Know-how Farben (Teil 3): Mit kleinen oder großen Schritten durch den Farbraum

Seite 3: Konvertierung mit Bedacht – oder in 16 Bit

Inhaltsverzeichnis

In der letzten Folge haben Sie schon gesehen, welch fatale Folgen ein zu großer Farbraum für Bilder haben kann, die in die unkontrollierte Freiheit des Internets entlassen werden, jetzt zeigen sich sogar Nachteile für „ganz normale“ Bilder, die stets unter dem Schirm des Farbmanagements bleiben – ja, werden Sie vielleicht jetzt fragen, will uns denn dieser Autor allen Ernstes sRGB als optimalen Farbraum empfehlen? Nein, will er nicht! Diese Überlegungen sind kein Plädoyer für einen kleinen Farbraum, sondern dafür, Farbraumkonvertierungen mit Bedacht auszuführen. Wenn Ihre Originalbilder sRGB-JPGs sind, wie sie ja standardmäßig aus allen Kameras kommen, und Sie wollen ihnen etwas Gutes tun, dann konvertieren Sie sie nicht in einen vergleichsweise großen Farbraum wie Prophoto RGB, auch nicht temporär nur für den Zweck der Bildbearbeitung. Es sei denn, Sie konvertieren die Bilder vorher in eine größere Farbtiefe. So deutlich wie hier gezeigt sind die Farbverluste nämlich nur, wenn man konsequent in einer Farbtiefe von 8 Bit pro Kanal bleibt, denn dann ist die Anzahl der möglichen Schritte wie gesagt auf 255 begrenzt. Sie wächst sofort dramatisch, wenn man in einen Raum mit 16 Bit Farbtiefe wechselt. Dann stehen plötzlich 65535 Schritte in jede Richtung zur Verfügung, bis man auf die Farbraumgrenzen stößt. Jeder noch so kleinste Farbtonunterschied kann nun mit unterschiedlichen RGB-Werten ausgedrückt werden – sogar sehr viel kleinere Unterschiede, als unsere Augen zu identifizieren in der Lage sind. Leider unterstützen verbreitete Bildbearbeitungsprogramme wie Gimp und Photoshop Elements die 16-Bit-Farbtiefe immer noch nicht oder nur rudimentär. Auch wenn Sie mit Rawbildern arbeiten, ist die Ausgabe im Prophoto-RGB-Farbraum nur dann empfehlenswert, wenn Sie gleichzeitig die 16-Bit-Farbtiefe wählen und die Bilder auch in dieser Farbtiefe weiterverarbeiten können. Beachten Sie stets die Reihenfolge: Erst die Farbtiefe erhöhen, dann in den größeren Farbraum konvertieren. Falls Sie das Bild nach der Bearbeitung als JPG speichern wollen, konvertieren Sie es erst in den kleineren Ausgabefarbraum und verringern erst danach die Farbtiefe auf 8 Bit.

Die Erhöhung der Farbtiefe ist der erste, recht naheliegende Trick, um uns aus dem Dilemma zwischen Farbraumgröße und Schrittweite herauszubringen. Mit 65535 Trippelschritten kommt man zwar auch nur exakt genauso weit wie mit 255 großen 8-Bit-Schritten – das heißt, an der Größe des Farbraumes ändert die Farbtiefe überhaupt nichts -, doch müssen wir uns über den eventuellen Verlust von Zwischenfarben nun keine Sorgen mehr machen. Mit drei 16-Bit-RGB-Werten lassen sich kaum vorstellbare 281 Billionen Farben kodieren. Wobei: Auch in der Farbenwelt sollte man sich von großen Zahlen nicht zu sehr beeindrucken lassen. Die mit drei 8-Bit-RGB-Werten darstellbaren 16,7 Millionen „Echtfarben“ (True Color) galten lange Zeit als das Nonplusultra in der Bearbeitung und Anzeige von Bildern, doch wir haben ja gerade gesehen, wie unzureichend diese Farbtiefe schon dann ist, wenn man sie mit einem etwas größeren Farbraum kombiniert. Leider hat die 16-Bit-Farbtiefe auch einige Nachteile: Sie verdoppelt die Dateigrößen, sie stellt höhere Anforderungen an die Verarbeitungsgeschwindigkeit und sie lässt sich nicht im verbreiteten platzsparenden JPG-Dateiformat speichern. Zwar gibt es andere Dateiformate wie PNG und JPG 2000, die das können, doch sind die nur begrenzt fotokompatibel und werden vor allem bisher von keiner uns bekannten Kamera ausgegeben.