SCO vs. Linux: IBM bittet HP und Intel in den Zeugenstand

IBM will in der Auseinandersetzung um angeblich unrechtmäßig nach Linux transferierten Unix-Code von HP und Intel wissen, was SCO zur Unix-Portierung auf den Itanium beigesteuert hat.

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Von
  • Detlef Borchers

In dem Prozess zwischen der SCO Group und IBM über die Frage, ob IBM möglicherweise Rechte von SCO verletzt und Code oder Programmkonzepte unrechtmäßig nach Linux transferiert hat, werden weitere Firmen zur Beweisaufnahme geladen. Wie es sich bereits in der Vorwoche abzeichnete will IBM sowohl von Hewlett Packard wie von Intel wissen, was SCO bei der Portierung von Unix auf den seinerzeit so genannten Merced-Prozessor (später als Itanium bezeichnet) beisteuerte. Entsprechende Anträge reichte IBM in dieser Woche vor Gericht ein. Nun müssen die Programmierer von Intel und HP aussagen beziehungsweise eidesstattliche Erklärungen abgeben.

Die damalige Portierung begann als Projekt von Hewlett Packard und Intel. Später wurde daraus die große Unix-Verbrüderung, als sich Compaq, IBM, SCO und Sun beteiligten. Kurz danach stellten IBM, Intel und SCO das Projekt Monterey vor, das in der Verschmelzung der Betriebssysteme AIX (IBM) und Unixware (SCO) in einem einheitlichen Unix münden sollte. Das Projekt Monterey scheiterte, ließ bei SCO jedoch den Verdacht aufkeimen, von IBM ausgetrickst worden zu sein. Mit dem Verdacht, dass Code oder Programmierkonzepte aus dem damaligen Projekt in die Entwicklung von Linux gelangten, begann die juristische Auseinandersetzung zwischen SCO, IBM, Novell und einigen anderen Firmen.

Neben der Vorladung von Intel und Hewlett-Packard wurde auch die Eingabe von IBM akzeptiert, die gegen die Anordnung protestiert, dass IBM alle Code-Versionen von AIX und Dynix an SCO ausliefern soll. Hier erreichte IBM eine Fristverlängerung bis zum 11. Februar. Bis dahin muss die Firma begründen, warum die Herausgabe des Codes unzumutbar ist. Nach groben Schätzungen soll es sich um 2 Milliarden Codezeilen handeln, die IBM ausliefern müsste.

Unterdessen hat nach einem Bericht der Salt Lake Tribune bei der Canopy Group, dem Mehrheitseigner von SCO, das Aufräumen begonnen. Dort wurden kurz vor Weihnachten die bisherigen Topmanager Yarro und Mott entmächtigt und durch den auf Sanierungsfälle spezialisierten William Mustard ersetzt. Schon vor einiger Zeit hatte sich Canopy von Linux Networx zurückgezogen, nun sollen die Investments in die Firmen Altiris, Center7, MyFamily.com und FatPipe Networks zur Debatte stehen. Auch SCO steht nach der Zeitungsmeldung auf dem Prüfstand. Dabei zitiert das Blatt den Analysten Rob Enderle, der über die Canopy Group urteilt: "Sie ist ein abgewrackter Zug und benötigt dringend einen kompetenten, qualifizierten Dritten, der als Schlichter handelt. Andernfalls werden nur eine Menge Anwälte sehr reich werden und am Ende eine tote Firma übrig lassen."

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)