Optimale Netz-Standards könnten Energie sparen

Seite 2: Internet und Flugverkehr liegen deutlich auseinander

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Zahlen zum Energieverbrauch und zum CO2-Eintrag durch die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) und das Internet gibt es bereits zuhauf. Insgesamt sehen neuere Studien bislang den Beitrag der Informations- und Kommunikationstechnik zum CO2- Ausstoß bislang bei 2,1 bis 3,9 Prozent, bilanziert Welzl.

Vager sei das Bild allerdings, wenn man allein Kern- und Zugangsnetze, Seekabel und Rechenzentren, also den Kern des Internet, betrachten wolle, erklärte Welzl. Entsprechende Zahlen bewegen sich dann laut verschiedener Studien von 0,5 bis 1,17 Prozent der weltweiten menschengemachten Klimagasproduktion. Die unterschiedlichen Ergebnisse rühren daher, dass manchmal WLAN-Router der Endanwender einkalkuliert würden, manchmal nicht. Auch das Alter der Studien spielt eine Rolle, und überhaupt seien Komplettbilanzen komplex wie die Netze selbst.

So manche veröffentlichte Zahl, argumentierte Welzl, sei mit großer Vorsicht zu genießen. Falsch ist seiner Ansicht nach die Aussage, dass das Internet einen dem Flugverkehr vergleichbaren Beitrag leiste. Betrachte man nur die CO2-Emissionen von Flugzeugen, käme das Internet aktuell tatsächlich auf ein Fünftel bis maximal die Hälfte des Eintrags. Betrachte man aber zusätzliche negative Effekte durch Strahlungsantriebe, mache der Flugverkehr drei bis sieben mal soviel aus.

Dass Videostreaming praktisch so schädlich sei wie Fliegen oder dass ein Flug etwa drei bis sieben Videokonferenzen gleichkomme, verweist Welzl anhand verfügbarer Zahlen ins Reich gerne wiederholten Mythen. Überdies dürfe man nicht übersehen, dass die Zahl der Menschen, die das Netz in irgendeiner Form benutzten, doch noch deutlich höher sei, als die der Flugreisenden, schreibt Welzl.

Das schiere Wachstum des Internet und das Anschließen auch noch der letzten Winkel könnte den CO2-Anteil von IKT allerdings in den kommenden Jahren wohl deutlich erhöhen. Ältere Studien warnen, bis 2040 könnte IKT ganze 14 Prozent der Emissionen beisteuern. Ein Beitrag der SOC Stiftung verweist als Beispiel auf Googles Emissionen. Die seien von 1,28 Millionen Tonnen CO2 im Jahr 2009 auf 47 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr angewachsen und überstiegen damit die Emissionen kleinerer Länder, wie etwa Laos. Google hat immerhin angekündigt, seinen gesamten Bedarf spätestens 2030 mit CO2-freier Energie zu decken.

Dabei hat der Energiebedarf zum Glück nicht mit dem exponentiellen Wachstum des Internet Schritt gehalten, wie eine Gruppe von Ericsson-Forschern rund um den ehemaligen IETF Vorsitzenden Jari Arkko bilanziert haben. Laut Ericssons "Mobility Report" 2021 ist der mobile Datenverkehr in der vergangenen Dekade auf das 260-Fache gestiegen, und zwar von 0,25 Exabyte auf mittlerweile 65 Exabyte pro Monat. Der dafür verbrauchte Strom hat aber nur um 64 Prozent zugenommen, von monatlich 91 Terawattstunden auf 150 Terawattstunden.

(ds)