Sicherheitsmängel: Zwei Drittel der digitalen Kfz-Zulassungsstellen gesperrt

Digitaldesaster i-Kfz: Die vereinfachte Online-Zulassung war erst im September an den Start gegangen, nun ist sie größtenteils schon wieder gestoppt.

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(Bild: c't / Thorsten HĂĽbner)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Das war ein kurzes Vergnügen: Die am 1. September 2023 gestartete vereinfachte digitale Kfz-Zulassung ("i-Kfz") ist offenbar größtenteils schon wieder gestoppt. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) wird voraussichtlich zwei Dritteln der deutschen Zulassungsstellen die Möglichkeit sperren, Autozulassungen per i-Kfz vorzunehmen. Der Grund sei mangelnde Sicherheit, berichtet die Automobilwoche unter Berufung aufs Kraftfahrt-Bundesamt (KBA). Sie zitiert Florian Cichon, den Vorstandsvorsitzenden des Zulassungsdienstleisters Premiumzulasser, der davon ausgeht, dass fast 70 Prozent aller Behörden Zulassungen und andere Aufträge vorerst wieder nur in Papierform bearbeiten können.

Laut KBA entsprächen die Computersysteme vieler Zulassungsstellen nicht den Sicherheitsmindeststandards. Offenbar war der verheerende Hackerangriff auf kommunale Verwaltungen in Südwestfalen ein Auslöser für die i-KFZ-Sperrungen. Wann die abgeschalteten Digitalzugänge wieder an den Start gehen können, ist bislang noch völlig unklar.

Schon seit dem Jahr 2006 arbeiten Bund und Länder an der Online-Kfz-Zulassung – und kommen nicht in die Gänge. Seit 2019 ist es zwar theoretisch möglich, Autos online anzumelden; aber mitbekommen haben das nur wenige. So wenige, dass sogar der FDP-Fraktionschef Christian Dürr im Februar twitterte, dass die digitale "Kfz-Zulassung ab September auch digital möglich sein wird". Und das, obwohl das System schon seit Jahren in Betrieb ist und im September 2023 lediglich vereinfacht wurde.

Klare Worte fand Christian Wölbert in seinem c't-Artikel über die holperige Geschichte von i-Kfz: "Typisch deutsches Digitaldesaster" lautete die Überschrift. Größtes Hindernis für die Digitalzulassung war bislang offenbar der E-Personalausweis, den man bis September zwingend benötigte. Dass das Verfahren zu kompliziert war, lässt sich an einer Zahl deutlich ablesen: Die Onlinequote für Kfz-Zulassungen betrug im Jahr 2021 0,6 Prozent.

(jkj)