MWC

QLED-Display und 5G: Harman zeigt Infotainment der nicht so fernen Zukunft​

Ein Display direkt unterhalb der Windschutzscheibe soll Informationen ins Blickfeld des Fahrers holen, eine neue Telematikeinheit Entwicklungszeiten verkürzen.​

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(Bild: heise online / pbe)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die Anzahl der Funktionen und Apps im Auto wächst ständig und damit in vielen Fällen auch der Bedarf nach einer schnellen Internet-Anbindung sowie mehr Display-Fläche. Wie die Fahrzeughersteller dies in kommenden Modellen berücksichtigen können, hat der Zulieferer Harman auf dem MWC 2024 gezeigt. Ein zusätzliches Display auf Basis von Samsung Neo-QLED-Technik sowie eine neue Telematikeinheit (TCU, Telematic Control Unit) sollen mehr Platz für Informationen und mehr Tempo für Datenübertragungen ermöglichen.

Einen Teil der Windschutzscheibe möchte Harman künftig für ein zusätzliches, Ready Vision QVUE genanntes Display nutzen. Der Bereich ist wenige Zentimeter hoch und erstreckt sich über die gesamte Breite. Dass dadurch der Blick auf die Straße nicht behindert wird, zeigt das Demofahrzeug. Für Fahrer und Beifahrer war lediglich ein Teil der Motorhaube verdeckt. Eine Einschränkung der Sicherheit dürfte somit ausgeschlossen sein.

Ready Vision QVUE soll als zusätzliches Display direkt unterhalb der Windschutzscheibe wichtige Informationen in die Sichtachse des Fahrers bringen.

(Bild: heise online / pbe)

Das Display selbst basiert auf Samsungs Neo-QLED-Technik. Die ermöglicht eine besonders flache Bauweise und soll wenig Raum in der Tiefe einnehmen. Der Einbau eines Head-Up-Displays ist somit weiterhin möglich. Zudem spricht Harman von einer ausreichenden Helligkeit, die sich den üblichen äußeren Umständen anpassen soll. Dadurch will man gewährleisten, dass es etwa im Dunkeln nicht zu Blendungen kommt, tagsüber aber dennoch alles ablesbar ist. Letzteres konnte das Unternehmen zumindest am Messestand demonstrieren. Denn trotz heller Umgebung waren alle Display-Inhalte problemlos zu erkennen.

Die Einsatzmöglichkeiten von Ready Vision QVUE sind laut Harman vielfältig. Das Demofahrzeug blendete im zusätzlichen Display unter anderem Navigations- und Warnhinweise ein, aber auch Angaben zur gerade laufenden Musik. Dabei entscheidet die Software, welche Informationen gerade relevant sind. Eine ablenkende Überversorgung soll so verhindert werden. Schließlich befindet sich das Display in der Sichtachse des Fahrers, wenn dieser auf die Straße schaut.

Von Außen betrachtet wirkt Ready Vision QVUE lediglich wie ein schwarzer Streifen am unteren Ende der Windschutzscheibe.

(Bild: heise online / pbe)

Deshalb, so Harman auf Nachfrage von heise online, sei Ready Vision QVUE auch als alleiniges Display im Fahrzeug vorstellbar. Die zahlreichen Informationen müssten dann nicht mehr auf mehrere Anzeigen hinter Lenkrad und in der Armaturentafel verteilt werden. Allerdings wäre dann eine andere Art der Bedienung nötig. Denn die Steuerung per Touchscreen bietet Ready Vision QVUE aus nachvollziehbaren Gründen nicht.

Den wachsenden Datenhunger moderner Fahrzeuge soll die neue Telematikeinheit Ready Connect 5G TCU stillen. In der leistungsfähigsten Ausführung sorgt Qualcomms Snapdragon Auto 5G Modem-RF Gen 2 für die Mobilfunkverbindung. Die maximale Übertragungsrate beziffert Qualcomm auf 8 Gbit/s im Downlink. Darüber hinaus ermöglicht die TCU die direkte Kommunikation zwischen Fahrzeugen (V2V, Vehicle-to-Vehicle) sowie zwischen Fahrzeug und Infrastruktur (V2I, Vehicle-to-Infrastructure) unter dem Oberbegriff C-V2X. Ebenso sind das Modul für die Satellitenortung (unter anderem Galileo und GPS) und das Notrufsystem eCall – auch in der geplanten Ausführung für Notrufe via 5G-Netz – innerhalb der Einheit verbaut.

Harman bündelt in der Ready Connect 5G TCU unter anderem ein 5G-Modem, Satellitenortung und eCall. Das soll die Kosten und Entwicklungszeiten der Fahrzeughersteller reduzieren.

(Bild: heise online / pbe)

Für Fahrzeughersteller soll die neue TCU zwei große Vorteile bieten. Durch die Bündelung der unterschiedlichen Module in einer Einheit ist weniger Verkabelung erforderlich. Das sei, so Pascal Peguret, Senior Vice President Connectivity, im Gespräch mit heise online, ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor. Zudem kann die Telematikeinheit die Entwicklungszeit für die Fahrzeughersteller verkürzen, da Harman die Validierung vornimmt und die Hersteller lediglich noch die Integration ins Fahrzeug vornehmen müssten, so Peguret. Die Zeitersparnis soll mehrere Monate betragen. Das gilt vor allem dann, wenn sich ein Hersteller zunächst für eine weniger leistungsfähige Variante der Ready Connect 5G TCU entscheidet. Ist im Rahmen einer Modellpflege der Wechsel hin zu einem stärkeren Modell vorgesehen, sind keine weiteren Anpassungen erforderlich. Die Verbindungen mit der Fahrzeugelektronik sowie die Bauform bleiben gleich.

Ob es bereits Fahrzeughersteller geben, die Ready Vision QVUE oder Ready Connect 5G TCU konkret verbauen werden, wollte Harman auf dem MWC nicht beantworten. Das Unternehmen betonte aber, dass es sich nicht um Konzepte handelt. Sowohl das Neo-QLED-Display als auch die Telematikeinheit seien serienreif. Ein zeitnaher Einsatz in neuen Fahrzeugmodellen sei somit möglich. (pbe)