Patentstreit beigelegt: Intel zahlt 1,5 Milliarden US-Dollar an Nvidia [Update]

Intel büßt wieder einmal für alte Sünden: Für die Einigung im Patentstreit mit Nvidia zahlt der Halbleiter-Weltmarktführer fünf Jahre lang viel Geld.

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Mit einem Cross-Licensing-Abkommen und einer Zahlung von rund 1,5 Milliarden US-Dollar, verteilt über fünf Jahre, legen Intel und Nvidia ihren Streit über Patentrechte bei. Bis auf die geheime Klausel 4.2 (b) (8) haben die beiden Parteien ihre Vereinbarung offengelegt (PDF-Datei). Intel betont, dass der Vertrag Nvidia nicht das Recht einräumt, x86-kompatible Prozessoren herzustellen.

Ausdrücklich erwähnt werden in dem Patentaustauschabkommen allerdings "Third Party Proprietary Processors", beispielsweise mit ARM-Kernen – solche fertigt Nvidia bereits in Form von Tegra respektive Tegra 2 und will in Zukunft auch noch leistungsfähigere herstellen, die sich für Desktop-PCs und sogar Supercomputer eignen sollen.

Entzündet hatte sich der Patentstreit zwischen Intel und Nvidia schon vor einigen Jahren unter anderem an Chipsätzen für Intels Core-i-Prozessoren: Diesen fehlt der früher übliche Frontsidebus, der heute meistens auf einen einzigen Chip reduzierte Mainboard-"Chipsatz" ist über das Direct Media Interface (DMI) oder per Quick Path Interconnect (QPI) angebunden. Beim DMI handelt es sich um eine abgewandelte PCI-Express-Verbindung, die Nvidia aber bisher anscheinend nicht nutzen durfte. Das Cross-Licensing-Abkommen erwähnt ein leider nicht veröffentlichtes "Chipset License Agreement" vom 18. November 2004, das am 22. Dezember 2010 ergänzt wurde; das Cross-Licensing-Abkommen gilt seit gestern und zunächst bis 31. März 2017. Auch zu den Auflagen, die die US-Wettbewerbshüter der Federal Traden Commission (FTC) Intel gemacht haben, gehört die Verpflichtung, Allzweckprozessoren mit standardisierten Schnittstellen wie PCI Express ausstatten zu müssen, damit dort Fremdprodukte andocken können.

Ob das Chipsatz-Geschäft für Nvidia aber in Zukunft bedeutend bleibt oder wieder bedeutender wird, ist unklar. Weil in allen aktuellen Intel-Prozessoren ein integrierter Speicher-Controller steckt und den meistverkauften Chips leistungsfähige Schnittstellen wie QPI oder HyperTransport fehlen, hätte ein im Chipsatz eingebauter Grafikkern keinen ausreichend schnellen Zugriff auf den gemeinsam genutzten Hauptspeicher. Die zurzeit noch von Apple im Verbund mit Core-2-Prozessoren eingesetzten Nvidia-Chipsätze mit GeForce-Grafik enthalten den Speicher-Controller hingegen selbst und binden die CPU via Frontsidebus an. Doch die Core-2-Prozessoren gehören mittlerweile zum Alteisen, und sowohl Intel (Atom, Sandy Bridge) als auch AMD (Fusion/APU) fertigen x86-Prozessoren mit bereits eingebauten Grafikprozessoren.

[Update:] In einer auch via Internet abhörbaren Telefonkonferenz mit Analysten hat Nvidia-Chef Jen-Hsun Huang einige Fragen geklärt. Er habe "schon viele Male gesagt, [dass Nvidia] nicht die Absicht hat, Chipsätze für Intel-Prozessoren zu bauen". Außerdem stellte er wieder einmal klar, sein Unternehmen plane keine Entwicklung von x86-Prozessoren – aber er verwies mehrfach auf "Project Denver", also ARM-GeForce-Kombiprozessoren mit der GPGPU-Technik CUDA, die auch unter dem kommenden Windows für ARM laufen sollen. Zudem verglich er die Vereinbarung mit Intel ausdrücklich mit den Ende 2004 mit Sony geschlossenen Verträgen, die letztlich zur Entwicklung des Grafikprozessors "Reality Synthesizer" für die Playstation 3 führten. Unklar blieb dabei, ob Intel konkret plant, Nvidia-GPU-Kerne in künftige x86-Prozessoren zu integrieren. [/Update]

Intel hatte in den letzten Jahren mehrere hohe Beträge wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens zahlen müssen und ist nun an Auflagen unter anderem der FTC und der EU gebunden sowie über direkte Vereinbarungen auch an die Konkurrenten AMD und Nvidia. An die EU musste Intel 2009 1,06 Milliarden Euro Geldstrafe zahlen, AMD handelte im gleichen Jahr eine Zahlung in Höhe von 1,2 Milliarden US-Dollar aus sowie eine weitgehende x86-Lizenz auch für fremdgefertigte Prozessoren. (ciw)