Neuer Ethik-Beauftragter für Hewlett-Packard

Mit Jon Hoak holt HP-Chef Mark Hurd einen alten Vertrauten aus der gemeinsamen Zeit bei NCR in den Computerkonzern.

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Nichts braucht der Computerhersteller Hewlett-Packard (HP) derzeit so nötig wie einen Ethikbeauftragten. Einen, der seinen Job besser macht als sein Vorgänger. Kevin Hunsaker, jüngst zurückgetreten, hatte den Konzern durch eine delikate Untersuchung und damit mitten in einen unappetitlichen Skandal um die Überwachung von Vorstandsmitgliedern und Journalisten manövriert. Jetzt findet er sich mit einigen Mitstreitern vor dem Richter wieder: Die Anklage lautet unter anderem auf Identitätsdiebstahl und Verschwörung.

Mark Hurd ist die ganze Affäre furchtbar unangenehm. Der HP-Boss selbst hat sich zwar offenbar nichts zu Schulden kommen lassen, doch übernimmt Hurd immerhin symbolisch die Verantwortung: Er hat versäumt, zur richtigen Zeit die richtigen Fragen zu stellen. Hurd entschuldigt sich, auch persönlich, bei den Betroffenen der Schnüffelaffäre, darunter sein eigener Pressesprecher und diverse Journalisten. Und er entschuldigt sich auf in einer Pressekoneferenz und vor den Mitgliedern eines eigens für den HP-Skandal einberufenen Kongressausschusses.

Jetzt hat Hurd einen alten Vertrauten zu HP geholt, der seinem Freund multiple Canossa-Gänge in Zukunft ersparen soll. Jonathan "Jon" Hoak, während Hurds Zeit bei NCR der Chefanwalt des Herstellers von Computern und Registrierkassen, übernimmt Hunsakers Position in der HP-Rechtsabteilung. "HP war bei der Einhaltung ethischer Standards, dem Schutz der Privatsphäre und unternehmerischer Verantwortung traditionell führend in der Branche", erinnert sich Hurd an gute, alte Zeiten. "Unter Jons Anleitung werden wir wieder führend sein".

Hoak wird direkt an Hurd berichten, bis der vakante Posten der zurückgetretenen Chefanwältin Ann Baskins neu besetzt ist. Seine erste Aufgabe: Die von HP beauftragten Anwälte bei der Untersuchung der zweifelhaften investigativen Methoden zu unterstützen. Das kann noch viel Arbeit geben. Zwar hat sich HP nach Rücktritten und wohl auch Rausschmissen quer durch das Unternehmen, bis hoch zur Aufsichtsratschefin Patricia Dunn, wieder etwas beruhigt. Doch unter den Ex-Aufsichtsräten, den verantwortlichen Managern und den Privatdetektiven, die die eigentliche Arbeit machten, geht das Hauen und Stechen weiter – vor Gericht.

In dem Bemühen, sich selbst zu retten, dürften sich die Angeklagten gegenseitig belasten. Am unteren Ende der Nahrungskette steht der Privatdetektiv Bryan Wagner, dem die eigentliche Drecksarbeit vorgeworfen wird. Die Ermittler, in deren Auftrag er arbeitete, haben wie er auf "nicht schuldig" plädiert. Sein Anwalt erwartet nun, dass die Angeklagten von Dunn über Hunsaker bis zu den Privatdetektiven Ronald DeLia und Matthew Depante versuchen, die Schuld nach unten abzuwälzen. Wagner könnte allerdings noch ein paar Trümpfe auf der Hand halten. Bereits vor dem Kongressausschuss hatte er die Aussage verweigert, aber angedeutet, dass er bestimmte Detailkenntnisse habe, die zur Aufklärug der Affäre von Bedeutung seien.

Unterdessen gestattet der Fall HP einen Blick in einen von Eifersüchtelein und Machtspielchen geprägten Aufsichtsrat. Dunn sieht sich als Opfer einer Desinformatinakampagne der einflussreichen und befreundeten Aufsichtsräte George Keyworth und Thomas Perkins. Dunn hatte mit den Untersuchungen Keyworth als Tippgeber für die Presse identifiziert und vor dem Gremium bloßgestellt, sein Freund Perkins war daraufhin unter Protest zurückgetreten. Später verließ auch Keyworth den Aufsichtsrat, nicht freiwillig, wie es heißt. In ihrer kurioserweise rechtzeitig zum HP-Skandal erschienenen Autobiografie ("Tough Choices") macht auch die ehemalige HP-Chefin Carly Fiorina den Alte-Herren-Club im Aufsichtsrat für ihren Rausschmiss verantwortlich.

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