Mitarbeiter bestohlen? Skandalöses Ende für DVD-Vermieter Redbox

Seite 2: Redbox übernimmt Blockbuster Express

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2012 kaufte Redbox den Mitbewerber Blockbuster Express und wagte die Expansion nach Kanada. Im Jahr darauf konnte Redbox insgesamt 773 Millionen mal eine Videoscheibe vermieten und stieg in Los Angeles auch in den Vertrieb von Eintrittskarten ein. In Kanada war der Zustrom der Verbraucher zu den DVD-Vermietautomaten allerdings bescheiden; die 1.400 dort verteilten Automaten übersiedelten 2015 in die USA. 2014 erfolgte mehr als die Hälfte aller DVD-Vermietungen in den USA durch die damals 44.000 roten Kisten.

2016 begann Redbox zusätzlich, Computerspiele zu vermieten. Im Jahr darauf eröffnete das Unternehmen eine Webseite, wo Kunden Filme gegen Obolus streamen konnten. 2019 gründete Redbox zudem eine eigene Filmproduktionsfirma, stellte aber die Vermietung von Computerspielen wieder ein. 2020 kam ein gebührenfreies Web-TV-Angebot hinzu. 2021 zählte Redbox 39 Millionen Kunden, die Videos mieteten, sei es online oder von den roten Automaten. Doch die Umsätze fielen Jahr für Jahr.

Nichtsdestotrotz schaffte Redbox 2021 den Börsengang – mittels SPAC (Special Purpose Acquisition Company). So eine Firma wird nur dazu gegründet, Geld von Investoren einzusammeln, dann ohne eigentliche Geschäftstätigkeit an der Börse zu notieren, um schließlich mit einer noch nicht börsennotierten Firma – hier: Redbox – zu verschmelzen. Das war um das Jahr 2020 en vogue; für den übernommenen Betrieb ist das ein schneller und günstigerer Weg an die Börse.

Allerdings haben viele solcher SPAC-Konstrukte den Anlegern wenig Freude bereitet, prominentes Beispiel ist Wework. Bereits ein halbes Jahr nach dem Börsengang vereinbarte Chicken Soup for the Soul die Übernahme der Mehrheit Redbox', fortan offiziell Chicken Soup for the Soul Entertainment genannt. Der Kauf war überwiegend kreditfinanziert, sodass Redbox auch noch diese Last zu schleppen hatte. Zuletzt gehörten 80 Prozent der Stimmrechte bei Chicken Soup for the Soul Entertainment CEO Bill Rouhana, dem auch Chicken Soup for the Soul gehört.

Im Jahr der Übernahme, 2022, setzte Redbox knapp 253 Millionen Dollar um, hatte aber fast 63 Millionen Dollar negativen Cashflow bei 117 Millionen Dollar Betriebsverlust und 111 Millionen Dollar Nettoverlust. 2023 wurde es schlimmer: Zwar kletterte der Umsatz auf 294 Millionen Dollar bei minus 23 Millionen Dollar Cashflow, doch explodierten der Betriebsverlust auf 556 Millionen Dollar und der Nettoverlust auf 637 Millionen. Der geringere negative Cashflow lag offiziell am Einsatz von Factoring sowie dem Verzicht auf hochpreisige Filmrechte für das Streamingportal; tatsächlich hat Redbox aber schon im Sommer 2022 aufgehört, vertraglich vereinbarte Zahlungen für Filmrechte zu leisten, wie aus einer erfolgreichen Klage von NBCUniversal hervorgeht. Auch Standmieten dürfte Redbox schuldig geblieben sein, manche Vermieter zogen wortwörtlich die Stecker.

Anfang des Jahres 2024 lagen nur noch 3,3 Millionen Dollar in der Kasse, bei unbezahlten Rechnungen in Höhe von 35 Millionen Dollar. Das Ende war nicht mehr zu vermeiden. Rouhana hat dabei versagt, einen klaren Schnitt zu setzen. Beispielsweise wurden die Kreditkarten der Firma gesperrt, sodass Fahrzeuge liegen blieben, weil Mitarbeiter sie nicht mehr betanken konnten. Anfang Juni erwirkte der Leasinggeber wegen unbezahlter Raten eine gerichtliche Anordnung zur Rückgabe von 400 Fahrzeugen. Ohne Autos kann Redbox die rund 24.000 verbliebenen namensgebenden Automaten weder warten noch bestücken.

Am 10. Juni verpasste Redbox eine gerichtlich angeordnete Ratenzahlung an NBCUniversal in Höhe von vier Millionen Dollar. Damit wurde der Gesamtbetrag von 16,7 Millionen Dollar auf einmal fällig. Erst am 29. Juni folgte der Insolvenzantrag, Rouhana musste den Chefposten räumen – der Plan war, das Unternehmen nach Schuldenreduktion fortzuführen. Diese Idee hat das Insolvenzgericht am Mittwoch beerdigt. Die 1.000 Mitarbeiter fallen um die ausstehenden Gehälter um und müssen sich selbst Krankenversicherung organisieren. Das Schicksal ihrer Pensionsfonds ist unklar.

(ds)