LNG-Tanker fährt 10.000 km autonom über den Pazifik

Hyundai demonstriert seine Technik auf dem Autonomie-Level 2, mit der erstmals ein großes Handelsschiff eine längere Strecke absolviert hat.

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Der Kapitän der Prism Courage und seine Crew inspizieren das Navigationssystem.

(Bild: Hyundai)

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Mit der Prism Courage hat erstmals ein großes Handelsschiff über eine lange Strecke auf Autonomie-Level 2 den Pazifischen Ozean überquert. Der Flüssiggas(LNG)-Tanker der Reederei SK Shipping am 1. Mai 2022 vom texanischen Freeport am Golf von Mexiko über den Panama-Kanal zum LNG-Terminal im südkoreanischen Boryeong, wo er nach 33 Tagen ankam.

Etwa die Hälfte der 20.000 km Strecke fuhr der Tanker mit Technik der Hyundai-Tochter Avikus, dem "Hyundai intelligent Navigation Assistant System" in der Version 2, also HiNAS 2.0. Es sei das erste Mal, dass ein Schiff auf einer transozeanischen Reise autonome Navigationstechnik verwendet habe, teilte Hyundai mit. Autonomie auf Level 2 bedeutet, das Schiff kann wichtige Funktionen wie die Korrektur der Drift und Warnungen vor Kollisionen selbstständig übernehmen und – im Gegensatz zu einem gängigen Autopiloten – ständig korrigieren, das System muss aber überwacht werden.

Die Prism Courage lief voriges Jahr vom Stapel und fährt unter der Flagge Panamas. Sie ist knapp 300 m lang und 50 m breit bei einer Bruttoraumzahl von 122.166. Das HiNAS an Bord, das aus Navigations- und Anlegesystem besteht, könne mithilfe von Kameras, GPS und künstlicher Intelligenz die Wetterbedingungen und Wellenhöhen erkennen, auch Schiffe in der Nähe und nach den gewonnenen Daten den Tanker in Echtzeit steuern, erläutert Hyundai.

Das System habe es ermöglicht, das Schiff auf der optimalen Route fahren zu lassen. Dadurch seien weniger Kraftstoff verbraucht, die CO₂-Emissionen um knapp 5 Prozent verringert worden. HiNAS 2.0 soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen, sofern es von der Klassifikationsgesellschaft American Bureau of Shipping zertifiziert wird.

Die Technik könne helfen, die Auswirkungen des Arbeitskräftemangels in der Seeschifffahrt zu beheben, Schadstoffe zu reduzieren und die Sicherheit zu verbessern, meint Hyundai. Den zurzeit wegen der Sanktionen gegen Russland wachsenden Bedarf an LNG und den dafür nötigen Transportmitteln erwähnt das Unternehmen nicht, er dürfte aber auch eine Rolle spielen.

(anw)