Softwareprobleme: Häftlinge in Arizona sitzen länger
Seite 2: Gefangene entreichert
Der Rechnungshof Arizonas hat vergangenes Jahr festgestellt, dass die Gefängnisverwaltung auf fast einer Million Dollar sitzt, die eigentlich auf Treuhandkonten bestimmter Insassen liegen sollten. Nach Angaben der Gefängnisverwaltung liegt das an Schwierigkeiten beim Umstieg von der alten auf die neue Software ACIS.
Einige Softwaremodule, die mehrere Millionen Dollar gekostet haben, seien überhaupt unbrauchbar und würde nicht genutzt. Als Beispiel nannte eine Quelle die Verwaltung der Habseligkeiten der Insassen. Diese würden wieder händisch mit Papierakten verwaltet.
Hinzu kommen banale Anforderungen, die nicht gelöst sind: Irrtümlich eingetragene Sanktionen lassen sich offenbar nicht korrigieren. In mindestens einem Fall durfte ein Gefangener 30 Tage lang nicht telefonieren, obwohl er sich im Gefängnis nichts hatte zuschulden kommen lassen. Das wusste auch die Gefängnisverwaltung, allein die Software ließ sich nicht bezwingen.
Riesige Gefängnisbevölkerung
Die USA haben die höchste Inhaftierungsrate der Welt, von 100.000 Einwohner sitzen 655 ein. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 77, in Österreich 95, in der Schweiz 80 und in Liechtenstein 23 (2020). Arizona liegt mit 877 noch über dem US-Schnitt und in den Top 5 aller US-Staaten. Stand 2018 saßen in Arizona 62.000 Personen in Haft, davon 42.000 in Einrichtungen der hier betroffenen Gefängnisverwaltung des Staates. Dabei war nur etwa jeder zehnte Insasse weiblich.
Die übrigen 20.000 Eingesperrten Arizonas verteilen sich auf Gefängnisse von Countys und Kommunen (14.000), Bundesgefängnisse (4.600) und jeweils einige Hundert Menschen in Jugendgefängnissen, Gefängnissen der Ureinwohnerbehörden sowie unfreiwillig in Krankenhäusern Festgehaltene. Die weitaus überwiegende Zahl der Insassen ist gar nicht zu einer Haftstrafe verurteilt sondern harrt einem Gerichtsverfahren. Siebzig Prozent der Insassen Arizonas waren nicht gewalttätig.
In den vier Jahrzehnten bis 2016 hat sich die hat sich die Gefängnisbevölkerung der USA vervierfacht. Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl der Insassen in Gefängnissen des Staates Arizona verzwölffacht. Das kostet den Staat viel Geld, gleichzeitig kommt er mit dem Bau von Haftanstalten nicht hinterher. Die Gefängnisse waren vergangenes Jahr um tausende Personen überbelegt.
Neue Gesetze wären Papiertiger
Im Parlament des Staates liegen mehrere Gesetzesanträge auf Erweiterung des Zugangs zu Fortbildungs- und Resozialisierungsprogrammen und damit verbundenen Haftverkürzungen auf. Doch solange die Software das nicht umsetzt, hülfen diese Gesetze niemanden.
(ds)