NXP schließt Werke und streicht 15 Prozent der Stellen

Der drittgrößte europäische Halbleiterhersteller NXP hat die Schließung von vier Produktionsstätten und die Streichung von 4500 der weltweit insgesamt 31.000 Arbeitsplätze angekündigt. In Hamburg fallen rund 850 Stellen weg.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 27 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der drittgrößte europäische Halbleiterhersteller NXP hat die Schließung von vier Produktionsstätten und die Streichung von 4500 der weltweit insgesamt 31.000 Arbeitsplätze angekündigt. Dem Rotstift zum Opfer fällt auch die ICH-Linie in Hamburg (PDF-Datei). Dort würden rund 650 Produktionsarbeitsplätze gestrichen, teilte der Konzern am heutigen Freitag in Eindhoven mit. Weitere 200 Jobs würden in der Hamburger Verwaltung wegfallen, sagte eine NXP-Sprecherin. Am Hamburger Standort seien derzeit 2500 Menschen beschäftigt.

Das Unternehmen, das im Jahr 2006 aus der ausgegliederten Halbleitersparte des Philips-Konzern hervorgegangen war, begründet die Maßnahmen mit einer erforderlichen Umstrukturierung, um die "finanzielle Situation zu verbessern und die Voraussetzungen für künftiges Wachstum zu schaffen". Philips hatte 80,1 Prozent seines Halbleitergeschäfts im Sommer 2006 für insgesamt 6,4 Milliarden Euro an ein Private-Equity-Konsortium bestehend aus Kohlberg Kravis Roberts (KKR), Bain Capital, Silver Lake Partners, Apax und AlpInvest Partners verkauft.

Am niederländischen NXP-Standort Nijmegen (ICN5) sollen den Angaben zufolge 1300 Arbeitsplätze wegfallen. Geschlossen werde im kommenden Jahr auch das Werk in Fishkill (US-Bundesstaat New York). Das Werk im französischen Caen will NXP verkaufen. Falls sich kein Interessent finden sollte, würde auch dieses Werk geschlossen. "Die Restrukturierungsmaßnahmen sind hart und es ist bedauerlich, dass wir Leute gehen lassen müssen", erklärte NXP-Chef Frans van Houten. Die Einschnitte sollten den Konzern "stark und profitabel machen und uns zu Wachstum verhelfen", sagte er.

Von den Umstrukturierungen, die zunächst Kosten von rund 570 Millionen Euro verursachen sollen, verspricht sich NXP künftig jährliche Einsparungen in Höhe von 390 Millionen Euro. Für das Geschäftsjahr 2007 hatte die NXP-Group bei Umsätzen von 6,32 Milliarden US-Dollar (heute umgerechnet 4,53 Milliarden Euro) einen Nettoverlust von 495 Millionen US-Dollar (355 Millionen Euro) ausgewiesen. Auch in den beiden ersten Quartalen des Jahres 2008 hat das Unternehmen Verluste (78 respektive 408 Millionen US-Dollar) erwirtschaftet.

Künftig wolle sich NXP vorrangig auf die Produktion von Chips für die Automobilindustrie, die Identifikations-Branche (RFID) und den Heimunterhaltungsbereich konzentrieren, teilte das Unternehmen weiter mit. Wichtigste Produktionsstätten würden künftig Nijmegen, das zweite Werk in Hamburg sowie SSMC in Singapur sein, ein Joint Venture von NXP und der Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC). Zuletzt war wiederholt über eine Fusion von NXP mit dem deutschen Chiphersteller Infineon spekuliert worden, der sich ebenfalls einen rigiden Sparkurs verordnet hat. (pmz)