Nokia wehrt sich gegen Vorwurf des Subventionsmissbrauchs

Die IG Metall forderte trotz der Nokia-Absage an Verhandlungen ultimativ Gespräche mit der Konzern-Spitze über den Erhalt des Bochumer Werkes: "Wenn es zu diesen Gesprächen nicht kommen sollte, sind spontane Aktionen wie Arbeitsniederlegungen möglich."

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  • dpa

Keine Hoffnung für die Bochumer Nokia-Beschäftigten: Der finnische Handy-Weltmarktführer schließt Verhandlungen über eine Weiterführung seines deutschen Werkes mit 2300 Beschäftigten aus. Das sagte Unternehmenssprecherin Arja Suominen der dpa am Donnerstag in Helsinki zu entsprechenden Rettungsversuchen des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU). Rüttgers dagegen pochte auf eine Erklärung von Nokia, warum der Konzern Gespräche über eine Weiterführung des Handy-Werks in Bochum ausschließt. "Wenn Nokia meint, die Entscheidung sei so klar, werden sie uns das erklären können", sagte Rüttgers in Düsseldorf.

Über die von der Bundesregierung unterstützte Ankündigung von Rüttgers, persönlich mit dem Nokia-Spitzenmanagement in Helsinki über Möglichkeiten zur Weiterführung der Produktion sprechen zu wollen, sagte die Konzernsprecherin: "Wir sind natürlich schon in Kontakt mit verschiedenen Beteiligten, darunter auch Regierungsvertretern, und werden auch in Zukunft den Dialog und den Austausch von Meinungen mit Vertretern der Bundes- und Landesregierung über unsere Schließungspläne und deren Umsetzung fortsetzen." Sie wolle über den Inhalt von Gesprächen "nicht spekulieren". Aus Regierungskreisen in Düsseldorf hieß es, dass es bereits erste Gespräche zwischen dem Wirtschaftsministerium und der deutschen Nokia-Geschäftsführung gegeben habe.

Betriebsrat und IG Metall forderten trotz der Nokia-Absage ultimativ Gespräche mit der Konzern-Spitze über den Erhalt des Werkes. "Wenn es zu diesen Gesprächen nicht kommen sollte, sind spontane Aktionen wie Arbeitsniederlegungen möglich", sagte die IG Metall-Bevollmächtigte Bochum, Ulrike Kleinebrahm. Über Sozialpläne will die Arbeitnehmerseite derzeit nicht reden. Für kommenden Dienstag plant die Gewerkschaft eine Großdemonstration in der Nähe des Nokia-Werkes. An diesem Donnerstag sollte um 19.00 Uhr eine Solidaritätsveranstaltung vor dem Werkstor stattfinden.

Nokia setzte sich unterdessen gegen den in Deutschland breit erhobenen Vorwurf des Subventionsbetrugs oder -missbrauchs zur Wehr. "Wir haben in den neunziger Jahren 55,5 Millionen Euro direkt für den Umbau von Bochum von einer TV- zu einer Handyfabrik erhalten und alle daraus erwachsenen Verpflichtungen erfüllt." Nokia müsse als Unternehmen immer auf die Erhaltung seiner langfristigen Wettbewerbsfähigkeit achten. Nokia-Sprecherin Suominen sagte dazu weiter: "Es ist so, dass nur ein profitables Unternehmen auf lange Sicht für seine Beschäftigten sorgen kann."

Suominen wollte keine Zahlen zu der Frage nennen, um wie viel teurer Bochum gegenüber dem neuen Standort Cluj in Rumänien sowie den ebenfalls noch in Europa produzierenden Handy-Werken in Ungarn und Finnland ist. Man könne aber nicht leugnen, dass das deutsche Werk abgesehen von den Rohstoffen in Sachen direkte und indirekte Arbeitskosten höher liege. Es gebe "absolut keine Pläne", die noch vorhandene Produktion im Stammland im Werk Salo in Billiglohnländer zu verlagern.

Zur geplanten Schließung des Nokia-Werks in Bochum siehe auch:

(dpa) / (jk)