Sanierung von Brokat droht zu scheitern

Die Gläubiger einer Hochzinsanleihe konnten sich bis zur Hauptversammlung nicht auf die vom Vorstand vorgeschlagenen Rettungsmaßnahmen einigen.

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Von
  • dpa

Die Sanierung der Stuttgarter Brokat AG droht endgültig zu scheitern. Die Gläubiger einer Hochzinsanleihe konnten sich bis zur Hauptversammlung des Softwareunternehmens am heutigen Montag nicht auf die vom Vorstand vorgeschlagenen Rettungsmaßnahmen einigen; der Verkauf eines Geschäftsbereichs in die USA wurde gestoppt. Gleichzeitig meldete Brokat Überschuldung an. Kommt eine Einigung mit den Inhabern der Obligationen nicht zu Stande, müsste Brokat demnach in spätestens drei Wochen Insolvenz anmelden.

Der Vorstand werde "alle noch verbleibenden Alternativen ausloten", versprach der amtierende Vorstandschef Stefan Röver den Aktioniären in Leinfelden-Echterdingen. Das kalifornische Unternehmen eOne Global hatte die Übernahme der Sparte "Mobiles Internet" von einer Einigung mit den Anleihegläubigern abhängig gemacht. Die Bondholder – vor allem Fonds und Banken aus den USA – sollten einer Auflösung der im vergangenen Jahr herausgebrachten Anleihe zustimmen. Im Gegenzug sollten sie bis zu 60,6 Millionen Euro (118,6 Millionen Mark) in bar und die Mehrheit der Aktien an Brokat erhalten.

Der Umsatz von Brokat brach im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 75 Prozent auf 5,7 Millionen Euro zusammen. Der Nettoverlust lag bei 71 Millionen Euro. Bereits seit Wochen dümpelt der Aktienkurs des einstigen Börsenstars unter einem Euro. Der Sanierungsplan von Brokat sah vor, dass das Unternehmen durch mehrere Verkäufe auf 160 Mitarbeiter schrumpft und sich auf Software für das Internet-Banking in Europa konzentriert. Als Berater hatten die Brokat-Manager den Sanierungsexperten Dirk Pfeil in den Aufsichtsrat geholt.

Finanzvorstand Michael Janßen, der als Vorstandchef für die neue Brokat AG vorgesehen ist, bekräftigte vor den Aktionären sein Konzept: "Ich sehe eine realistische Chance, das Kerngeschäft weiter zu erhalten." Für 2002 seien ein Umsatz von 25 Millionen Euro und schwarze Zahlen im zweiten Halbjahr angepeilt. Doch durch den Stopp der Transaktion mit eOne Global droht auch die Strategie des Gesundschrumpfens fehlzuschlagen. Ende September standen noch 882 Mitarbeiter von ursprünglich 1304 auf der Gehaltsliste von Brokat, davon 380 im Geschäftsbereich "Mobiles Internet". (dpa) / (anw)