Spiele-Entwickler: "Wer international sucht, wird Arbeit finden“

Seite 3: Schwankungen sind die Konstante

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Die deutsche Spieleindustrie unterliegt extremen Schwankungen. Vor Jahren waren Browserspiele sehr wichtig fĂĽr den Spiele-Arbeitsmarkt, danach kam der Hype um Virtual Reality.

Das ist nicht nur in der deutschen Spiele-Industrie so – solche Schwankungen gibt es auch international. Die Geschäftsmodelle ändern sich, die Plattformen ändern sich, die Technologien ändern sich. Auch das Design entwickelt sich laufend weiter. Deshalb ist die Spiele-Industrie ja so spannend: Selbst die großen Firmen wissen nicht, wie genau die Lage in fünf Jahren sein wird. Deshalb sucht die Industrie Leute, die sich anpassen können.

Wie kann man sich in der Ausbildung darauf vorbereiten?

Wir bilden nicht nur dazu aus, auf der aktuellen Plattform zu entwickeln, die es in fünf Jahren vielleicht gar nicht mehr gibt. Unsere Studierenden sollen Methoden lernen, um auch mit der nächsten Plattform arbeiten zu können. Mein größtes Anliegen ist es etwa, den Studierenden zu vermitteln, den Spielemarkt zu verstehen und analysieren zu können: Was ist die nächste Plattform? Was ist der nächste Trend? Wo gibt es eine Chance, sich als junge Entwickler zu positionieren?

Um etwas ketzerisch zu fragen: Ist wirklich Kreativität gefragt, wenn die Entwickler dann die 16. Version eines Titels wie FIFA oder Call of Duty entwickeln sollen?

Es gibt beides: Wer sein Leben lang FIFA gespielt hat, für den ist die Arbeit an der nächsten Version vielleicht ein Lebenstraum. Natürlich ist das nicht so kreativ wie seine eigenen Spiele von Grund auf zu entwickeln und neue Wege zu gehen. Dieser Weg ist aber auch gefährlicher und unsicherer. Große Firmen sind auf der Suche nach beidem. Take Two hat gerade etwa das Label "Private Division" gegründet, um einen Platz für Titel zu bieten, die nicht immer nur die gleichen Triple-A-Konzepte in den Markt bringen wollen.

Wie sehen die Berufschancen derzeit aus? Der Game Bundesverband
hat veröffentlicht, dass der Spiele-Arbeitsmarkt in Deutschland nicht nur stagniert, sondern schrumpft.

Die Absolventen können auf alle Fälle Auswahl haben – wenn auch nicht unbedingt in Köln-Mülheim. Wer international sucht, wird Arbeit in der Games-Branche finden – vielleicht ist es in Berlin, vielleicht ist es Paris, vielleicht ist es London oder Montreal.

Diese Flexibilität und Projektarbeit haben der Games-Branche aber den Ruf eines schlechten Arbeitgebers verschafft. So ist zum Beispiel viel vom "Crunch" die Rede, bei dem Entwickler kurz vor Veröffentlichung rund um die Uhr arbeiten sollen. Hat sich da etwas gewandelt?

Ja, und zwar zurecht. Ich sehe bei großen Firmen viele Bemühungen, die Belastung besser zu kontrollieren. Bei mittelgroßen Firmen ist es schwieriger: Wenn die ihre Gehälter am Ende des Monats bezahlen müssen, müssen sie sich überlegen, ob sie ihre Mitarbeiter nach Hause schicken können, wenn dadurch die Gefahr besteht, dass ein Spiel nicht rechtzeitig fertig wird. Insgesamt ist es aber besser geworden, wenn auch nicht immer rosig. Was ich aber an der Branche mag: Man arbeitet mit Leuten, die Spiele machen wollen. Sie sind nicht in der Spiele-Branchen gelandet, weil sie sonst keine andere Wahl hatten. (axk)