SWPA 2015: Interview mit Gewinner Armin Appel

Seite 2: Bilder in der Luft komponieren

Inhaltsverzeichnis

Wie gut kann man die Bilder in der Luft überhaupt komponieren?


Armin Appel: In erster Linie ist das Foto ein Zufallsprodukt. Aber es ist so: Ich fliege mit etwa 35 bis 44 Km/h und habe eine ganz andere Perspektive. Meine Augen sind mittlerweile ebenso geschult wie die jedes anderen Fotografen. Wenn ich etwas sehe und denke "das sieht interessant aus", dann mache ich erst einmal grobe Bilder und nähere mich weiter an. Zur Kontrolle in der Luft habe ich keine Zeit. Ich überprüfe zuhause am Rechner die Fotos und denke darüber nach, was man besser machen müsste. Dann fliege ich das Objekt meist noch einmal an und mache das endgültige Foto. So entstehen die meisten meiner Bilder. Ich komme im Jahr auf etwa 120 Flugstunden. Im Schnitt bin ich über eine Stunde in der Luft. Lange Flüge können drei bis vier Stunden dauern. Wenn ich fliege ist alles schön und ich fühle mich wohl. Wenn ich gelandet bin, dann fühlt sich das an als hätte jemand die Musik ausgemacht.

Welche Probleme stellen sich in solchen Höhen ein?

Armin Appel: Bei der D800 war beispielsweise der Akku ein Problem. Deshalb nehme ich mittlerweile immer einen vollen Ersatzakku mit. Den Akku wechsele ich in der Luft, das Objektiv aber nicht mehr, das ist zu gefährlich. Außerdem pendelt mein Gleitschirm. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen auf einer Schaukel, pendeln hin und her. Nun versuchen Sie ein Foto exakt mit dem Ausschnitt zu machen, den Sie sich für Ihr Foto wünschen! Das braucht Übung. Ich drücke immer genau im Scheitelpunkt ab. Auch die Bedienung der Kamera mit Handschuhen ist nicht gerade einfach. Beim Fotografieren steuere ich den Schirm mit der linken Hand. Mit der Rechten bediene ich die Kamera. Die richtige Brennweite muss ich vor dem "Überflug" einstellen. Durch den LiveView sehe ich oftmals nur die Konturen. Die bringe ich in meinen Ausschnitt und drücke am Scheitelpunk des Pendlers zwei- bis dreimal ab. Oftmals benötige ich mehrere Anflüge und mache 30-40 Aufnahmen von einem Objekt. Die meisten meiner Flüge enden mit 600-1200 Aufnahmen. Von 1000 Aufnahmen kann ich 6-10 Bilder Wettbewerbs technisch verwenden.

Wie viel Nachbearbeitung steckt in ihren Bildern?

Armin Appel: Mittlerweile steckt nur noch wenig Nachbearbeitung in meinen Fotos. Der Spruch ist wahr: Ein gutes Foto braucht kaum Bearbeitung. Auch die Fotos, die ich zum SWPA eingereicht habe, sind kaum nachbearbeitet. An dem „Schulhof“ habe ich lediglich links das viereckige schwarze Feld dunkler gemacht und die Fassade des Schulgebäudes hat mehr Farbkontrast bekommen. Das war's dann auch schon.