LKW-Platooning: Sicher, aber nicht so sparsam wie erwartet

Seite 2: "Keine sicherheitskritischen Situationen"

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Joachim Drees (MAN), Alexander Doll (Deutsche Bahn), Tobias Miethaner (BMVI), Testfahrer Andy Kipping sowie Sabine Hammer und Christian Haas von der Fresenius-Hochschule.

(Bild: heise online/Krempl)

Die Verbindung der Trucks erfolgte über die WLAN-Spezifikation 802.11p alias ITS-G5, die speziell für die Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation entwickelt wurde und dank hoher Reichweiten als verlässlich gilt. Derzeit geht quer durch die Automobilbranche und die Politik aber ein Riss, ob dieser Standard für das vernetzte Fahren eingesetzt werden soll oder die Mobilfunkvariante C-V2X. Auch fürs Platooning sei das Format "noch nicht geklärt", konstatierte dazu Drees.

Tobias Miethaner, Leiter der Abteilung digitale Gesellschaft im Bundesverkehrsministerium, zeigte sich erleichtert, dass es "keine sicherheitskritischen Situationen gegeben" habe. Das Zusammenspiel mit den Fahrern habe "sehr gut funktioniert", was Hoffnungen mache auch für das automatisierte oder autonome Fahren generell. Die spannende Frage dabei sei, wie der Mensch auf eine "Übernahmeaufforderung" der Maschine reagiere und "wie wir ihn zurück in den Loop kriegen".

Auf die Fahrer, die weiterhin benötigt würden, hatten die Projektbeteiligten laut Miethaner daher einen besonderen Fokus gelegt. Viele Bedenken gegenüber der Automatisierung hätten sich demnach "sehr schnell relativiert". Die Trucker seien im Vorfeld "sehr skeptisch" gewesen wegen des geringen Abstands oder der Furcht vor Hackerangriffen, sich aber schon bei Übungsfahrten "wahnsinnig schnell" an das System gewöhnt, berichtete Sabine Hammer, Professorin für Sozialforschung an der Hochschule Fresenius. Platooning sei "sicherer als das manuelle Fahren".

Die Fresenius-Forscher überwachten die Fahrer mithilfe einer Elektroenzephylogramm-Haube (EEG) und einer mobilen Brille zur Blickfokussierung im realen Verkehr. "Mehrere Hunderte Milliarden Daten" seien dabei zusammengekommen, führte Christian Haas, Direktor des Instituts für komplexe Systemforschung an der Hochschule aus. Ablesbar gewesen sei daraus, dass die "Piloten" weder angestrengter noch ermüdeter im Platooning-Betrieb gewesen seien. Vereinzelt hätten sie beim Entkoppeln länger als zwei Sekunden aufs Display geschaut, generell hätten aber auch unerwartete "Einscherer" nicht zu einer erhöhten Aktivität geführt.

"Ums Ersetzen geht es im Moment gar nicht", versuchte Hammer Ängste vor Arbeitslosigkeit von Berufskraftfahrern zu widerlegen. Die normale Fahraufgabe bleibe, dazu kämen aber zusätzliche Steueraufgaben, die ein spezielles Training erforderten. Diese Zusatzqualifizierung könnte auch "das Berufsbild von außen etwas aufwerten". Das Verkehrsressort will die Resultate nun zunächst im Detail auswerten, um auf dieser Basis weitere Entscheidungen möglicherweise auch für Gesetzesänderungen vorzubereiten. (vbr)