für das Training von KI-Modellen durch KI-Anbieter selbst wird mit dem Urteil nicht beantwortet. Laion begrüßt das Urteil und sieht darin eine Bestätigung für die Fortsetzung ihrer Arbeit.
KI-Betrug am Telefon mit geklonten Stimmen
Ein Verbraucherschutzanwalt Jay Shooster berichtet von einem Betrugsversuch, bei dem sich jemand mit einer geklonten Stimme als er ausgab. Der Anrufer forderte von seinem Vater eine Kaution in Höhe von 30.000 Dollar. Shooster vermutet, dass die Betrüger seine Stimme aus einem kürzlich ausgestrahlten Fernsehinterview geklont haben. Seiner Meinung nach reichen 15 Sekunden Sprachmaterial aus, um einen brauchbaren Stimmklon zu erstellen. Obwohl er seine Familie vor solchen Betrügereien gewarnt hatte, wäre sie beinahe darauf hereingefallen. Wie leicht sich Menschen von gefälschten Stimmen täuschen lassen, zeigt auch eine Studie des University College London. Darin erkannten die Probanden KI-generierte Stimmen in 27 Prozent der Fälle nicht als Fälschung – und seitdem ist die Technologie noch besser geworden. Sicherheitsexperten von IBM ist es bereits gelungen, in einem Experiment Live-Telefonate mittels KI zu manipulieren, um Geld auf falsche Konten umzuleiten. Shooster fordert eine stärkere Regulierung der KI-Branche, um Verbraucher vor solchen Betrügereien zu schützen.
Eröffnung des KI-Labors SmartGAITLab an der Hochschule Koblenz
An der Hochschule Koblenz wurde das neue Forschungslabor für KI-basierte Ganganalyse (SmartGAITLab) eröffnet. Das Labor soll die Möglichkeiten der Ganganalyse durch den Einsatz von KI-Algorithmen erweitern. Ziel ist es, neue Erkenntnisse in den Bereichen Arbeitsschutz, Laufsport und Geriatrie zu gewinnen. Ein besonderer Fokus liegt auf der Prävention, insbesondere im Arbeitsumfeld, wo viele einem erhöhten Sturzrisiko ausgesetzt sind.
Das SmartGAITLab wird von einem interdisziplinären Team aus Experten der Bereiche Physik, Mathematik, Informatik, Sportwissenschaften, Medizin und Ergonomie betrieben. Neben der Hochschule Koblenz sind auch das Institut für Sportwissenschaft der Universität Koblenz, das Institut für Arbeitsschutz in St. Augustin sowie das Institut für Medizintechnik und Informationsverarbeitung Mittelrhein beteiligt. Die Forschenden sind überzeugt, dass die Laborergebnisse schnell zu neuen Technologien führen könnten, insbesondere im Bereich der Prävention.
Raspberry Pi AI Camera: Kameramodul mit eingebautem KI-Beschleuniger
Raspberry Pi hat ein neues Kameramodul namens Raspberry Pi AI Camera vorgestellt, das einen eingebauten KI-Beschleuniger enthält. Das Modul basiert auf dem Sony IMX500 Intelligent Vision Sensor, der einen 12,3-Megapixel-Bildsensor mit einem KI-Inferencing-Beschleuniger kombiniert. Dies ermöglicht es, ein KI-Modell direkt auf dem Kameramodul zu laden und sowohl Bilddaten als auch daraus extrahierte Informationen als Metadaten zu liefern.
Die Kamera verfügt über ein Objektiv mit 66 Grad Öffnungswinkel und manuell einstellbarer Schärfe. Zur Steuerung ist der Mikrocontroller Raspi RP2040 eingebaut. Der KI-Beschleuniger kann bis zu 30 Bilder pro Sekunde auswerten und hat 8 MByte eigenen Speicher für Firmware und KI-Modell. Im Auslieferungszustand ist das KI-Modell MobileNetSSD zur Objekterkennung vorinstalliert. Die Raspberry Pi AI Camera ist ab sofort zum Richtpreis von 70 US-Dollar erhältlich und kostet in Deutschland etwa 80 Euro.
(igr)