Palm-Manager sagt gegen Microsoft aus

Im Rahmen des laufenden Kartellverfahrens berichtete ein Manager des PDA-Spezialisten von Repressionen durch Microsoft.

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Von
  • Sven Hansen

Nach Aussagen von Michael Mace, einem leitenden Mitarbeiter in Palms Software-Sparte, hat Microsoft versucht, den PDA-Hersteller zur Einbindung seines .Net-Service in die Palm-Software zu zwingen. Schon seit zwei Jahren habe sich Palm bemüht, Zugang zu einem Programmier-Tool zu bekommen, das eigentlich der gesamten Computerindustrie frei zur Verfügung stehen sollte, so Mace laut Berichten in US-Medien. Das Tool VSIP ermöglicht es Programmierern von Windows-Anwendungen, ihren Programm-Code für die Palm-Welt zu konvertieren.

Microsoft habe die Verhandlungen über die Lizenz für VSIP an die Einbindung von .Net in der Palm-Software gekoppelt. "Microsoft hat uns die Verträge erst zugeschickt, nachdem wir nachgewiesen hatten, dass man uns bei den .Net-Aktivitäten mit der VSIP-Lizenz unter Druck setzen wollte und nachdem klar war, dass wir am jetzigen Kartellverfahren teilnehmen werden", sagte Mace. Im Kreuzverhör musste er indes einräumen, dass Palm-Software den US-Markt bei PDAs zu 80 Prozent beherrsche – in diesem Segment konnte Microsoft trotz des Quasi-Monopols bei den PC-Betriebssystemen bisher kaum Fuß fassen.

Mace ist der neunte Zeuge im laufenden Kartellverfahren, das neun US-Bundesstaaten auch nach der Einigung zwischen dem US-Justizministerium und Microsoft vom November vergangenen Jahres weiterführen wollen. Im Rahmen der aktuellen Anhörungen haben auch Vertreter anderer Unternehmen, unter ihnen Gateway, Novell und Intel, Vorwürfe gegen den Software-Hersteller erhoben. Microsoft versucht nachzuweisen, dass die Konkurrenten den Rechtsweg nur beschreiten, um einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen. Als Beleg dafür wollen die Microsoft-Anwälte das Verhalten des Novell-Managers Carl Ledbetter gewertet sehen. Er habe ein Treffen angeregt, um Microsoft "bei der momentanen rechtlichen Auseinandersetzung zu unterstützen". Ledbetter habe bei diesem Treffen angeboten, dass Novell sich im Verfahren zurückhalten werde, wenn Microsoft Novell bei der Anbindung seiner Netzwerksoftware an Windows besser unterstütze. Die Microsoft-Anwälte interpretierten dies als Drohung – Ledbetter bezeichnete diese Deutung als "außerodentlich verzerrt". (sha)