Rewilding: Positiver Effekt laut Studie messbar

Die Wiederansiedlung großer Pflanzenfresser erhöht den Artenreichtum von Pflanzen und die Widerstandsfähigkeit gegen Dürre.

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Bison bei der Arbeit: Ein Great Plains Bison (Bison bison) futtert Gräser und ist von den gelben Blüten der Steifen Goldrute (Solidago rigida) umgeben.

(Bild: Jill Haukos (Kansas State University, Manhattan, Kansas))

Lesezeit: 2 Min.

Die Wiederansiedlung ausgestorbener oder verdrängter Tierarten und das sich selbst überlassen der Natur – das so genannte Rewilding – wird unter Experten als Möglichkeit diskutiert, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Das rasante Artensterben zu stoppen – und gleichzeitig die schlimmsten Folgen des Klimawandels zumindest abzufedern. Harte Zahlen zur Wirksamkeit des Konzeptes gab es bisher nicht. Nun haben Forschende der Kansas State University die Ergebnisse einer Langzeitstudie zur Wiederansiedlung von Bisons veröffentlicht.

Rewilding-Pioniere wie Nikita und Sergey Zimov vom Pleistozän-Park in Sibirien versuchen, die Arktis wieder in eine Steppe zu verwandeln, indem sie mit Megaherbivoren die Verbuschung zurückdrängen und den Boden verdichten wollen. Dafür haben sie in einem geschlossenen Gebiet eine bunte Mischung aus Tieren angesiedelt – Kamele, Bisons, Moschusochsen, Rinder, Rentiere, Elche, Ziegen, Pferde, Schafe, Yaks und Wisente – in der Hoffnung, das Klimagas Methan im arktischen Boden zu halten. Der Genforscher George Church will diesen Prozess gar beschleunigen, indem er aus Elefanten mit Hilfe von Genmanipulationen wieder kälteresistente Wollmammuts macht. Es gibt bislang jedoch nur wenige Untersuchungen zu den konkreten Auswirkungen solcher Rewilding-Experimente.

Zak Ratajczak und Kollegen führten über 29 Jahre hinweg eine Studie in der Region Flint Hills in Kansas durch, deren Ergebnisse sie jetzt veröffentlichten. Die Untersuchungsregion wurde in drei Gebiete unterteilt: eines ohne große Grasfresser, eines mit wiedereingeführten Bisons, die das ganze Jahr über grasen, und eines mit Rindern, die während der Wachstumsperiode des Grases zwischen April und November grasen. Im Vergleich zu den nicht beweideten Flächen wies die Fläche mit Bisons auf zehn Quadratmetern einen doppelt so hohen Artenreichtum an einheimischen Pflanzen auf. Die Beweidung durch Hausrinder erhöhte ebenfalls den Artenreichtum einheimischer Pflanzen, allerdings um weniger als die Hälfte als bei der Beweidung durch Bisons.

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Der vergrößerte Artenreichtum führt dazu, dass das Grasland gegenüber extremen Wetterereignissen widerstandsfähiger wird, schreiben die Forschenden. Darauf deuten die Daten der Studie hin, die auch schwere Dürren in den Jahren 2011 und 2012 umfasste. Nach einer zweijährigen Dürre sei der Bewuchs weniger stark zurückgegangen, und habe sich schneller erholt, schreiben die Autoren. Ob das allerdings auch für längere Trocken- und Hitzeperioden gilt, deren Auftreten im Zuge des Klimawandels wesentlich wahrscheinlicher wird, müsse noch erforscht werden.

(wst)