Sorge vor "Katastrophe": USA und Russland uneins über Gefahr von ISS-Leck

Seit Jahren entweicht aus einem russischen Modul der Internationalen Raumstation Sauerstoff. Über die Gefahr sind sich NASA und Roskosmos weiterhin nicht einig.

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Raumstation über der Erde

Die ISS

(Bild: NASA)

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Fünf Jahre nach dem Auftreten eines Lecks auf der Internationalen Raumstation ISS herrscht zwischen den Verantwortlichen in den USA und in Russland keine Einigkeit darüber, was dahintersteckt und wie gravierend das Problem ist. Das wurde während einer Sitzung des ISS-Beratungsausschusses der NASA vergangene Woche publik, berichtet SpaceNews. Dort erklärte Ausschusschef Bob Catana demnach, dass man bei der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos meint, das Lecke im russischen Segment gehe auf "hohe zyklische Ermüdung" aufgrund von Mikrovibrationen zurück, während die NASA mehrere Faktoren für verantwortlich halte, "darunter Druck, mechanische Belastung, Materialeigenschaften und Umwelteinflüsse". Die US-Weltraumagentur habe die Sorge, dass das Leck "katastrophale" Folgen für die ISS haben könne.

"Die Russen glauben, dass der weitere Betrieb sicher ist, können das aber nicht zu unserer Zufriedenheit beweisen, die USA glauben, dass dem nicht so ist, können das aber nicht zur Zufriedenheit der Russen nachweisen", zitiert das Branchenmagazin den ehemaligen Astronauten. Deshalb habe der Ausschuss jetzt dafür plädiert, weiterhin auf ein gemeinsames Verständnis hinzuarbeiten und dafür auch externe Experten hinzuzuziehen: "Das ist ein Ingenieursproblem und gute Ingenieure sollten in der Lage sein, eine Lösung zu finden und sich darauf zu einigen." Erst vor wenigen Wochen hatte die NASA nach einer Analyse von Materialproben geurteilt, dass für die strukturelle Integrität Raumstation keine unmittelbare Gefahr besteht. Trotzdem gilt es als "Top Safety Risk".

Erstmals entdeckt wurde das Leck bereits 2019, Anfang des Jahres war es aber merklich größer geworden. Danach entwichen zwischenzeitlich etwa 900 Gramm der Kabinenluft pro Tag. Weil es sich aber hinter einer Schleuse befindet, die versiegelt werden kann, passiert das nur, wenn die offen ist. Inzwischen werden laut Cabana auch Verbindungen zum US-Segment geschlossen, wenn in dem betroffenen Modul gearbeitet wird. Die NASA hat zwar versichert, dass das Problem "beherrschbar" ist und innerhalb der zulässigen Spezifikationen liegt, trotzdem wird daran gearbeitet, es zu schließen. Eine anonyme Quelle hat im Frühjahr gar von einem "Flächenbrand" gesprochen, den die Verantwortlichen in ihren Händen hätten, den sie aber nicht gelöscht bekämen. Für das weitere Vorgehen gibt es keinen Zeitplan, die ISS soll noch bis Ende des Jahrzehnts in Betrieb bleiben.

(mho)