Oracle legt bei Anwendungssoftware massiv zu

Nach der aggressiven Expansionsstrategie durch Übernahmen kann Oracle gegenüber SAP besonders in Europa aufholen; der deutsche Konzern bleibt aber Marktführer bei Unternehmenssoftware.

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Von
  • Jürgen Kuri

Oracle hat im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2005/2006 den Gewinn nach einer großen Akquisitionsserie im Wert von mehr als 18 Milliarden Dollar kräftig erhöht. Der Spezialist für Datenbanken und Unternehmenssoftware verdiente 765 Millionen Dollar, ein Plus von 42 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Der Gewinn je Aktie legte von 10 auf 14 US-Cent zu. Schließt man Sonderfaktoren aus, lag der Gewinn bei 19 Cent je Aktie; hier hatte die Börse mit 18 Cent pro Aktie gerechnet. Der Umsatz im dritten Quartal stieg um 18 Prozent auf 3,5 Milliarden Dollar.

Europa sei die stärkste geographische SAP-Region, hieß es beim Hauptkonkurrenten des deutschen Softwareherstellers. Deshalb sei man besonders erfreut, dass neue Anwendungssoftware-Lizenzumsätze dort im Jahresvergleich um mehr als 100 Prozent gestiegen seien, erklärte Oracle-Präsident Charles Phillips. "Es ist sehr befriedigend im SAP-Hinterhof gut abzuschneiden", betonte er. SAP hatte kurz vor Vorlage der Oracle-Geschäftszahlen allerdings betont, man habe dem Erzrivalen Oracle bislang mehr als 200 Unternehmenskunden ausgespannt – besonders Kunden der von Oracle übernommenen Firmen seien zu SAP gewechselt, deutete der deutsche Konzern an.

Oracle-Chef Larry Ellison hatte vor etwas mehr als einem Jahr eine aggressive Expansionsstrategie durch Firmenübernahmen gestartet, so gingen etwa PeopleSoft für 10,6 Milliarden Dollar und Siebel Systems für 5,85 Milliarden Dollar in den Besitz des Datenbankkonzerns über; dazu kamen auch einige mittlere Firmen, die man teilweise SAP direkt vor der Nase wegschnappte. Sogar die Übernahme von MySQL war laut Ellison im Gespräch; im Open-Source-Lager griff Oracle dann bei Berkeley DB zu. Nach den Übernahmen kommt Oracle bei Unternehmenssoftware weltweit nach dem weiterhin unumstrittenen Branchenführer SAP auf Platz zwei. Oracle macht allerdings, auch wenn der Umsatz mit Anwendungen auf Grund der Übernahmen stark stieg, nach wie vor sein Hauptgeschäft mit Datenbankensoftware. Dort sind IBM und Microsoft die Hauptkonkurrenten.

Die gesamten Softwareumsätze bei Oracle kletterten im dritten Quartal um 20 Prozent auf 2,8 Milliarden US-Dollar. Bei Datenbanken und Middleware kletterte der Umsatz mit neuen Lizenzen um 5 Prozent, bei Anwendungen um 77 Prozent. Mit Dienstleistungen machte Oracle einen Umsatz von 671 Millionen US-Dollar, ein Plus von 9 Prozent im Jahresvergleich.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Oracle in US-Dollar
(Das Geschäftsjahr beginnt jeweils mit dem Juni)

2/03 2,5 Mrd. 617 Mio.
3/03 2,5 Mrd. 635 Mio.
4/03 3,1 Mrd. 990 Mio.
1/04 2,2 Mrd. 509 Mio.
2/04 2,22 Mrd. 815 Mio.
3/04 3,0 Mrd. 540 Mio.
4/04 3,88 Mrd. 1,02 Mrd.
1/05 2,91 Mrd. 519 Mio.
2/05 3,3 Mrd. 798 Mio.
3/05 3,5 Mrd. 765 Mio.

(jk)