Siemens Bocholt: Verlagerung der Service-Einheit gestoppt

Insgesamt 220 Stellen sollen nun doch nicht nach Ungarn verlagert werden; ein Ergänzungsvertrag zum Tarifvertrag verlangt den Beschäftigten einige Opfer ab.

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  • dpa

Die drohende Verlagerung von rund 220 Arbeitsplätzen der Siemens Service-Reparaturwerkstatt Bocholt nach Ungarn ist gestoppt. Mit Hilfe eines Ergänzungstarifvertrags sei die bereits beschlossene Verlagerung verhindert worden, sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Bocholt, Heinz Cholewa, am Montag. Die ICM MP Service-Organisation sei die letzte bedeutende Service-Einheit für Handys und schnurlose Telefone in Deutschland. Zusätzlich sind nach Siemens-Angaben rund 2000 Arbeitsplätze an den Standorten Kamp-Lintfort und Bocholt in Gefahr.

Bei dem Ergänzungsvertrag handele sich um eine Ausnahmeregelung des Tarifvertrages, die eine Festlegung der Jahresarbeitszeit ohne Urlaub und Feiertage auf 1760 Stunden beinhalte, sagte Cholewa. Für den Wegfall des Weihnachts- und Urlaubsgeldes sei eine leistungs- und ergebnisabhängige Komponente von 45 Prozent eines Monatsgehaltes bei vollständiger Zielerreichung geplant. Im laufenden Jahr sei zudem eine Einmalzahlung von 70 Prozent eines Monatsgehaltes vorgesehen. Der Vertrag habe eine Laufzeit vom 1. Mai 2004 bis zum 30. April 2006.

Nach Einschätzung von Siemens bringe eine Verlagerung der Einheit Kostenvorteile von rund vier Millionen Euro, erklärte Cholewa. Berechnungen einer Unternehmensberatung ergaben ein Potenzial von immerhin 3,6 Millionen Euro. Dies werde mit der tarifvertraglichen Einigung abgefangen. "Wir haben die Reißleine gezogen", sagte er. Bereits Mitte November 2003 war der Gesamtbetriebsrat über die Pläne informiert worden.

Zuvor hatte die IG Metall Siemens zu Verhandlungen über die Zukunftssicherung beider Standorte aufgefordert. Derzeit sind dort knapp 5000 Mitarbeiter mit der Herstellung von Handys und schnurlosen Festnetz-Telefonen beschäftigt. Das Siemens-Unternehmenssegment ICM will Ende März zu Plänen über die mögliche Verlagerung der Arbeitsplätze ins Ausland Stellung nehmen. Nach Angaben von Siemens müssten in beiden Werken Stellen abgebaut werden, wenn sich die Kosten für die Fertigung nicht nachhaltig änderten. (dpa) / (jk)