Neue Auto-Prozessoren von Qualcomm: Mehr Leistung fĂĽr KI und Infotainment

Snapdragon Cockpit Elite und Ride Elite bringen erstmals Oryon-Kerne ins Auto. Davon sollen in erster Linie Infotainment und Assistenzsysteme profitieren.​

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Grafik, die den Einsatz kĂĽnstlicher im Intelligenz darstellt

(Bild: Qualcomm)

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Neben dem Snapdragon 8 Elite für Smartphones hat Qualcomm im Rahmen des Snapdragon Summit zwei Automotive-Prozessoren angekündigt. Die Modelle Snapdragon Cockpit Elite und Snapdragon Ride Elite basieren auf Oryon-CPU-Kernen und sollen gegenüber früheren Chips große Leistungssprünge bieten. Dank dieser soll künstliche Intelligenz im Auto künftig eine größere Rolle spielen. Zudem verweist Qualcomm auf mehr Reserven für Infotainmentsysteme und zuverlässiger arbeitende Assistenzsysteme.

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Wir haben Details zu den beiden Prozessoren ergänzt und Angaben zu den ersten Fahrzeugen mit Snapdragon Cockpit Elite korrigiert.

Zum konkreten Aufbau der beiden neuen Prozessoren nennt Qualcomm nur wenige Details. So ist im Zusammenhang mit den Oryon-Kernen wie schon beim Snapdragon 8 Elite die Rede von der zweiten Generation. Ferner verweist das Unternehmen auf spezielle Anpassungen für den Einsatz in Autos. Wie viele Oryon-Kerne – und gegebenenfalls andere Kerne – verbaut sind und mit welchen Taktraten sie arbeiten, verrät der Hersteller nicht. Immerhin nennt er eine Verdreifachung der CPU- und GPU-Leistung gegenüber der vorherigen Generation, dem Snapdragon Ride Flex. Hilfreich ist dies aber nicht, da das bisherige Modell in verschiedenen Ausbaustufen verfügbar ist. Allerdings verweist Qualcomm auf den Umstand, dass die Leistung für die Ansteuerung von bis zu 16 Displays mit 4K-Auflösung ausreicht.

Unklar ist ebenfalls, ob es hardwareseitige Unterschiede zwischen beiden Chips gibt. Qualcomm verweist lediglich darauf, dass der für Infotainment konzipierte Snapdragon Cockpit Elite keine ADAS-Aufgaben (Advanced Driver Assistance Systems, Fahrassistenzsysteme) übernehmen kann. Andererseits lässt sich der Snapdragon Ride Elite für Infotainment und ADAS einsetzen.

Auch im Auto setzt Qualcomm kĂĽnftig auf Oryon-Kerne, um mehr Leistung fĂĽr KI und Infotainment zu bieten.

(Bild: Qualcomm)

Für das assistierte Fahren kann die Plattform die Informationen von mehr als 40 Sensoren verarbeiten, darunter bis 20 Kameras. Deren Auflösung kann jeweils bis zu 16 Megapixel betragen, eine spezielle Auswertung von HDR-Aufnahmen soll die Erkennung von Objekten auch unter schwierigen Lichtverhältnissen verbessern. Laut Qualcomm reicht die Leistung des Snapdragon Ride Elite für teilautomatisiertes Fahren gemäß Level 3 aus. Für Level 4 und 5 müssten mehrere Exemplare des Chips verbaut werden, wie das Unternehmen auf Nachfrage bestätigte.

Die für KI relevante Leistung hat Qualcomm nach eigenen Angaben verzwölffacht. Wie auch beim Snapdragon 8 Mobile arbeiten hier mehrere Komponenten des Chips zusammen, darunter CPU, GPU und Hexagon NPU. Das soll einerseits die Verarbeitung von Anfragen beschleunigen und verbessern, andererseits aber auch für eine gewisse Lernfähigkeit sorgen. Darunter versteht Qualcomm etwa das Erkennen von Verhaltensmustern – angefangen von Präferenzen bei der Routenfindung in bestimmten Situationen bis hin zu Temperatureinstellungen und dem Öffnen von Fenstern und Schiebedächern.

Zum Einsatz kann KI aber auch kommen, wenn es um Audio geht. So kann das Fahrzeuginnere dynamisch in verschiedene Zonen aufgeteilt werden. Dadurch wird es möglich, automatisch je nach Situation und Sitzplatz verschiedene Optimierungen vorzunehmen – etwa für Telefonate oder Musikwiedergabe.

Autos mit Snapdragon Cockpit Elite oder Ride Elite sollen bestimmte Verhaltensmuster erkennen und anschließend passende Vorschläge unterbreiten können.

(Bild: Qualcomm)

Die im Straßenverkehr notwendige Sicherheit sollen Snapdragon Cockpit Elite und Snapdragon Ride Elite durch dedizierte Chip-Bestandteile bieten. Über diese werden beispielsweise externe Geräte angebunden. Damit erfüllen die Chips zulassungsrelevante Normen wie ASIL-D und SAE 21434. Überdies bringen sie laut Qualcomm alle Voraussetzungen für das sogenannte Software-defined Vehicle mit. Darunter versteht das Unternehmen eine Architektur, bei der Software eine viel größere Rolle als bisher übernimmt. Damit ist es möglich, mehr Funktionen per Update nachzurüsten, freizuschalten oder zu verändern.

Erste Fahrzeuge mit den neuen Chips sollen 2025 vorgestellt werden. Dazu soll auch der Mercedes-Benz CLA gehören, dessen Studie Concept CLA Class im September 2023 präsentiert wurde. Im Gespräch erklärte Qualcomm, dass Mercedes-Benz allerdings lediglich den Snapdragon Cockpit Elite verwendet. Für ADAS kommt der Chip eines anderen Anbieters – nach aktuellem Stand Nvidia – zum Einsatz.

Hinweis: Qualcomm hat die Reisekosten des Autors zum Qualcomm Summit ĂĽbernommen.

(pbe)