Missing Link: Was ist eigentlich aus alten Smartphone-Betriebssystemen geworden?

Seite 4: Firefox OS

Inhaltsverzeichnis

Auf dem Mobile World Congress (MWC) 2013 war Firefox OS ein Höhepunkt: Das Betriebssystem mit dem bekannten Namen von Mozilla galt als echte Alternative zu Android und iOS. Huawei, LG und Alcatel haben damals schon die ersten Geräte mit dem Betriebssystem angekündigt. Zudem wollten 18 Mobilfunkbetreiber Firefox OS unterstützen – darunter etwa die Telekom und Telefónica. "Ich wünsche dem Mozilla-Team von ganzem Herzen Erfolg", sagte René Obermann, damals Vorstandsvorsitzender der deutschen Telekom.

Bekannter Name, große Firmen, angekündigte Geräte: Die Startbedingungen von Firefox OS waren auf dem Mobile World Congress optimal. Ende 2013 kam auch das erste Handy mit Firefox OS nach Deutschland: Das Alcatel One Touch für 90 Euro.

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990 Tage nach dem Auftritt auf dem MWC 2013 stellte Mozilla das Projekt fĂĽr Smartphones ein. Eine letzte Version 2.6 sollte es noch geben, dann hatte es sich auf Handys ausgefuchst. Bedrohlich war Firefox OS fĂĽr Android und iOS nie, der Anteil am Markt der Smartphone-Betriebssysteme verschwindend gering.

Die Architektur von Firefox OS.
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Die Architektur von Firefox OS besteht aus drei Schichten, die die Anwendungen vom Kern trennen:

  • Die Bedienoberfläche Gaia: Die Entwickler haben sie als Weboberfläche in JavaScript und HTML5 konzipiert. Gaia steuert den Homescreen, die Standard-Apps und die Bildschirmsperre. Bei den Apps unterscheidet Firefox OS zwischen gepackten Apps, die auf dem Gerät installiert sind und gehostete Apps, die auf einem Server ausgefĂĽhrt werden.
  • Die Rendering-Engine Gecko: Diese Schicht rendert nicht nur HTML5, sondern bietet auch Schnittstellen fĂĽr SMS, GPS oder die Kamera – also fĂĽr alles, was ein Smartphone so ausmacht. Gecko findet sich auch im echten Firefox-Browser wieder. Im Mittelpunkt steht der b2g-Prozess, der auf groĂźe Teile der Hardware zugreifen kann. Das System packt jede App in eine Sandbox, die ĂĽber eine eigene Ablaufumgebung verfĂĽgt.
  • Die Infrastrukturschicht Gonk: Sie baut im Grunde auf einem Standard-Linux-Kernel auf, der auch bei Android als Basis dient. Dazu kommen Hardwaretreiber und Bibliotheken fĂĽr etwa GPS oder die Kamera, damit Gecko sie nutzen kann.

Nach dem Todesstoß von Mozilla zuckte Firefox OS noch kurz: Das Unternehmen Acadine Technologies des ehemaligen Mozilla-Präsidenten Li Gong wollte das auf Firefox OS basierende System H5OS weiterhin Providern anbieten. 40 Entwickler von Mozilla folgten ihm und 100 Millionen Dollar gabs als Startkapital. Das Ergebnis: H5OS hat es nie auf ein Smartphone geschafft, die Firmenwebsite ist heute nicht mehr erreichbar.

Panasonic nutzt Firefox OS als Basis für sein Smart-TV-Betriebssystem My Home Screen, etwa für den 4K-Fernseher mit 55 Zoll Bildschirmdiagonale TX-55FXW654. Während Firefox OS auf eine offene Infrastruktur setzte, kontrolliert Panasonic sehr genau, wer für My Home Screen Apps entwickeln darf. Entwickler-Accounts werden nur nach Einladung vergeben, und Programmierer müssen vorher angeben, welche App sie für das System entwickeln wollen. Panasonic entscheidet dann, ob sie diese App in ihrem Store haben möchten.

Der größte Erfolg von Firefox OS dürfte KaiOS sein, ein Fork von B2G OS, das wiederum ein Community-Fork von Firefox OS ist. Es läuft auf Millionen Feature-Phones, also auf Handys, die noch so aussehen, als hätte es das iPhone nie gegeben – wie die Neuauflage des Nokia 8110. Feature Phones sind in der Regel recht günstig, damit dürfte ein ursprüngliches Ziel von Firefox OS erhalten geblieben sein. Auch die Zukunft sieht gut aus, denn im Juni 2018 investierte Google 22 Millionen Dollar in das Betriebssystem. Doch die Offenheit von Firefox OS hat es nicht in die Zukunft geschafft: KaiOS ist Closed Source.