Raw-Entwicklung: Rohkost für Feinschmecker (II)

Seite 3: Manipulationen mit Raw-Einstellern

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Um die Wirkungsweise von Einstellern, die in einem Raw-Konverter vor der Transformation nach RGB eingreifen, ebenso anschaulich zu zeigen, benötigt man eine Raw-Datei mit möglichst gleichmäßig abgestuften Grautönen, die den normalen Belichtungsumfang überschreiten oder zumindest voll ausschöpfen. Das Abfotografieren von Graustufenkarten bringt mangelhafte Ergebnisse und viel zu wenig Kontrast. Ein besseres Resultat liefert die bereits verwendete künstliche Graustufenreihe, in dunkler Umgebung von einem Bildschirm abfotografiert, und dazu eine Belichtungsreihe, etwa von +1,6 EV bis unter –3 EV. Allerdings stören hier Artefakte durch Farbgang des Monitors und – mehr noch – Interferenzen oder Moiré zwischen Monitor- und Kamera-Sensor-Pixeln. Um ein klar aufgelöstes Histogramm zu erhalten, hilft die Reduktion auf neun Graustufen und bei der Aufnahme das Bild unscharf zu stellen! Gegen den Farbgang (unterschiedliche Graustufen erscheinen z. B. grünlich oder gelblich statt neutral) hilft einfach im Raw-Konverter "In Graustufen konvertieren", dadurch wird auch das Balkenhistogramm noch klarer.

Das Histogramm muss neun unterscheidbare Balken zeigen. Ein schmaler Strich am linken oder rechten Rand gilt nicht, da er nur abgeschnittene Schatten oder Lichter außerhalb des Darstellungsbereiches signalisiert. Anders als bei einem bereits "entwickelten" RGB-Bild wie dem fertigen JPEG aus der Kamera, bei dem das Histogramm alle im Bild vorhandenen Tonwerte darstellt, kann es in einem Raw-Bild unsichtbare Bereiche links und rechts außerhalb der Schatten- und Lichtergrenzen geben!

Wenn die neun Balken vorhanden sind oder links und rechts gleichermaßen leicht angeschnitten werden, betrachten wir dies als eine "korrekt belichtete Aufnahme" des Testbildes und bezeichnen sie mit 0 EV. Ihr Tonwertumfang umfasst ca. 8,5 Blendenstufen, von –5,5 EV bis +3 EV, (das hängt natürlich vom verwendeten Monitor und dessen Einstellung ab). Im Raw-Histogramm von DPP erscheint der Tonwertumfang auf gut 10 Blendenstufen gespreizt. Verschiedene Messungen, unter anderem mit einem Gossen-Lunasix, ergaben aber, dass der Kontrast nur gut 8 Blendenstufen beträgt – hier scheint die verwendete EOS 400D die Kontraste schon im Vorfeld aufzusteilen. Das spielt für die nachfolgenden Demonstrationsbilder keine Rolle, da es nur darum geht, anhand der Balkenhistogramme die Wirkung der Einsteller im Raw-Konverter zu demonstrieren.

Zunächst soll aus dem Rohfoto ein idealisiertes "Messbild" erzeugt werden. Mit kleinen Korrekturen erreicht man, dass alle neun Balken im RGB-Histogramm von ACR unbeschnitten zu sehen sind und einigermaßen gleiche Abstände aufweisen. Diese Transformation der Raw-Datei in ein RGB-Bild dient als Referenz und wird als "nominell" bezeichnet, und darauf beziehen sich dann die positiven EV-Werte (Überbelichtung bis 1,6) oder die negativen (Unterbelichtung –3 EV oder gar –4 EV) und andere Veränderungen durch die Einsteller. Zur genaueren Kontrolle der Ergebnisse sind in allen neun Graufeldern nummerierte "Farbaufnehmer" eingeblendet, die zugehörigen Werte können in der Kopfleiste des ACR-Fensters abgelesen werden.

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