Klimaerhitzung: Europäischer Sommer 2021 wärmster seit Beginn der Aufzeichnungen

Im Süden Europas Waldbrände, in Deutschland eine Jahrhundertflut. 2021 war ein Jahr der Wetterextreme. Diese dürften noch häufiger werden.

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(Bild: Shutterstock)

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Der vergangene Sommer war in Europa aktuellen Klimadaten zufolge der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Er war rund ein Grad wärmer als im Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020, wie aus dem aktuellen Jahresbericht des EU-Klimawandeldienstes Copernicus hervorgeht, der am Freitag veröffentlicht wurde.

"2021 war ein Jahr der Extreme, darunter der heißeste Sommer in Europa, Hitzewellen im Mittelmeerraum, Überschwemmungen und Windflauten in Westeuropa, was zeigt, dass das Verständnis von Wetter- und Klimaextremen für Kernbereiche der Gesellschaft immer wichtiger wird", sagte Carlo Buontempo, der Direktor des Dienstes.

Weltweit gehört das Jahr 2021 zu den wärmsten Jahren der letzten sieben Jahre. Unter anderem das grönländische Eisschild auf See zeigte seine geringste Ausbreitung seit Aufzeichnungsbeginn, erklärt Copernicus im aktuellen Bericht.

Laut Aussage des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) aus dem Frühjahr 2021 habe die Destabilisierung des zentral-westlichen Eisschildes Grönlands bereits begonnen. Der Prozess des Abschmelzens könne auch bei begrenzter Erwärmung eskalieren, also den Kipppunkt überschreiten. Das würde den langfristigen globalen Anstieg des Meeresspiegels erheblich verstärken.

Der Copernicus-Bericht für 2021 zeigte nun, dass die jährliche Meeresoberflächentemperatur in Teilen der Ostsee mehr als fünf Grad über dem Durchschnitt lag. Auf Sizilien wurde zudem mit 48,8 Grad ein vorläufiger europäischer Hitzerekord gemessen. Weil die Hitzewelle in Teilen Italiens, Griechenlands und der Türkei zwei bis drei Wochen andauerte und zugleich Trockenheit herrschte, konnte es dort laut Bericht zu zahlreichen, verheerenden Waldbränden kommen. Insgesamt sei allein im Juli und August im Mittelmeerraum eine Fläche von 800.000 Hektar verbrannt. Das entspricht der halben Fläche Schleswig-Holsteins.

Auch die Flutkatastrophe, die in Deutschland mehr als 180 Menschen das Leben kostete, nahmen die Klimaforscher genauer unter die Lupe. Die Katastrophe habe sich auch deshalb so entwickeln können, weil bereits in den vorherigen Wochen ungewöhnlich viel Regen gefallen sei und der Boden daher nicht mehr ausreichend Wasser habe aufnehmen können. In Deutschland wurde zudem häufig auf die besondere geografische Beschaffenheit des Ahrtals verwiesen, Wissenschaftler und Umweltverbände wiesen aber auch auf Flächenversiegelung und das Fehlen von ausreichend Auen hin. Der Bericht schätzt indessen die Wassermengen in Einzugsgebieten von Rhein und Maas als höchste seit 1991 ein.

Es sei schwierig, solche Ereignisse eindeutig auf den Klimawandel zurückzuführen, sagte die federführende Autorin, Freja Vamborg. "Wir wissen aber, dass wir in einer sich erhitzenden Welt mehr und mehr solcher Ereignisse sehen werden." Zudem verwies sie auf die große Zahl der Kontributionen und die gute Datenlage für die Berichte, die in "hochpräzise und klare Informationen umgewandelt werden". Neben den Copernicus-Diensten arbeiteten für den mittlerweile fünften Bericht seiner Art, auch zahlreiche Klima- und Wetterexperten der internationalen Gemeinschaft, einschließlich nationaler meteorologischer und hydrologischer Dienste, Universitäten, Forschungseinrichtungen und privater Einrichtungen zusammen.

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Der Anteil klimaschädlicher Gase in der Atmosphäre der Erde, die die Erderwärmung entscheidend verursachen, hat dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr erneut zugenommen: Die Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre stieg um 2,3 ppm (Teilchen pro Millionen Luftteilchen). Die von Methan erhöhte sich um 16,5 ppb (Teilchen pro Milliarden Luftteilchen), was einen deutlich größeren Anstieg bedeutet als in den Vorjahren.

Der Anteil klimaschädlicher Gase in der Atmosphäre, die die Erderwärmung entscheidend verursachen, hat dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr erneut zugenommen.

(Bild: Copernicus-Bericht)

Methan bleibt zwar kürzer in der Atmosphäre, ist dafür aber noch schädlicher als CO₂, und entsteht etwa in der Landwirtschaft, auf Abfalldeponien oder in der Öl- und Gasindustrie. "Das ist auf jeden Fall ein Grund zur Sorge, aber auch eine offene Forschungsfrage", sagte Vincent-Henri Peuch gegenüber der dpa. Er leitet bei dem Klimawandeldienst das Daten-Monitoring. So sei noch unklar, ob deutlich mehr Methan ausgestoßen worden sei oder sich der Effekt von natürlichen Senken verändert habe.

Dem kürzlich veröffentlichten Bericht des Weltklimarats (IPCC) zufolge müssen die Treibhausgasemissionen für das von den Vereinten Nationen vereinbarte 1,5-Grad-Ziel noch vor dem Jahr 2025 ihren Höhepunkt erreicht haben und dann deutlich gesenkt werden. Dafür seien sofortige und drastische Einsparungen der Emissionen notwendig, mahnte das internationale Gremium von Klimaforschern aus aller Welt – die Staaten müssten ihre Bemühungen auch nochmals verstärken. Hierfür seien die kommenden acht Jahre entscheidend.

Die Wissenschaft ist sich einig, dass nur mit einer Begrenzung der Erderhitzung auf maximal 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit die katastrophalsten Folgen des Klimawandels noch abgewendet werden können. Bislang reichen die Klimaschutzbemühungen der Staaten dazu noch bei weitem nicht aus.

Auch Rückversicherer wie die Munich Re belegen mit ihren Berechnungen die große Gewalt der im Jahr 2021 erlebten Naturkatastrophen. Sie verursachten weltweit wesentlich höhere Verluste als in den beiden Vorjahren.

Das Jahr 2021 ist laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) auch das elfte zu warme Jahr in Folge für Deutschland. Mit einer Durchschnittstemperatur von 9,1 Grad habe das Jahr um 0,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 gelegen, berichtete der DWD in seiner Jahresbilanz.

Die Copernicus-Aufzeichnungen gehen bis 1979 zurück. Der Klimawandeldienst nutzt zudem Aufzeichnungen von Bodenstationen, Ballons, Flugzeugen und Satelliten, die bis 1950 zurückreichen. / (mit Material der dpa)

(kbe)