Montag: Anlage für Solartreibstoffe, Innenminister für Vorratsdatenspeicherung
E-Fuels aus der Sonne + Vorratsdatenspeicherung gefordert + DSGVO-Abmahnungen ausgebremst + Aus für GPT-Builder in Copilot Pro + Online-Shops skuriller Art

(Bild: GRAFstock/Shutterstock.com)
Synhelion, ein Spin-off der ETH Zürich, hat es nach eigenen Angaben geschafft, seine Technik der Produktion von Treibstoffen mit Solarwärme hochzuskalieren. Dafür hat das Unternehmen eine erste Anlage in Betrieb genommen, um mehrere tausend Liter Solartreibstoffe pro Jahr herzustellen. Derweil drängelt die Innenministerkonferenz beim Einführen einer Vorratsdatenspeicherung von IP-Adressen. Die Bundesregierung solle endlich ermöglichen, Internetnutzer anlasslos zu überwachen. Zudem soll Cybermobbing ein eigener Straftatbestand werden. Gleichzeitig will der Bundesrat es untersagen, Datenschutzverstöße bei Wettbewerbern zu verfolgen. Die Bundesregierung nimmt das Anliegen ernst, es komme aber zu früh. Aktuell beschäftigt sich der Europäische Gerichtshof mit dieser Rechtsfrage, das entsprechende Urteil solle zunächst abgewartet werden – die wichtigsten Meldungen im kurzen Überblick.
In Jülich steht nun die erste industrielle Anlage der Welt, in der synthetische Treibstoffe mit Hilfe von Solarwärme produziert werden sollen. Die DAWN genannt Anlage des Unternehmens Synhelion wurde diese Woche eingeweiht und soll in diesem Jahr in Betrieb gehen. Mit ihr soll nachgewiesen werden, dass die Technik auch in großem Maßstab verwendet werden kann, um erneuerbaren Kraftstoff insbesondere für die Luftfahrt, aber auch für andere Verkehrsmittel herzustellen. Das Unternehmen verspricht die jährliche Produktion mehrerer tausend Liter der synthetischen Kraftstoffe mit Solarwärme: Erste industrielle Anlage fertig.
Weiter Druck auf die Bundesregierung, Internetnutzer anlasslos zu überwachen, macht die Innenministerkonferenz. "Die Vorratsdatenspeicherung von IP-Adressen muss endlich eingeführt werden", betonte Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) beim Abschluss des Treffens der Innenminister von Bund und Ländern. "Das sind wir den Opfern von Terror, sexuellem Missbrauch und anderen Formen von Hass und Gewalt schuldig." Damit deutete er zugleich an, dass der Zugriff auf die verdachtsunabhängig aufbewahrten Internetkennungen bei einer ganzen Palette von Straftaten möglich sein sollte. Ferner sollte es einen eigenen Straftatbestand bei Cybermobbing geben, so die Innenminister: Vorratsdatenspeicherung muss kommen.
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Die Bundesregierung wird eine Gesetzesinitiative des Bundesrats, mit der dieser wettbewerbsrechtlichen Abmahnungen auf Basis potenzieller Verstöße gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) das Wasser abgraben will, vorerst nicht aufgreifen. Sie nehme das Anliegen des Bundesratsentwurfs, Unternehmen vor missbräuchlichen Abmahnungen zu schützen, "sehr ernst". Sie sehe aktuell aber "kein Bedürfnis" für die vorgeschlagene Gesetzesänderung. Der Gefahr rein wirtschaftlich motivierter Abmahnungen von Mitwerbern bei Verstößen gegen das Datenschutzrecht sei schon durch das "Gesetz zur Stärkung des fairen Wettbewerbs" von 2020 begegnet worden, so die Bundesregierung: "Kein Bedürfnis", DSGVO-Abmahnungen zu untersagen.
Nur wenige Monate, nachdem Microsoft den GPT-Builder eingeführt hat, wird er wieder abgeschaltet. Der GPT-Builder gehört zum Abonnement von Microsofts KI-Diensten "Copilot Pro" und "Copilot für Microsoft 365". Er erlaubt es, individuelle Chatbots zu konfigurieren und für bestimmte Aufgaben zu konditionieren, vergleichbar mit dem GPT Builder von OpenAI/ChatGPT. Copilot Pro ist das Abonnement für Privatnutzer, das man mit einem einfachen Microsoft-Konto verbindet. Tatsächlich schaltet Microsoft den GPT-Builder ausschließlich für Copilot-Pro-Nutzer ab; Geschäftskunden können ihn weiterhin nutzen mit Copilot für Microsoft 365. Das weist deutlich auf produktpolitische anstatt technische Gründe hin: Microsoft schaltet GPT Builder in Copilot Pro ab.
Wenn es eine Weisheit gibt, die den Autor seit Mitte der 1990er im Internet begleitet, ist es folgende: Eine der schönsten Sachen ist es, dort zu landen, wohin man gar nicht wollte, zu finden, was man überhaupt nicht gesucht hat. Einmal im Internet komplett falsch abgebogen und schon surft man auf einer Welle, von der man nicht weiß, wo sie einen hintragen wird. Etwa dann, wenn man nach gebrauchten Dingen sucht. Wir haben deshalb auf eine Reise zum Long Tail der Marktplätze begeben. Weil die Kosten für den Betrieb einer Website, eines Social-Media-Auftritts oder das Hosten einiger Bytes erst einmal sehr gering sind, lässt sich im Netz für fast jedes Interesse ein Angebot finden, schreibt Missing Link: Wie skurrile Marktplätze immer noch überleben.
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(fds)