Red Hat Summit: Anpassungen bei der Pflegestrategie und Zukunft von RHEL

Red Hat verlängert die erste und aktivste Pflegephase von RHEL um ein Jahr und gibt einige Hinweise auf die Neuerungen von RHEL 4.7, 5.3 und 6.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Im Rahmen des am Freitag zu Ende gegangenen Red Hat Summit 2008 gaben RHEL Product Manager Daniel Riek und Product Marketing Manager Andrew Cathrow in einem Vortrag einen Überblick über die Zukunft von Red Hat Enterprise Linux (RHEL). Dabei verrieten die beiden einige Details von RHEL 4.7, 5.3 und 6 und erklärten das neue Pflege- und Updateschema, bei dem die aktivste Produktpflegephase um ein Jahr verlängert wird.

Dadurch dauert die vormals als "Full Support" bezeichnete erste Phase im RHEL-Lifecycle nun zirka vier statt drei Jahre nach der Freigabe einer neuen RHEL-Major-Version. In dieser Zeit will Red Hat wie bislang ungefähr alle sechs Monate ein Update in Form aktualisierter ISO-Images veröffentlichen, das wie etwa das kürzlich freigegebene RHEL 5.2 Fehler korrigiert sowie zahlreiche neue und aktualisierte Treiber für bessere Hardware-Unterstützung mitbringt. Häufig erweitert Red Hat in diesen Versionen den Funktionsumfang noch ein wenig oder erklärt zuvor als "Technical Preview" mitgelieferte Funktionen für offiziell von RHEL unterstützt.

Pflege- und Updateschema von RHEL

Der auf die erste Phase folgende und statt "Deployment" nun "Phase 2" genannte Zeitraum dauert nun mehr zirka ein Jahr; der exakte Zeitraum ist aber auch vom Veröffentlichkeitszeitpunkt der übernächsten RHEL-Major-Version (also für die RHEL 4er-Serie RHEL 6) abhängig. In dieser Zeit sollen im Wesentlichen mehr Fehler korrigiert werden; größere Treiber-Updates soll es nicht mehr geben. Darauf folgt wie zuvor eine dritte, zuvor "Maintenance" genannte Phase. In diesem zwei Jahre langen Zeitraum will der Linux-Distributor nur mehr kritische Fehler korrigieren. Das summiert sich wie bisher zu einem Support-Zeitraum von sieben Jahren – im Gespräch mit Red-Hat-Mitarbeitern auf dem Summit scheint es allerdings so, als würde über eine Ausdehnung der Gesamtlebensdauer ersthaft erwogen.

Durch diese Änderungen wird die RHEL4-Linie mit 4.7 und 4.8 noch zwei neue Versionen erhalten, bevor es nach derzeitigen Plänen nach der Freigabe von RHEL 6 mit 4.9 in die "Phase 2" eintritt. 4.7 ist derzeit zur Veröffentlichung am 24. Juli vorgesehen und soll neben Optimierungen und Fehlerkorrekturen für Autofs, Samba, Systemtap, Iscsi oder LVM/DM die Unterstützung von neuer Hardware wie Intels ICH10 oder neueren Netzwerk- und Storage-Controllern verbessern.

Derzeitige Pläne für RHEL 5.3

In der RHEL-5-Serie plant Red Hat nach der kürzlich erfolgten Vorstellung von RHEL 5.2 die Version 5.3 für Anfang nächsten Jahres. Für diese stehen derzeit unter anderem LVM Mirror Snapshots sowie Verbesserungen für Systemtap, iSCSI, IPv6, GFS 2 und die Stromsparmechanismen moderner Systeme auf der Roadmap. Zudem soll 5.3 wie das im Mai vorgestellte Fedora 9 die Verschlüsselung der Root- und Datenpartitionen beherrschen.

Sowohl in der 4er- als auch in der 5er-Serie plant Red Hat zudem Verbesserungen für die Host- und Gast-Unterstützung für Virtualisierung. Zudem arbeitet das Unternehmen an Netzwerk und Storage-Treibern für verschiedene Windows-Systeme, um deren Performance durch teilweise Nutzung von Paravirtualisierung beim Betrieb als Hardware-virtualisierter Gast unter RHEL 5 zu verbessern. Diese Treiber sollen anders als die anderer Linux-Distributoren unter einer Open-Source-Lizenz stehen und im Juli in die Beta-Testphase gehen.

Zur nächsten, vermutlich RHEL 6 genannten Major-Version von RHEL gab es nur einige wenige Informationshäppchen. So soll RHEL 6 nach den derzeitigen Plänen wohl erst Ende 2009 erscheinen – fast drei Jahre nach RHEL 5. In den Planungen von RHEL 6 taucht unter anderem das aktuelle Buzz-Word "Green-IT" neben Dingen wie Tickless-Kernel, RPM- und Yum-Verbesserungen, Paravirt_ops-Unterstützung, einem neuen Scheduler und der Integration des Realtime-Kernels auf. Viele dieser Verbesserungen sind in Fedora bereits enthalten und werden dort getestet.

Auch vage Angaben zu Verbesserungen beim Dateisystem tauchen in den Planungen auf – dabei dürfte es sich für RHEL 6 vermutlich um Ext4 handeln, dessen Hauptentwicklungsphase sich langsam dem Ende nähert. Bei der Präsentation klang es aber so, als würde Red Hat das von einem Oracle-Entwickler gestartete und noch lange nicht ausgereifte Btrfs genau beobachten; ein Red-hat-Entwickler scheint sich seit kurzem sogar aktiv an der Btrfs-Entwicklung zu beteiligen und veröffentlichte einen Patch, der Btrfs um Unterstützung für ACLs erweitert.

Viele Summit-Besucher spekulieren nach der Vorstellung von oVirt und dem Embedded Hypervisor darüber, ob Red Hat bei RHEL 6 weiter Xen nutzt oder wie bei oVirt auf KVM setzt. Eine konkrete Antwort gab es auf diese Frage nicht – die Red-Hat-Mitarbeiter betonen immer wieder, dass es den Kunden durch die Abstraktion über libvirt und die verschiedenen darauf aufbauenden Managementtools weitgehend egal sein kann, welche der beiden Lösungen zum Einsatz kommt. Beim genauen Hinhören in den Vorträgen oder im Gespräch mit Entwicklern klingt aber immer wieder ein wenig durch, dass KVM wohl die von vielen bevorzugte und als "eleganter" angesehene Lösung ist.

Zum Red Hat Summit 2008 siehe auch:

(thl)