Mitarbeiter bestohlen? Skandalöses Ende für DVD-Vermieter Redbox

Videovermieter Redbox ist so pleite, dass er liquidiert werden muss. Mitarbeiter berichten, entreichert worden zu sein.​

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Ein Mädchen (in Begleitung einer jungen Frau) bedient eine Redbox

Ein Redbox-Werbesujet aus besseren Zeiten

(Bild: Redbox)

Lesezeit: 7 Min.
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Redbox, ein US-Vermieter von DVDs, Blu-Rays und Online-Videos, ist so zahlungsunfähig, dass der Betrieb auch durch einen Schuldenschnitt nicht gerettet werden kann. Das zuständige US-Bundeskonkursgericht in Delaware hat daher die Liquidierung angeordnet. Die roten Automaten werden wohl aus US-Supermärkten und Einkaufszentren verschwinden. Für Aufsehen sorgt ein Bericht, wonach das Management die rund 1.000 Redbox-Mitarbeiter bestohlen haben soll.

Redbox ist in den USA für seine roten Automaten bekannt, die in Geschäften und Einkaufszentren Videos vermieten. Kunden mit Kreditkarte konnten die Scheiben entnehmen und an beliebigen roten Automaten retournieren. Aktueller Betreiber ist die Firma Chicken Soup for the Soul Entertainment, die wiederum eine Tochter von Chicken Soup for the Soul ist. Chicken Soup for the Soul Entertainment ist jene Kapitalgesellschaft, die offenbar nicht einmal mehr die Mittel für ein ordentliches Konkursverfahren hat. Laut ihres Anwaltes lagen bei Eröffnung des Verfahrens nur noch 25.000 Dollar in der Kasse. Die Mutterfirma Chicken Soup for the Soul ist nicht zahlungsunfähig; sie verlegt Bücher und verkauft Hunde- sowie Katzenfutter.

Der Journalist Janko Roettgers hat von Redbox-Mitarbeitern erfahren, dass sie im Juni kein Gehalt mehr erhalten haben. In manchen Fällen noch schlimmer: Chicken Soup for the Soul Entertainment hat demnach schon seit Monaten die Krankenversicherungsprämien nicht bezahlt – obwohl es auf Gehaltszetteln entsprechende Abzüge vermerkt hat. Ein unter anderem zur Wiedererlangung der Krankenversicherung aufgenommener Kredit sei zu klein gewesen, um die Forderung der Versicherung zu decken, sodass die Mitarbeiter nun schon seit Monaten nicht mehr versichert sind. Die auf die Gehälter fälligen Steuern soll Redbox schon seit neun Monaten nicht mehr gezahlt haben. CEO und Mehrheitseigentümer Bill Rouhana hat die Vorwürfe in Abrede gestellt.

Jetzt kommt ein weiterer Vorwurf hinzu: Die Gehaltszettel zeigen regelmäßig den direkten Abzug von Beiträgen der Mitarbeiter zu ihrer Pensionsvorsorge (in den USA als 401k bekannt). Tatsächlich soll aber auch dieses Geld fehlen. Unabhängig geprüft sind die Vorwürfe nicht. heise online hat an die (früher?) für Redbox tätige PR-Firma eine Bitte um Stellungnahme gerichtet.

Die roten Automaten gehen auf ein Projekt der Schnellrestaurantkette McDonald’s zurück. Sie verkaufte ab 2002 durch große, rote Automaten rund um die Uhr Milchprodukte und andere Lebensmittel, Windeln, Kondome und weiteren Haushaltsbedarf, sowie DVDs. Das Unterfangen rechnete sich nicht und wurde im Jahr darauf eingestellt; ein Dutzend rote Automaten, die DVDs vermieten, liefen aber weiter.

2005 stieg der Automatenspezialist Coinstar ein; 2007 hatte Redbox mehr Standorte als der damalige Videovermietungs-Marktführer Blockbuster; 2009 übernahm Coinstar die gesamte Firma Redbox, die 2010 ihre milliardste DVD-Vermietung meldete (2013 die dreimilliardste). 2010 Jahr begann Redbox auch damit, an 13.000 Standorten Blu-ray-Scheiben zu vermieten. Die meisten Amerikaner hatten es näher zu einer Redbox als zu einem Kino.

Spätestens ab 2008 fürchteten die großen Hollywood-Filmstudios um ihre Kinoeinnahmen, weil Redbox leichter erreichbar und wesentlich günstiger war (1 Dollar Miete pro Tag). Manche Studios gaben ihre Filme erst geraume Zeit nach Kinostart an Redbox. Das Unternehmen sah Kartellrecht verletzt, es kam zu mehreren Gerichtsverfahren, die schließlich in Vergleichen endeten. 2010 übertrafen die Kinoeinnahmen in den USA erstmals wieder Einnahmen aus dem Videoverleih.