Bekannter Cyberkrimineller angeklagt, Darknet-Händler müssen ins Arbeitslager

Die russische Justiz erhebt Anklage gegen einen Ransomware-Entwickler und verhängte gegen den Chef des Hydra-Marktplatzes eine lebenslange Haftstrafe.

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Handschellen liegen auf einer Laptop-Tastatur

(Bild: ronstik/Shutterstock.com)

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Die russische Justiz hat in den vergangenen Tagen verschiedene Schritte gegen Cyberkriminelle unternommen und dabei hohe Strafen verhängt. Ein vom FBI mit Kopfgeld gesuchter Krimineller wartet auf seine Anklage, die Betreiber des Hydra-Untergrundmarktplatzes müssen derweil jahrelang in Haft. Der mutmaßliche Kopf der Bande wird gar lebenslang inhaftiert.

Einen bekannten Cyberkriminellen setzten die russischen Behörden kurzzeitig fest. Dem als "wazawaka" bekannten Mikhail M. wirft die Staatsanwaltschaft vor, Schadsoftware entwickelt zu haben. Darauf steht nach §273 des russischen Strafgesetzbuchs eine Geldstrafe oder bis zu vier Jahren Gefängnis.

In einer Mitteilung der russischen Generalstaatsanwaltschaft hieß es zunächst ohne Namensnennung, dass ein 32-jähriger Russe angeklagt worden sei. Gegenüber einem einschlägigen Telegram-Kanal bestätigte wazawaka jedoch, es handele sich um ihn. Er gab an, eine Geldstrafe bezahlt zu haben. Erhebliche Teile seines Vermögens in Krypto-Währungen seien beschlagnahmt worden, Mikhail E. selbst sei aber gegen Kaution bis auf Weiteres auf freiem Fuß.

Auf E. ist in den USA ein Kopfgeld von bis zu 10 Millionen Dollar ausgesetzt. Das FBI wirft ihm vor, maßgeblich an der Entwicklung der Babuk-Ransomware beteiligt gewesen zu sein und unter anderem die Rechner von US-Polizeibehörden angegriffen zu haben. Der Russe steht zudem auf der SDN-Sanktionsliste (Specially Designated National) der USA.

Ein Moskauer Gericht verurteilte den mutmaßlichen Chef des Darknet-Marktplatzes "Hydra", Stanislav M., zu lebenslanger Haft und einer Geldstrafe von vier Millionen Rubel. Das berichtete unter anderem die Zeitung "Kommersant". Dem Mann und seinen 15 Komplizen wurde die Herstellung und der Verkauf von Drogen als Teil einer organisierten kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Das Strafmaß ist ein Novum in Russland: Niemals zuvor verurteilte ein dortiges Gericht einen Drogenhändler zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe.

Die anderen Bandenmitglieder müssen ebenfalls für lange Zeit hinter Gitter: Sie erhielten Haftstrafen zwischen 8 und 23 Jahren. Ihr neues Zuhause wird eine sogenannte "Sonderkolonie mit strengem Regime", ein Straflager der zweithöchsten Sicherheitsstufe.

Der kriminelle Marktplatz "Hydra" wurde vor zwei Jahren in einer konzertierten Aktion internationaler Ermittler – auch russischer Strafverfolger – abgeschaltet. Er galt als einer der umsatzstärksten Umschlagplätze für Drogen und Krypto-Geldwäsche und habe nach Angaben der Behörden allein im Jahr 2020 über eine Milliarde Euro erwirtschaftet. Gegen diese Zahlen wirkt der Gesamtumsatz des kürzlich aufgeflogenen "Crimenetwork" in Höhe von etwa 93 Millionen Euro geradezu harmlos.

(cku)