Mainframes? Nicht wegzudenken für den Erhalt unserer Infrastruktur

Seite 3: Der technisch (schwierige) Vergleich

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Seit 2019 vermarktet IBM die Mainframes der Baureihe z15. Können Sie uns hier einige technische Eckdaten nennen, gerne im Vergleich handelsüblichen Linux- und/oder Windows-Servern?

Die z15 bietet bis zu 190 Cores mit 5,2 GHz Taktrate, die für Kundenanwendungen genutzt werden können. Zusätzlich stehen weitere Prozessoren für I/O, interne Virtualisierung und Reservezwecke zur Verfügung. Im Gegensatz zu anderen Servern haben IBM-Z-Systeme eine vierstufige Cache-Hierarchie, dank der sich viele Daten über Core-Grenzen hinweg effizient teilen lassen.

Ein System kann bis zu 40 TByte Hauptspeicher nutzen. Durch den Einsatz logischer Partitionen – kurz LPARs – können mehrere Instanzen verschiedener Betriebssysteme effizient auf einem physikalischen System laufen. Die EAL-5-Zertifizierung bescheinigt dabei den gleichen Sicherheits-Level wie bei Verwendung separater physikalischer Systeme.

Die Plattform kann bis zu 1 Billionen sicherer Webzugriffe an einem Tag bedienen. Zudem ist das redundante Design von IBM Z auf höchste Ausfallsicherheit ausgelegt und kann damit die meisten Fehlersituationen ausgleichen.

Telum, die nächste Generation des Mainframe-Prozessors, wurde im August vorgestellt. Was sind die wichtigsten Neuerungen?

Die nächste Generation hat große Redesigns erfahren, wie zum Beispiel die Einführung der 7nm-Technologie bei den Chipstrukturen und eine neue virtuelle Cache-Hierarchie. Vor allem von dem jetzt eingebauten Accelerator für KI erhoffen wir uns große Vorteile und neue Use-Cases für unsere Kunden. Diese Hardware-basierte Beschleunigung erlaubt es, AI-Inferencing in laufende Business-Transaktionen zu bringen, ohne dass es zu Perfomance-Einbußen bei der Transaktionsverarbeitung kommt. Die weiteren Neuerungen sind am besten in folgendem Video zusammengefasst.

Im August zeigte IBM seinen neuen KI-Prozessor, genannt Telum, für die nächste Mainframe-Generation.

(Bild: IBM)

Früher liefen Mainframes ausschließlich unter proprietären Betriebssysteme mit Sprachen wie COBOL, PL/1 & Co. Heute sind sie mit dem Betriebssystem Linux und modernen Programmiersprachen wie Python, Java/JavaScript und C++ zu betreiben. Nutzen die Kunden diese Option aus Ihrer Sicht ausreichend? Was tut IBM, um hier die Akzeptanz zu fördern?

Wir haben ein großes Interesse daran, dass Kunden ihre Anwendungen kontinuierlich modernisieren und neue Technologien und Programmiersprachen einsetzen. Dies gilt sowohl für das Betriebssystem z/OS als auch für VSE oder Linux. Nur durch Innovationen ist gewährleistet, dass es ausreichend IT-Experten gibt und die Verfahren auf lange Zeit nutzbar, wartbar und effizient erweiterbar bleiben.

Es gibt wie immer einige Kunden, die hier mit gutem Beispiel vorangehen, die für sich selbst eine wirkliche Mainframe-Strategie definiert haben und ihre Belegschaft auf diese Reise mitnehmen. Leider ist dies nicht überall der Fall. Daher versuchen wir diese Optionen gemeinsam mit den Kunden, den Z-Partnern und dem ganzen Ecosystem zu stärken. Mit diversen Veranstaltungen und Serviceangeboten legen wir und unsere Partner daher einen großen Fokus auf die Modernisierung von Mainframe-Anwendungen.

Die „Mehrsprachigkeit“ ermöglicht es Mainframe-Kunden theoretisch auch Tools zu nutzen, die ursprünglich für die x86-Serverwelt entwickelt wurden. Klappt das auch in der Praxis? Wie viel Mainframe-Know-how benötigen die Linux- bzw. Windows-Experten dafür?

Die Nutzung von Software, die nicht originär für die Z-Plattform geschrieben wurde, ist seit vielen Jahren bewährte Praxis. Dies gilt sowohl für Java-Workloads, die architekturbedingt in der JVM laufen, als auch für Software in anderen Programmiersprachen, die für Z kompiliert wurden. Dies gilt nicht nur für Linux auf IBM Z, sondern auch für z/OS-Applikationen.

Mit z/OS 2.4 können auch Docker-Container nativ unter z/OS betrieben werden. Ein weiteres Beispiel ist die neue Unterstützung von .NET-Applikationen unter Linux auf IBM Z. Viele Kunden profitieren von diesen Möglichkeiten schon heute. Immer mehr Kunden betrachten die Plattform nicht mehr als eine abgeschlossene Einheit, sondern lassen die Welten zusammenwachsen.