Was wiederbelebte Mammuts für den Arten- und Klimaschutz bringen

Auf der UN-Bioversitätskonferenz geht es um den Erhalt von Arten und Lebensraum. Nach der Idee von George Church sollen auch ausgestorbene Tiere dabei helfen.

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(Bild: Shutterstock/Dotted Yeti)

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Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler
Inhaltsverzeichnis

Er ist nicht nur für die Entwicklung bahnbrechender Molekulartechnologien, sondern auch für ausgefallene wissenschaftliche Ideen bekannt. Einen seiner neuesten Pläne umweht ein Hauch von Jurassic Park: Der renommierte Harvard-Molekularbiologe und Genetiker George Church will die vor 4000 Jahren ausgestorbenen Wollhaarmammuts wiederbeleben. Genauer gesagt will sein von namhaften Investoren unterstütztes Start-up Colossal Biosciences Asiatische und Afrikanische Elefanten mit Wollhaarmammut-Genen widerstandsfähiger gegen Kälte und auch gegen Viren machen.

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(Bild: Miha Creative / Shutterstock.com)

Diese "Mammufanten" sollen – wie früher die Mammuts – die arktische Tundra bevölkern und die heute bewaldeten Feuchtgebiete wieder in eine ausgedehnte Grassteppe verwandeln. Die bindet dann Kohlendioxid und die Schneedecke reflektiert die Sonneneinstrahlung.

Auch verspricht sich Church von den Kolossen, dass sie beim Grasen im Schnee einerseits kalte Luft an den Boden gelangen lassen und andererseits das Eis im Boden durch ihr Gewicht verdichten. Beides soll das Auftauen des Permafrostbodens und damit die Freisetzung riesiger klimaschädlicher Methanmengen verhindern.

Sie wollen Wollmammuts wieder zum Leben erwecken und verfolgen damit auch ökologische Ziele. Was erhoffen Sie sich?

Wir konzentrieren uns auf zwei ökologische Folgen: Die Überlebensfähigkeit der Elefanten zu verbessern, denn alle Elefantenarten sind vom Aussterben bedroht. Hierdurch würden sie einen neuen Platz außerhalb der Reichweite der meisten Menschen erhalten. Und die Arktis würde wieder zu einem Ökosystem werden, das nach Ansicht vieler Ökologen früher viel lebendiger war.

In Duvannii Yar hat George Church Knochen von Wollmammuts ausgegraben.

(Bild: Eriona Hysolli)

Am wichtigsten ist jedoch, dass hier 1.400 Gigatonnen Kohlenstoff im Boden eingeschlossen sind, die aufgrund der höheren Durchschnittstemperaturen freigesetzt werden. Ein Großteil davon ist Methan, das 30- bis 80-mal schlimmer für das Klima ist als Kohlendioxid. Das ist wichtiger als die anthropogenen Kohlenstoffquellen, bei denen es sich hauptsächlich um Kohlendioxid handelt, die nur zehn Gigatonnen pro Jahr ausmachen. Es wäre also wichtig, die Temperaturen zu senken.

Wie helfen die Mammufanten dabei?

Einige Modelle deuten darauf hin, dass ein höheres Verhältnis von Gras zu Bäumen, wie es vor Tausenden von Jahren der Fall war, auf dreierlei Weise helfen würde: erstens durch eine höhere Reflexion der Sonneneinstrahlung, die sogenannte Albedo. Zweitens lassen grasende Pflanzenfresser, die den Schnee zertrampeln, die minus 40 Grad Wintertemperaturen besser zum Boden durchdringen, um den methanreichen Boden am Auftauen zu hindern. Eine dicke, flauschige Schneeschicht ist wie eine Daunendecke, aber wenn man den Schnee so zusammenpresst, dass er zu festem Eis wird, hat er eine sehr hohe Wärmeleitfähigkeit. Und der dritte Vorteil wäre eine bessere Fotosynthese-Rate durch das Gras, weil das CO2-Bindung und nicht bloß eine Verlangsamung des Kohlenstoffverlustes bedeutet.

Dieser Text stammt aus: Technology Review 5/2022

(Bild: 

Technology Review 5/2022 im heise shop

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