Linux-Verband ermahnt SCO

Der Linux-Verband fordert SCO zu einer Stellungnahme wegen angeblicher Rechtsverstöße auf und schließt einen Ausschluss des Unternehmens nicht aus.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 561 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Die SCO Group GmbH erregt offenbar den Unmut des Linux-Verbandes (LIVE). Dieser teilt heute mit, er beobachte "mit großer Sorge" die Aktivitäten seines Mitgliedsunternehmens. SCO ist in einem Schreiben aufgefordert worden, die geltende Satzung zu beachten. Damit sei die Selbstverpflichtung aller Mitglieder gemeint, "sich für die freie Verfügbarkeit von Linux als Basisbetriebssystem einzusetzen", teilt der Verband mit

Der Verband betont, er wolle sich nicht in Auseinandersetzungen einmischen, solange Verbandsinteressen nicht direkt betroffen seien. Es sei aber unerlässlich, dass alle Behauptungen über angebliche Verletzungen von Rechten der SCO Group "sofort und nachvollziehbar" bewiesen werden. Zu dem sieht der Verband ein Problem darin, dass SCO "Linux-Anwender anschreibt und ihnen ohne die Darlegung von Beweisen Rechteverletzungen vorwirft". Diese "Drohbriefe" seien "in jedem Fall inakzeptabel".

Der Vorstand des Linux-Verbandes fordert SCO auf, darzulegen und durch Beweise zu untermauen, in welchen Komponenten des Betriebssystems Linux das Unternehmen seine Rechte an Unix verletzt sieht. Am 5. Juni will der LIVE-Vorstand die Stellungnahme bewerten. Dabei werde ein möglicher Ausschluss der SCO Group ebenfalls auf der Tagesordnung stehen, da entsprechende Anträge einiger Mitglieder des Linux-Verbandes vorliegen würden.

Einige Patente, Urheberrechte und Kerntechnologien im Besitz von SCO datiert das Unternehmen auf das Jahr 1969 zurück, als in den Bell Laboratories der erste Unix-Quellcode programmiert wurde. Das geistige Eigentum von AT&T an Unix wurde später an Novell Networks verkauft. Die Netzwerk-Spezialisten wollten einst mit einem eigenen Unix reüssieren. Novell wiederum verscherbelte die Besitztümer später an SCO. Mit der Übernahme von OpenServer und UnixWare durch Caldera ging das geistige Eigentum an den AT&T-Unix-Entwicklungen an Caldera über und landete durch deren Umbenennung wieder bei der SCO Group. SCO gehören nach eigener Ansicht damit die Rechte an AT&Ts Ur-Unix und damit auch an allen modernen Unix-Versionen inklusive Linux, die laut SCO alle von Unix System V abgeleitet sein sollen.

Für Jürgen Siepmann, Justiziar des Verbandes, ist die Durchsetzung der Forderungen der SCO Group nicht sehr wahrscheinlich, da das Unternehmen bis vor wenigen Wochen selbst ein eigenes Linux-Derivat entwickelt und vertrieben und damit dieses Produkt rechtlich verbindlich als Freie Software im Sinne der GPL freigegeben habe.

Siehe zum Thema auch: (anw)