E-Commerce: Shopify konzentriert sich aufs Kerngeschäft und entlässt Tausende
Plattformbetreiber Shopify trennt sich von seiner eigenen Logistiksparte und konzentriert sich auf das Kerngeschäft. 20 Prozent der Mitarbeiter müssen gehen.
Der E-Commerce-Dienstleister Shopify will weitere 20 Prozent seiner Belegschaft entlassen und trennt sich von seiner Logistiksparte. Das kündigte CEO Tobias Lütke in einer E-Mail an die Mitarbeiter an, die das Unternehmen am Donnerstag veröffentlicht hat. Betroffen sind Schätzungen zufolge über 2000 Mitarbeiter.
Die betroffenen Mitarbeiter erhalten eine Abfindung in Höhe von vier Monatsgehältern zuzüglich einer Woche für jedes Jahr, das sie dem Unternehmen angehörten. Auch die Krankenversicherungszuschüsse werden für diese Dauer weiter bezahlt. US-Medienberichten zufolge hatte es in der Belegschaft bereits rumort und Entlassungen waren befürchtet worden, nachdem Shopify einige Mitarbeiterveranstaltungen abgesagt hatte.
Boom der Corona-Jahre
Shopify hatte erst im Sommer 2022 rund 1000 Mitarbeiter entlassen, weil der E-Commerce-Boom der Corona-Jahre wieder nachgelassen hatte und die Verbraucher wieder ihren alten Kaufgewohnheiten nachgingen. Shopify hatte damit gerechnet, dass der Trend anhaltender sein werde.
Das 2006 in Kanada gegründete Unternehmen bietet unter anderem eine proprietäre Software an, mit der sich kleine und mittlere Unternehmen Online-Shops erstellen können. Der Hauptmarkt liegt in Nordamerika. Seit dem Börsengang 2015 hat Shopify rasantes Wachstum erlebt, das durch den Onlinehandelstrend der von Corona geprägten Jahre 2020 und 2021 zusätzlich befeuert wurde.
Auf dieses Kerngeschäft will sich Shopify nun stärker konzentrieren. Seine in den vergangenen aufgebaute Logistiksparte verkauft das Unternehmen an den Frachtdienstleister und bestehenden Partner Flexport. Dafür erhält Shopify weitere 13 Prozent Anteile an Flexport, an dem es schon eine kleine Beteiligung hält. Teil des Deals ist auch der Lieferdienst Deliverr, den Shopify erst im vergangenen Jahr für 2,1 Milliarden US-Dollar übernommen hatte.
Ein Blick auf die am Donnerstag ebenfalls veröffentlichte Bilanz fürs erste Quartal 2023 zeigt trotz eines starken Umsatzwachstums deutliche Verluste im operativen Geschäft. Hier will das Unternehmen mit den Entlassungen jetzt die Kosten senken und sich auf das Kerngeschäft konzentrieren.
Umsatzsteigerung und Nettogewinn
Shopify konnte demnach den Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal von 1,2 auf 1,5 Milliarden US-Dollar steigen. Zugleich stiegen auch die Kosten, was dem Unternehmen einen operativen Verlust von 193 Millionen US-Dollar bescherte. Dass Shopify unterm Strich einen Gewinn von 69 Millionen US-Dollar oder 5 Cent pro Aktie ausweisen kann, verdankt das Unternehmen weiteren Einnahmen unter anderem aus Anlagegeschäften. Die Aktie zog zum Börsenstart in New York um gut 20 Prozent an.
Jobabbau im großen Stil findet derzeit bei fast allen Tech-Firmen statt. US-Riesen wie Amazon, Google oder Meta haben teils mehrere Entlassungswellen hinter sich. Zuletzt hatten auch Red Hat und das Start-up Clubhouse zahlreiche Mitarbeiter entlassen. Beobachter sehen in der Kündigungswelle auch ein Ergebnis des "Over-Hirings" der Techkonzerne. Die Firmen hätten nicht aus Bedarf angeheuert, sondern um der Konkurrenz die guten Kräfte vom Markt wegzufischen.
(vbr)