Milchschaum im Stau

PIaggios MP3-Dreiräder sollen Vorteile von Einspur- und Zweispurfahrzeugen verbinden und sprechen vor allem Interessenten von Großrollern für die Stadt an. Wir fahren den neuen MP3 500 mit ABS und Smartphone-App

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Sort immer noch für erstaunte Blicke: Piaggios Dreirad-Konstruktion MP3, hier der neue MP3 500
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Von
  • Philipp Kautzmann
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Paris, 30. Mai 2014 – In einer Großstadt Auto zu fahren nervt ohne Ende. Wenn diese Stadt dann auch noch so zugebaut ist wie Paris und man für einen Kilometer 20 Minuten einplanen muss, beginnt man, sich über Alternativen Gedanken zu machen. Wir haben eine probiert.

Wer sich nicht gerne in die Klauen des ÖPNV begibt, für den führt der Weg am Einspur-Fahrzeug kaum vorbei. Dumm nur, wenn kein Motorrad- oder 125er Führerschein zur Verfügung steht. Für diese Klientel bietet der Piaggio MP3 eine Möglichkeit, mit dem Auto-Führerschein einen modernen Großroller zu fahren und annähernd das Gefühl und die Geschwindigkeit eines Zweirads zu haben.

Milchschaum im Stau (17 Bilder)

Sort immer noch für erstaunte Blicke: Piaggios Dreirad-Konstruktion MP3, hier der neue MP3 500

(Bild: Piaggio)

Piaggio hat jetzt den runderneuerten MP3 500 vorgestellt, der das bisherige Modell ablösen soll. Das kenne ich gut dank einer innigen Mutter-Sohn-Beziehung und habe so mit unserem Familienfahrzeug den perfekten Prüfstein für Piaggios Aussagen zu Fortschritten.

Die auf den ersten Blick gravierendste Änderung hat das Design erfahren. Die etwas unpraktische Heckklappe ist weggefallen und hat einer längeren Sitzbank Platz gemacht, die sich jetzt komplett aufklappen lässt. Als Goodie ist das Fach darunter beleuchtet und bietet einen 12-Volt-Anschluss. Langsam setzen sich auch bei Rollern ausklappbare Soziusfußrasten durch. Diese sind beim MP3 ziemlich massiv, verschwinden aber elegant in der Verkleidung.

Die restliche Haptik hat sich eigentlich nicht wirklich verändert. Instrumente und Sitzposition sind soweit gleich geblieben. In der Mitte des Lenkers gibt es eine (optionale) Smartphone-Halterung. Zu der gehört ein USB-Anschluss in der kleinen Ablage unterhalb des Windschilds. Was sich Piaggio bei der Kabelführung für das Smartphone und der Klappe des Fachs gedacht hat, erschließt sich mir nicht. Die Klappe klemmt im geschlossenen Zustand einfach das Ladekabel ein. Zusammen mit den Vibrationen im Stand, die nur minimal geringer geworden sind, könnte ich mir einen recht hohen Ladekabel-Verschleiß vorstellen.

Um das Fahren an sich etwas spannender zu gestalten, bietet Piaggio ab Werk eine App an, die Fahrzeugdaten von einem Bluetooth-Dongle bezieht, die Piaggio als Zubehör für den CAN-Bus verkauft. Die Software namens "PMP 2.0" zeichnet Beschleunigungsdaten, Schräglage, Wegstrecke und Verbrauch auf. Zusätzlich wurde eine Navigationssoftware integriert. Die Idee ist sehr gut, nur hinkt die Ausführung. Im Vergleich zur Referenz Torque kann Piaggios App wenig. Fürs nächste Mal: Vielleicht bei den Torque-Entwicklern klopfen für einen Skin und ein paar Anpassungen?