Mittwoch: TikTok verschiebt personalisierte Reklame, Twitter verklagt Elon Musk
Werbe-Wende bei TikTok + Klage für Twitter-Übernahme + Macron-Lob für Uber + Cyberangriff über Merkel auf Lagarde + Testunfall beim Starship + Nothing Phone 1
TikTok hatte bislang Bedenken gegen personalisierte Werbung beiseite gewischt, lenkt nun aber ein, nachdem irische Datenschutzbehörden eine Untersuchung eingeleitet haben. Die Kurzvideoplattform wollte verhaltensbasierte Reklame bereits heute einführen, verschiebt dies aber erstmal. Nicht verschoben hat Twitter die zuvor angekündigte Klage gegen Elon Musk. Dieser ist vor wenigen Tagen vom Kaufvertrag zurückgetreten, doch nun will der Kurznachrichtendienst die Übernahme gerichtlich erzwingen. Derweil klopft sich Frankreichs Präsident Macron weiter selbst auf die Schulter für die Unterstützung Ubers, obwohl die Uber-Files das Vorgehen des Fahrdienst-Vermittlers fragwürdig erscheinen lassen – die wichtigsten Meldungen im kurzen Überblick.
Zum 13. Juli führt der Kurzvideo-Dienst TikTok neue Datenschutzbestimmungen ein. Darin enthalten ist der Zwang zu personalisierter Werbung. Volljährige Nutzer sollen in den App-Einstellungen nicht mehr verhindern können, dass TikTok ihr Nutzungsverhalten detailliert auswertet, um Werbung teurer verkaufen zu können. Diesen Passus wird TikTok vorerst jedoch nicht anwenden, wie das Unternehmen in letzter Minute mitteilt. Denn die irische Datenschutzbehörde hat offenbar ein Stillhalteabkommen mit TikTok erreicht: TikTok erzwingt vorerst doch keine personalisierte Werbung.
Twitter zieht Elon Musk vor Gericht, um die mit dem Tech-Milliardär vereinbarte Übernahme des Microblogging-Dienstes umzusetzen. Dafür reichte die Online-Plattform wie angekündigt eine Klage in den USA ein. Das zuständige Gericht kann den Vollzug einer Übernahme anordnen. Das fordert Twitter ausdrücklich in der umfassenden Klageschrift. Darin hält sich Twitter kaum zurück und beschuldigt Musk, das Unternehmen zu verunglimpfen und dessen Geschäft durcheinanderzubringen: Twitter verklagt Elon Musk, um Übernahme zu forcieren.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat Vorwürfe zurückgewiesen, er habe Uber zu seiner Zeit als Wirtschaftsminister verdeckt und übermäßig Unterstützung bei der Expansion in Frankreich gegeben. Das Vereinfachen von Auflagen hätte die Schaffung Tausender Arbeitsplätze für Fahrer bei Uber in Frankreich ermöglicht, sagte Macron. "Ich beglückwünsche mich zu dem, was ich getan habe." Frankreich habe außerdem im Anschluss für die Regulierung von Plattform-Diensten wie Uber gesorgt: Nach dem Leak der Uber-Files verteidigt Macron seinen Einsatz für den Fahrdienst-Vermittler.
Unbekannte Angreifer haben mit der Handynummer von Alt-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) versucht, sich Zugang zum WhatsApp-Konto der Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, zu verschaffen. Das Ansinnen misslang jedoch, da Lagarde Merkel zur Sicherheit direkt angerufen hat. Es ist noch unklar, wie die Angreifer an die Telefonnummern gelangten. Ziel war die Übernahme des Handys von Lagarde. Zuvor wurde bereits gewarnt, dass "hochrangige" Politiker im Visier von Angreifern stünden: Betrüger wollten über Merkels Handynummer Lagarde ausspähen.
Bei einem Test der Triebwerke der Riesenrakete Starship des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX ist es zu einer Explosion gekommen. Der Prototyp 7 des Boosters Super Heavy für die Rakete wurde dabei aber offenbar lediglich beschädigt, nicht zerstört. SpaceX-Chef Elon Musk räumte ein, dass der Unfall im Rahmen eines Triebwerkstests nicht gut sei, das Team analysiere die Schäden. Eigentlich sollte die Riesenrakete Starship im Juli bereit sein für einen ersten Flug in den Orbit, doch nun gab es einen Rückschlag beim Starship von SpaceX: Explosion bei Test von Riesenrakete.
Mit Nothing tritt ein neuer Hersteller auf die Bühne der Smartphone-Welt. Das Nothing Phone 1 ist ein Android-Smartphone mit besonderem Design, das durch die transparente Rückseite und die charakteristischen LED-Streifen bestimmt wird. Aber wer das Phone 1 nur auf das Aussehen beschränkt, übersieht seine anderen Stärken. Im ersten Test zeigt sich nämlich, dass das Nothing Phone 1 nicht nur außergewöhnlich aussieht, es kann auch einiges: Nothing Phone 1 im Hands-on – Kein Hauch von Nichts.
Auch noch wichtig:
- Ein Manager spioniert den anderen aus – ausgerechnet bei der Datenschutz-Suchmaschine Qwant. Mitgründer Éric Leandri muss Strafe und Schadenersatz zahlen: Qwant-Mitgründer wegen Ausspähen von E-Mails verurteilt.
- Nach Protesten rudert die EU-Kommission zurück. Ein eindeutiger Identifikator für jeden Bürger ist doch nicht nötig für EU-weite Online-Ausweise: Lebenslange Identifikationsnummer vorerst vom Tisch.
- Die Chemieindustrie meint, dass in einer Gasnotlage auch Privathaushalte sparen müssten. Söder spricht von einer Triage, Kommunen präparieren sich: Was passiert, wenn das Erdgas knapp wird.
- Seit zwei Monaten sendet Voyager 1 falsche Daten. Die Suche nach der Ursache wird dadurch erschwert, dass technische Dokumente zu der Sonde verschollen sind: Zähe Suche nach technischer Dokumentation.
- Die ersten wissenschaftlichen Aufnahmen des Weltraumteleskops James Webb wurden enthüllt. Es sei der "Anbruch einer neuen Ära", heißt es von der NASA: Farbige Nebel, ein Exoplanet und "überall Galaxien".
- IT-Forscher von Cybereason haben einen Netzwerkwurm entdeckt, der sich auf Windows- und Qnap-Geräten verbreitet. Sie nennen die Malware-Kampagne Raspberry Robin: Wurm-Infektion befällt Windows und Qnap-NAS.
- Die EU-Mitgliedsstaaten haben keinen Einwand gegen die Taxonomie-Verordnung erhoben. Der Rechtsakt kann in Kraft treten, wenn Klagen dagegen scheitern: Grünes Label für Atomkraft – Nur noch Klagen könnten die Taxonomie stoppen.
(fds)