Kosmologie: Alternative Erklärung des Universums kommt ohne Dunkle Materie aus

Ein kanadischer Physiker meint, eine alternative Erklärung des Kosmos gefunden zu haben. Der wäre demnach viel älter, Dunkle Materie bräuchte es gar nicht.

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Künstlerische Darstellung eines leuchtenden Schwarzen Lochs

Künstlerische Darstellung eines schwarzen Lochs – das erlaubt kosmischen Flammenschlag.

(Bild: MattL_Images/Shutterstock.com)

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Ein kanadischer Physiker hat eine Forschungsarbeit vorgelegt, mit der er beweisen will, dass das Universum 26,7 Milliarden Jahre alt ist und es keine Dunkle Materie gibt. Rajendra Gupta von der Universität Ottawa hat dafür die schon seit Jahrzehnten verworfene Theorie der sogenannten Lichtermüdung angepasst und spricht von einer Herausforderung für das gegenwärtig vorherrschende Bild des Kosmos. Gleichzeitig schreibt er aber in der jetzt veröffentlichten Forschungsarbeit, dass seine Arbeit lediglich zwei Beobachtungen zur sogenannten Baryonischen akustischen Oszillation (BAO) erklären vermag. Zentrale andere Messungen, die dem Standardmodell der Kosmologie zugrunde liegen, bleiben demnach bislang außen vor.

Dunkle Materie ist eine bislang nicht experimentell beobachtete Form von Materie, die Bewegungen Galaxien und Galaxienhaufen erklären soll. Wissenschaftler gehen davon aus, dass es deutlich mehr Dunkle Materie als Standardmaterie gibt. Auch wenn diese mysteriöse Materie nicht beobachtet wurde, gilt die Theorie als akzeptiert, weil sie viele grundlegende Fragen beantwortet. Dem widerspricht Gupta und verweist auf seine Alternative: Die geht davon aus, dass Naturkonstanten mit der Zeit schwächer werden und Licht auf dem Weg durch das Universum an Energie verliert. Erstmals vorgeschlagen wurde die Lichtermüdung von dem Schweizer Physiker Fritz Zwicky vor fast 100 Jahren, das Lichtermüdungsmodell ist jedoch umstritten. Stattdessen geht man jetzt davon aus, dass die beobachtete Rotverschiebung auf die Expansion des Universums zurückgeht.

In der jetzt im Fachmagazin Astrophysical Journal veröffentlichten Arbeit schreibt Gupta, dass seine alternative Theorie – mit der Bezeichnung CCC+TL – zwei Beobachtungen zu Baryonischen akustischen Oszillation (BAO) erklären könne. Das sind gigantische Strukturen, die auf ein Wechselspiel von Gravitation und Druck wenige Hunderttausend Jahre nach dem Urknall zurückgehen. Gleichzeitig schreibt er aber auch, dass man noch abwarten müsse, ob das neue Modell auch Beobachtungen zum kosmischen Mikrowellenhintergrund, zur Nukleosynthese nach dem Urknall und "andere kritische Messungen" erklären könnte. Noch hat der alternative Erklärungsversuch also einen weiten Weg vor sich, bis das Standardmodell tatsächlich wackelt.

Für Guptas Theorie ist die Publikation nicht die erste Bewährungsprobe: Erst im Juli hat er eine Studie veröffentlicht, laut der das Universum deutlich älter ist, als gemeinhin angenommen. So kommt der Physiker auf 26,7 Milliarden Jahre, die seit dem Urknall vergangen sind. Allgemein akzeptiert sind lediglich 13,7 Milliarden Jahre. Der Physiker gesteht ein, dass es immer wieder Arbeiten gibt, die derart grundlegende Annahmen zum Kosmos infrage stellen, behauptet aber, dass nur seine mit Beobachtungen in Einklang zu bringen sei. Erst im Herbst hatten zwei Studien für Aufmerksamkeit gesorgt, mit denen Albert Einsteins Relativitätstheorie abgelöst werden sollten. Sich anschließende Analysen hatten daran aber Zweifel geweckt.

(mho)