Mehr Bits für Farbe

Seite 4: Der richtige Farbraum

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Ebenso wichtig wie die Erfassung des möglichst vollständigen Motiv- Kontrastumfangs ist die richtige und vollständige Erfassung der Farben. Jedes Bildaufnahmegerät hat seine eigene Farbcharakteristik, das heißt, es setzt die gleiche Farbe etwas anders in RGB-Werte um als ein anderes Gerät – sogar Geräte derselben Firma und Serie haben geringe Abweichungen. Zur Beschreibung dieser Charakteristik dienen ICC-Profile. Neben gerätespezifischen Profilen gibt es standardisierte Profile, die für den Austausch besser geeignet sind und die Arbeitsfarbräume genannt werden. Ohne näher auf die Einzelheiten des Farbmanagements eingehen zu wollen (siehe dazu), sei hier nur gesagt, dass sich Profile und Arbeitsfarbräume ineinander umrechnen lassen und damit Farbfehler weitgehend korrigiert werden können. Dazu müssen jedoch einige Einstellungen beachtet werden.

Vergleich eines mit SilverFast erstellten Farbprofils des Scanners Nikon LS-4000 (Drahtmodell) mit dem Farbraum Adobe RGB (farbig). Der Scannerfarbraum ist in den dunklen und mittleren Tonbereichen deutlich größer als Adobe RGB.

Mit Digitalkameras ist dies vergleichsweise einfach, denn die geben ihre Daten in einem standardisierten Arbeitsfarbraum aus – meist sRGB, in besseren Kameras optional auch Adobe RGB, der mehr Farben darstellen kann. Die Anfertigung eines gerätespezifischen Kameraprofils lohnt sich nur, wenn immer unter gleichbleibenden Lichtverhältnissen (Studio) fotografiert wird. Der relativ kleine Farbraum sRGB entspricht dem, was ein recht mittelmäßiger Monitor an Farben darstellen kann. Tintenstrahldrucker können teilweise deutlich mehr Farben drucken, als sRGB enthält. Deshalb sollten Sie sRGB nur dann wählen, wenn Ihre Kamera keine bessere Alternative bietet.

Adobe RGB ist die geeignete Wahl – schon deshalb, weil gute Monitore bereits heute diesen und sogar noch größere Farbräume darstellen können. Die Wahl des richtigen Kamerafarbraums nützt nichts, wenn dieser bei der Weiterverarbeitung nicht erkannt und beachtet wird. Raw-Konverter tun dies in der Regel automatisch und betten den Farbraum in die ausgegebene TIFF- oder JPEG-Datei ein. Bildbearbeitungsprogrammen muss aber meist erst gesagt werden, dass und wie sie ICC-Profile beachten sollen. Es gibt mehrere unterschiedliche Konzepte. Photoshop lässt die meisten Freiheiten, der Einstellungsdialog ist aber auch relativ kompliziert. Für unser Beispiel (Kameradatei mit Adobe RGB-Farbprofil) wählen Sie unter Bearbeiten→ Farbeinstellungen folgende Einstellungen:

Arbeitsfarbräume:

  • RGB: Adobe RGB
  • CMYK: nur wichtig, wenn direkt für die Druckvorstufe produziert wird (bei Druckerei erfragen)
  • Graustufen: Dot Gain 20% (nur wichtig für direkten Schwarzweißdruck, ausprobieren beziehungsweise bei Druckerei erfragen)
  • Volltonfarbe: nur wichtig, wenn direkt für die Druckvorstufe produziert wird (bei Druckerei erfragen)

Farbmanagement-Richtlinien:

  • Eingebettete Profile beibehalten ist (bei allen Bildtypen) empfehlenswert, wenn auch Bilddateien mit anderen Profilen verarbeitet werden sollen
  • Profilfehler/Fehlende Profile: Setzen Sie hier alle drei möglichen Häkchen. Damit können Sie beim Öffnen oder Einfügen selbst bestimmen, wie die Daten farblich interpretiert werden sollen. Zum Beispiel liegen aus dem Internet geladene Bilddateien oft im sRGB-Farbraum vor, das Profil ist jedoch nicht eingebettet. Solchen Bildern weisen Sie beim Öffnen manuell das sRGB-Profil zu. Geschieht dies nicht, vermutet Photoshop, es handle sich um Bilddaten im aktuellen Arbeitsfarbraum (also Adobe RGB) und stellt die Farben falsch dar.

Empfohlene Farbeinstellungen in Photoshop

Scheinbar übersichtlicher (aber dennoch komplizierter) sind die Einstellungen in Paint Shop Pro. Ab Version X ist das Programm farbmanagementfähig, vorher wurden alle Bilddaten als sRGB-Daten interpretiert. Wichtig sind die zwei Dialoge Farbverwaltung und Farbarbeitsbereich (beide unter Datei→ Farbverwaltung). Zuerst müssen Sie im ersten Dialog die Farbverwaltung aktivieren, dann im zweiten als Farbarbeitsbereich Adobe RGB und Eingebettete Profile verwenden wählen. Während Photoshop das Monitor- Farbprofil selbst aussucht (es ist immer das unter Windows Systemsteuerung→ Anzeige→ Einstellungen gewählte Standard-Monitorprofil), können Sie in Paint Shop Pro auch andere installierte Monitorprofile wählen, was jedoch nicht empfehlenswert ist.

Unter den Druckerprofilen ist die Auswahl auf die Profile des Standarddruckers beschränkt. Deshalb muss, wenn Sie aus Paint Shop Pro heraus mit dem richtigen Profil drucken wollen, unter Umständen vorher der Standarddrucker gewechselt werden. Anders als Photoshop rechnet Paint Shop Pro Bilddaten mit abweichenden Farbprofilen immer in den eigenen Arbeitsfarbraum (hier Farbarbeitsbereich genannt) um. Bilddaten ohne Profil werden stillschweigend so behandelt, als lägen sie im Arbeitsfarbraum vor. Wenn dies nicht zutrifft, werden die Farben auf dem Monitor und beim Ausdruck falsch dargestellt, es hat jedoch keinen Einfluss auf die Bilddaten selbst. Sie können also profillose sRGB-Bilder durchaus in Paint Shop Pro mit abweichendem Farbarbeitsbereich bearbeiten, dann ohne eingebettetes Profil (!) speichern und an einen Belichtungsdienst senden, der sRGB-Daten erwartet. Besser ist es jedoch, für diesen Fall als Farbarbeitsbereich sRGB zu wählen.

Für gezielte Profilzuweisungen und Profilkonvertierungen gibt es in Paint Shop Pro keine Befehle, es geht aber über Umwege. Um etwa sRGB-Bilddateien ohne eingebettetem Profil dieses Profil erst zuzuweisen und diese dann nach Adobe RGB zu konvertieren, gehen Sie wie folgt vor:
Wählen Sie als Farbarbeitsbereich sRGB, öffnen Sie alle betreffenden Bilddateien und speichern Sie sie mit der Option ICC-Profil einfügen wieder ab. Ändern Sie den Farbarbeitsbereich auf Adobe RGB, öffnen alle eben gespeicherten Dateien und speichern sie gleich wieder, ebenfalls mit der Option ICC-Profil einfügen. Bei Bilddaten, die von einem Scanner gewonnen werden, können Sie als Ausgabefarbraum ebenfalls Adobe RGB wählen und mit den eben genannten Einstellungen arbeiten. Das ist zumindest nicht falsch, nutzt aber die zumeist größeren Farbräume von Scannern nicht aus. Falls möglich, empfiehlt sich also die Ausgabe in einem deutlich größeren Farbraum wie Wide Gamut RGB – was aber wiederum nur sinnvoll ist, wenn die Bilddaten in 16-Bit-Farbtiefe/Kanal ausgegeben und auch in einem größeren Farbraum als Adobe RGB weiterverarbeitet werden.

Individuelle Scannerprofile, die sich mit entsprechenden Targets relativ leicht erstellen lassen, versprechen noch bessere Ergebnisse. In SilverFast können Sie die Konvertierung in einen gebräuchlichen Arbeitsfarbraum entweder automatisch vornehmen lassen oder die Bilddaten im Scannerfarbraum ausgeben. Im HDR-Modus ist nur Letzteres möglich. In diesem Fall bietet sich die Konvertierung im Bildbearbeitungsprogramm an, was mit den gezeigten Einstellungen beim Öffnen der HDR-Dateien ebenfalls automatisch vorgenommen wird.