Oracle spionierte Microsoft aus

Neues zum "Spionagefall Microsoft": Der Auftraggeber der Detektei, die Microsoft-nahe Institutionen ausforschte, hat jetzt selbt den Schleier gelüftet.

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Von
  • Herbert Schmid

Die Nebel um den "Spionagefall Microsoft" lichten sich langsam: Der Datenbank-Konzern Oracle, dessen Chef Larry Ellison zu den Intim-Feinden von Microsoft gezählt wird, gab überraschend bekannt, die Detektivargentur Investigative Group International (IGI) beauftragt zu haben. Sie sollte die Beziehungen zwischen Microsoft und den Fürsprecher des Software-Giganten aufdecken. Dabei sei herausgekommen, dass vorgeblich unabhängige Institutionen von Microsoft Zuwendungen erhalten haben, damit sie sich gegen eine Teilung des Unternehmens aussprächen. Genannt wurden unter anderem die National Tax Payers Union und das Independent Institute. Wären diese Zuwendungen unentdeckt geblieben, hätten diese Microsoft-Fürsprecher eventuell den Ausgang des wichtigsten Kartellverfahrens der US-Geschichte beeinflusst, teilte Oracle dem Wall Street Journal mit.

Die Investigative Group International sah allerdings kein Problem darin, trotz der Untersuchung Microsoft-naher Unternehmen auch von Microsoft einen Auftrag anzunehmen und beteiligte sich an Microsofts Jagd auf Softwarepiraten.

Abgesehen von der IGI hat Oracle eine New Yorker PR-Agentur beauftragt, Informationen über Verbindungen zwischen Microsoft und Medienunternehmen zu verbreiten. Dies berichteten Mitarbeiter der PR-Agentur. Als Beipiel nannten sie das Lobbying von Ralph Reed für Microsoft. Der politische Berater arbeitete als Wahlkampfleiter für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten George W. Bush. Ein Sprecher der PR-Agentur wollte dazu keinen Kommentar abgeben. Des weiteren soll die Argentur ein internes Papier der Microsoft-Berater DCI Group verbreitet haben. Auch die von Oracle beauftragte Investigative Group International wurde mit dem Auftauchen dieser Papiere in Verbindung gebracht.

Bekannt wurde die Untersuchungen gegen den Softwaregiganten, als die Investigative Group International beim Versuch scheiterte, den Müll der von Microsoft unterstützten Association for Competitive Technology (ACT) zu kaufen. ACT wollte wissen, ob Larry Ellison derartige Attacken als akzeptable Geschäftspraktiken ansieht. Ellison jedenfalls scheint sich schon längere Zeit für den Müll der Branche zu interessieren: Er empfahl 1999 einer Gruppe verdutzter Manager, dass diese endlich ihren "EDV-Müll" wegwerfen sollten. (hes)