Mainframes? Nicht wegzudenken für den Erhalt unserer Infrastruktur

Legacy ist nur der Ruf: In der ersten Folge der Mainframe-Interviews wirft Christian Daser von IBM einen genauen Blick auf die Zukunft des Großrechners.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 333 Kommentare lesen
Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Berthold Wesseler
Inhaltsverzeichnis

In der ersten Folge der iX-Interviews rund um den Mainframe sprechen wir mit Christian Daser – denn wenn jemand weiß, wie im Mainframe-Geschäft der Hase läuft, dann er: Seit November 2021 verantwortet er als zStack-Leader DACH unter anderem Vertrieb und Service für die Z-Hardware und -Software in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Die Mainframe-Interviews, Folge 1: IBM

Im iX-Interview erklärt Christian Daser die IBM-Sicht auf den Mainframe. Als zStack-Leader DACH beschäftigt er sich – ganz konträr zum Ruf – vor allem mit aktuellen Themen: Linux, Docker, OpenShift, KI und Cloud-Integration klingen so gar nicht nach Legacy-Geschäft.

Christian Daser arbeitet seit über 20 Jahren beim Mainframe-Erfinder und hatte diverse technische, vertriebliche sowie managementorientierte Rollen im Bereich IBM Z inne. In seiner Rolle im technischen Vertrieb durfte er diverse Kunden zu Projekten im Umfeld Datenbanken und Transaktionssysteme beraten. Dabei legte er immer einen Fokus auf die Modernisierung von Bestandssystemen und die Integration des Mainframe in heterogene Architekturen.

Herr Daser, Mainframes gelten als die „Oldtimer“ unter den Computersystemen. Zu Recht?

IBM-Mainframes sind seit Jahrzehnten die Backbones der IT zahlreicher Unternehmen. Sie leisten ihre Dienste mit größter Zuverlässigkeit, Performance und Sicherheit. Darüber hinaus hat sich IBM Z immer wieder erneuert und bietet heute – neben den lange etablierten Möglichkeiten – modernste Technologien wie Linux, Containerisierung über Red Hat Openshift, Programmiersprachen wie Java, Python, .NET und moderne Dev-Ops-Prozesse und API-Enablement. Wir haben für IBM Z eine langfristige Roadmap und wollen weiter die IT-Industrie mit innovativen Erweiterungen prägen.

Woher rührt dann dieses Vorurteil?

IBM Z stellt in der Regel die Grundlage für äußerst kritische Anwendungen dar und ist nicht wegzudenken für den Erhalt unserer Infrastruktur in Deutschland, Europa und der ganzen Welt. Der Betrieb wird von relativ kleinen Teams mit tiefem dedizierten Skill sichergestellt. Im Vergleich zu anderen Plattformen wird sicherlich weniger über Mainframe-Projekte in der Öffentlichkeit diskutiert und es gibt weniger Aufmerksamkeit im Marketing oder bei der Lehre.

Solche Vorurteile entstehen vermutlich, weil viele Personen gar nicht wissen, dass sie regelmäßig mit IBM Z arbeiten. Wer denkt schon an Mainframes, wenn er gerade seine Tankfüllung per Kreditkarte bezahlt, eine Online-Überweisung tätigt, im Supermarkt einkauft, seine Versicherungspolice ändert oder ein neues Auto bestellt?

Wo überall kommt man denn hinter den Kulissen mit Mainframes in Berührung?

IBM Z ist aufgrund der Stärken bei der Transaktionsverarbeitung, Ausfallsicherheit und Security/Regulatorik weit verbreitet im Finanzsektor bei Banken, Versicherungen oder Börsen. Auch in der öffentlichen Verwaltung kommen in vielen Fällen Großrechner zum Einsatz. Des Weiteren setzen große Industrieunternehmen in der Automobil-, Luftverkehrs- oder Transportbranche aufgrund der Ausfallsicherheit und Zuverlässigkeit auf Mainframes.

Diese Unternehmen schätzen auch die einzigartigen Möglichkeiten der Auf- und Abwärtskompatibilität. Auch im Umfeld Retail und Logistik setzen viele Unternehmen auf IBM Z. Während der Corona-Pandemie haben diese Unternehmen die Stärken des Mainframes erneut zu schätzen gelernt.

Zum Beispiel gab es bei diversen Banken erhöhte Workload durch Anfragen nach Krediten oder Stundungen – und in Retail gab es bei unseren Kunden mit Onlinehandel hohen Bedarf an IT-Kapazität. Solche Kapazitätssprünge konnten mit IBM Z agil beantwortet werden; auch die aktuellen Engpässe bezüglich IT-Komponenten treffen IBM-Z-Kunden deutlich reduzierter.