Pandemie beschleunigt die Digitalisierung der Lehre an den Schulen

In Mecklenburg-Vorpommern hat sich im ersten Pandemiejahr der Anteil der Lehrkräfte, die sich in Sachen digitaler Bildung fortbilden, verdoppelt.

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(Bild: Gorodenkoff/Shutterstock.com)

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  • dpa
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In der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der Lehrerinnen und Lehrer, die sich in Sachen digitaler Bildung weiterqualifizieren, in Mecklenburg-Vorpommern mehr als verdoppelt. Während im Jahr 2019 nur 3944 Lehrkräfte an entsprechenden Fortbildungen des Instituts für Qualitätsentwicklung teilnahmen, waren es im vorigen Jahr 8980, teilte das Bildungsministerium mit.

Seit April 2020 stehe es Lehrerinnen und Lehrern zudem offen, die Online-Fortbildungen der bundesweiten Weiterbildungsplattform Fobizz für Lehrkräfte kostenlos zu nutzen. Bisher wurden dort demnach bereits mehr als 39.000 Fortbildungen absolviert. In Mecklenburg-Vorpommern unterrichten an den allgemeinbildenden Schulen rund 11.700 Lehrkräfte (Stand 2020).

Aus Sicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in MV (GEW) könnte die Politik jedoch mehr tun, damit die pädagogische Weiterbildung mit der technischen Entwicklung Schritt hält. "Nach dem Digitalisierungsschub durch die Corona-Krise brauchen die Schulen dringend mehr zeitliche und personelle Ressourcen, um die bisherigen Rahmenkonzepte für eine digitale Lehr- und Lernstrategie stetig weiterzuentwickeln und diese auch umzusetzen", sagt Maik Walm, Landesvorsitzender der GEW, mit Blick auf die Ergebnisse der wissenschaftlichen Studie "Digitalisierung im Schulsystem 2021".

Lehrer dürften zudem nicht unnötig mit IT-Aufgaben belastet werden, sondern sollen sich um ihre pädagogische Kernaufgabe kümmern können. Für die IT-Aufgaben fordert die GEW daher eigenes Personal an den Schulen oder über die Kommunen einzusetzen.

Insgesamt kamen die Schulen in MV in der von der GEW angeführten Studie der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Georg-August-Universität Göttingen jedoch recht gut weg: Von 13 untersuchten Bundesländern landete der Nordosten bei der Ausprägung der digitalen Strategie und Infrastruktur auf Platz 5. Aus Sicht der für die Studie befragten Lehrkräfte ist das Angebot an Weiterbildungen im Vergleich zu den anderen Ländern sogar am besten ausgebaut.

Artikelserie "Schule digital II"

Wie sollte die Digitalisierung in unseren Schulen umgesetzt werden? Wie beeinflusst die Coronavirus-Pandemie das Geschehen? Was wurde im Schuljahr 2020/2021 erreicht - wie ging es 2021/2022 weiter? Das möchte unsere Artikelserie beleuchten.

Grundsätzlich sind sich sowohl das Bildungsministerium als auch die GEW einig, dass technische Ausstattung und pädagogische Weiterbildung bei der Digitalisierung an den Schulen zwei Seiten einer Medaille sind.

Das bestätigt auch Andreas Spengler, Juniorprofessor für Medienpädagogik und Medienbildung an der Uni Rostock: Wenn man über Digitalisierung in der Schule rede, dürfe man nicht nur über Technik sprechen, sondern eben auch über soziale, kulturelle und pädagogische Aspekte.

Spengler bezieht sich auf den Mediendidaktiker Michael Kerres und sieht es als Aufgabe der Schule, sieben Grundkompetenzen bei Schülerinnen und Schülern zu fördern: Sie sollen Medien kennen, ihre Funktionen verstehen, sie nutzen und mit ihren Informationen umgehen, sie gestalten, ihr eigenes Verhalten bei der Nutzung reflektieren und gesellschaftliche Schlussfolgerungen bewerten können. Dem Wissenschaftler zufolge sollte man hierbei herkömmliche Medien wie Bücher gemeinsam mit den sogenannten Neuen Medien wie dem Internet betrachten, als Beispiel zieht Spengler die Wirkung von Propaganda in unterschiedlichen Medien und Zeiten heran.

(kbe)