Lycos nur dank Verkaufserlös im Plus

Internetdienstleister Lycos Europe hat dank des Verkaufs einer schwedischen Beteiligung erstmals die Gewinnzone erreicht. Operativ sah es im abgelaufenen Quartal dagegen weniger rosig aus.

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Der Internetdienstleister Lycos Europe hat dank des Verkaufs einer schwedischen Beteiligung erstmals die Gewinnzone erreicht. Christoph Mohn, Lycos-Vorstandschef und Sohn des Bertelsmann-Patriarchen Reinhold Mohn, wiederholt sein in langen und verlustreichen Jahren gelerntes Mantra, Lycos sei nun endgültig auf dem Weg in die Profitabilität: "Die Ergebnisse und Leistungen bis zum heutigen Tage zeigen deutlich, das wir uns auf der Zielgeraden zur Profitabilität für das Gesamtjahr befinden."

Das Weihnachtsgeschäft soll es nun richten. Denn operativ sah es im abgelaufenen Quartal gar nicht mehr so rosig aus, nachdem sich Lycos zuvor bis auf 200.000 Euro an die schwarze Null herangepirscht hatte. Im dritten Quartal 2006 weist Lycos Europe nun zwar einen Überschuss von 9,1 Millionen Euro aus, der allerdings einem Einmaleffekt zu verdanken ist. Der Verkauf des schwedischen Spray-Portals spülte 14,8 Millionen Euro in die Lycos-Kasse.

Ohne diesen warmen Geldregen pfeift der Wind in Güterloh schon wieder etwas frostiger. Der Umsatz ging im vergangenen Quartal um 13 Prozent auf 17,4 Millionen Euro zurück, das Unternehmen beklagt hier eine "überdurchschnittlich schwache Sommer- und Urlaubssaison". Das Ergebnis vor Steuer und Abschreibungen landete mit minus 3,4 Millionen Euro wieder deutlich im Keller, nachdem im gleichen Zeitraum 2005 noch ein mit 400.000 Euro positives EBITDA ausgewiesen wurde. Dem Finanzergebnis von 9,1 Millionen (Vorjahr: minus 2 Millionen Euro) steht ein Betriebsverlust von 4,9 Millionen Euro gegenüber (Vorjahr: minus 1,5 Millionen Euro).

Im Blick auf die ersten neun Monate des Jahres hat Lycos bei unwesentlich gewachsenen Umsätzen von 59 Millionen Euro (plus 1 Prozent) das EBITDA von minus 12 Millionen Euro im Vorjahr um 71 Prozent auf minus 3,4 Millionen verbessern können. Der Betriebsverlust belief sich zwischen Januar und Ende September auf 7,9 Millionen Euro (2005: 18,5 Millionen). Mit einem Anteil von 40 Prozent (28,7 Millionen Euro) am Gesamtumsatz stellte der Bereich der kostenpflichtigen Dienste und Shopping die größte Umsatzsäule dar. Werbeerlöse haben einen Umsatz von 25,9 Millionen Euro erzielt.

Die Sparte Internetzugang trug mit 4,3 Millionen Euro etwa 7 Prozent zum Umsatz bei. Das Internetzugangsgeschäft ging aufgrund des anhaltenden Preisverfalls auf dem deutschen Zugangsmarkt um 19 Prozent zurück, erklärte Lyocs. Das Zugangsgeschäft in Schweden, erst vor zwei Jahren durch die Übernahme der schwedischen Tiscali-Tochter deutlich ausgebaut, soll nach der Portal-Tochter ebenfalls verkauft werden. (vbr)