Promotion in der IT: Lohnt der Doktor fürs Digitale?

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Sebastian Buck sagt heute, 18 Jahre nach seiner Promotion in Informatik: "Ich habe mit meinem Thema Glück gehabt, Algorithmen für Künstliche Intelligenz sind heute hochaktuell." Sein Rat an angehende Doktoranden ist daher, dass sie sich ein Thema suchen sollten, für das es praktische Anwendungen gibt oder höchstwahrscheinlich geben wird.

Buck hat ebenfalls am KIT Informatik studiert, dann an der TU München in dieser Disziplin promoviert. "Ich war getrieben vom Interesse am Thema Künstliche Intelligenz." Seine Promotion hat Buck 2003 abgeschlossen, heute ist der 46-jährige Head of Engineering and Project Management bei der ITK Engineering GmbH. Das Unternehmen ist ein Entwicklungspartner für die Industrie, hat weltweit 1.300 Mitarbeiter an Standorten in im In- und Ausland. Die Zentrale ist in Rülzheim in der Pfalz und ITK Engineering gehört seit drei Jahren zu Bosch, hat aber seine eigenständige Marke behalten. Das ist ungewöhnlich für diesen Konzern.

Dass Buck Karriere gemacht hat, liegt nach seiner Ansicht nicht am Titel als solchem, sondern eher am Wissen aus der Promotion, das beim Berufsein- und -aufstieg eine Art Beschleuniger war. "Während einer Promotion lernt man, sich auf ein komplexes Thema zu fokussieren, strukturiert zu arbeiten, mit ungewünschten Ergebnissen umzugehen und mit einem Budget klarzukommen." Was Absolventen in Unternehmen in Schulungen gelehrt bekommen, muss sich ein Doktorand selbst erarbeiten.

Dass sich eine Promotion beim Berufseinstieg finanziell lohnt, hat die genannte Studie bereits ergeben. Warum das so ist, weiß Sylvia Stiasny, Head of Human Resources bei ITK Engineering. "Promovierte besetzten meist Stellen, die vom Anforderungsprofil höher sind als die von Master-Absolventen – und damit auch besser bezahlt werden." Informatiker mit Promotion sucht ITK Engineering explizit für hochkomplexe oder ganz spezielle Aufgaben. "Grundsätzlich sind aber auch bei anderen Positionen Bewerbungen mit Promotion bei uns gern gesehen, wenn das Promotionsthema in unsere Firma passt", sagt Stiasny.

Das Unternehmen hat auch regelmäßig Doktoranden in seinem Promotionsprogramm, daher kennt Buck die Unterschiede zwischen seiner Promotion am Lehrstuhl und der in einer Firma. "An der Hochschule hat man mehr Freiheiten, an dem was man forscht, in Unternehmen sind die Doktoranden gebundener und es werden umsetzbare Teilergebnisse erwartet."

Zumindest diesen Druck hat Schiffl nicht. Wenn er es schafft, seine Promotion abzuschließen, entscheidet sich erst bei deren Verteidigung vor dem Prüfungsausschuss, ob er den Titel Dr. Ing. (Ingenieur) oder Dr. rer. nat. (Naturwissenschaften) tragen darf. Je anwendungsnäher sein Thema eingestuft wird, umso eher darf er sich Dr. Ing. Jonas Schiffl nennen.

(kbe)