Netzbetreiber stornieren Aufträge bei BenQ Mobile

Die Zukunft von BenQ Mobile ist weiter ungewiss. Deutsche Netzbetreiber stornieren Bestellungen, und BenQ liefert keine Teile mehr. Der Betriebsrat rechnet in jedem Fall mit massivem Stellenabbau.

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Die Zukunft von BenQ Mobile ist weiter ungewiss. Die deutschen Netzbetreiber T-Mobile und Vodafone haben Zeitungsberichten zufolge ihre Bestellungen bei dem insolventen Handyhersteller auf Eis gelegt. Ein Sprecher von T-Mobile sagte laut dpa, nach der Insolvenz müssten Fragen wie Kundenservice und die Versorgung mit Ersatzteilen geklärt werden und bestätigte damit teilweise einen Bericht der Financial Times Deutschland (FTD) vom heutigen Mittwoch. Ziel sei aber, Handys von BenQ-Siemens weiter im Angebot zu halten. T-Mobile wolle dazu nun Gespräche mit dem Insolvenzverwalter Martin Prager führen. Der Bonner Netzbetreiber ist nach Angaben aus Branchenkreisen mit einigen hunderttausend verkauften Geräten einer der größten Kunden von BenQ.

Nach den Informationen stoppte auch Vodafone seine Bestellungen bei BenQ. Ein Sprecher von Vodafone D2 sagte dazu: "Wir sind im Gespräch mit dem Insolvenzverwalter von BenQ." Der Münchner Mobilfunkanbieter O2 hat nach Angaben eines Sprechers keine Bestellungen storniert, will aber die weitere Entwicklung beobachten. Auch E-Plus führt Gespräche mit BenQ Mobile über eine gemeinsame Zukunft, erklärte eine Sprecherin. Offene Bestellungen gebe es derzeit nicht. Die Düsseldorfer wollen die Handys des Herstellers unverändert verkaufen und garantieren ihren Kunden bis auf Weiteres die volle Gewährleistung. Die Netzbetreiber sind als Verkäufer der Geräte zwei Jahre zur Gewährleistung verpflichtet.

Zudem hat der Mutterkonzern BenQ die Lieferung von Baukomponenten und Ersatzteilen an die insolvente Tochter eingestellt. Mit den ausbleibenden Lieferungen und einem drohenden Wegfall wichtiger Netzbetreiber als Vertriebskanal wird es für BenQ Mobile nicht einfacher, ein tragfähiges Konzept für die Zukunft zu finden. Im Unternehmen arbeite man an einer Lösung, Kundendienst und Gewährleistung auch im Falle einer Pleite sicherzustellen. Der vorläufige Insolvenzverwalter will die Produktion zumindest bis Ende des Jahres fortsetzen. Wenn bis dahin kein Investor gefunden ist, droht dem Unternehmen das endgültige Aus. Nach Einschätzung der Betriebsratsvorsitzenden Susanne Hahlweg steht dem Unternehmen nun in jedem Fall ein massiver Stellenabbau bevor. Nur in verschlankter Form habe man nach Einschätzung des Insolvenzverwalters eine Chance, einen Investor zu finden.

Der Siemens-Konzern war wegen der Insolvenz der ehemaligen Mobilfunksparte massiv in die Kritik geraten und hatte daraufhin Hilfe zugesagt. "Wir sind entsetzt, was BenQ tut", sagte Siemens-Chef Klaus Kleinfeld. "Wenn BenQ die Mitarbeiter im Regen stehen lässt, wollen wir tatkräftig helfen." Siemens prüft, inwieweit die noch offenen Raten der Mitgift für BenQ direkt an die deutsche BenQ Mobile GmbH & Co. OHG gezahlt werden können, damit der vorläufige Insolvenzverwalter mehr Masse für die Aufrechterhaltung der Produktion hat. Der Konzern will außerdem die umstrittene Gehaltserhöhung der Vorstände für ein Jahr aussetzen und gibt die fünf Millionen Euro in einen Hilfefonds. Die IG Metall kritisierte die geplanten Hilfsmaßnahmen. "Mit einem Nothilfefonds ist es bei weitem nicht getan", sagte der nordrhein-westfälische IG-Metall-Bezirksleiter Detlef Wetzel. "10.000 Euro pro Kopf ersetzen keine Arbeitsplätze." Das sei noch nicht einmal ein Tropfen auf dem heißen Stein, sagte Bayerns IG-Metall-Chef Werner Neugebauer.

Unterdessen ist Siemens weiter mit der Prüfung möglicher rechtlicher Schritte gegen den Taiwaner BenQ-Konzern beschäftigt. Es gebe noch keine Ergebnisse, sagte ein Sprecher am heutigen Mittwoch in München der dpa. Das Vertragswerk müsse genau analysiert werden. In Taiwan hatte es Spekulationen gegeben, Siemens wolle BenQ die Nutzung des Markennamens Siemens verbieten. Bei der Übernahme des Siemens-Handygeschäfts vor einem Jahr hatte sich BenQ die Nutzungsrechte für einen Zeitraum von fünf Jahren gesichert. Siemens fühlt sich durch BenQ getäuscht. Der taiwanische Konzern habe bei der Übernahme der Sparte zugesagt, am Standort Deutschland langfristig festzuhalten. Unklar ist noch, inwieweit diese Zusagen in den Verträgen verankert wurden.

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