Studie: Homeoffice etabliert sich als "neue Normalität"
In der Informationswirtschaft und im Verarbeitenden Gewerbe arbeiten immer mehr Beschäftigte mindestens teilweise im Homeoffice. Erwartet wird eine Zunahme.
Der in der Pandemie begonnene Trend zum Homeoffice hält an, in der Informationswirtschaft arbeiten in mehr als jedem dritten Unternehmen über die Hälfte der Beschäftigen mindestens einmal pro Woche von zu Hause. Das geht aus einer jetzt vorgestellten Analyse des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hervor. Diese Zahl ist demnach die höchste seit Beginn der Analyse, der Anteil der Unternehmen mit mindestens 20 Prozent der Beschäftigten teilweise im Homeoffice liegt mit 59 Prozent leicht unter dem Wert vom Juni 2021 (63 Prozent) – kurz nach Ende des zweiten Lockdowns. In der Informationswirtschaft und im Verarbeitenden Gewerbe werde außerdem auch eher erwartet, dass Homeoffice künftig noch breiter genutzt wird.
Firmen ohne Homeoffice planen auch nicht damit
Laut dem aktuellen Branchenreport Informationswirtschaft des ZEW gab es in der Informationswirtschaft vor Beginn der Coronapandemie in 48 Prozent der Unternehmen überhaupt irgendjemanden im Homeoffice, seitdem liegt dieser Anteil konstant bei 80 Prozent oder mehr. Im Juni 2023 wurde mit 83 Prozent ein neuer Höchstwert erreicht. Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich der Anteil demnach von 24 auf 51 Prozent sogar mehr als verdoppelt. Gleichzeitig erwarten in der Informationswirtschaft 35 Prozent, in denen bereits von zu Hause gearbeitet wird, einen weiteren Anstieg, im Verarbeitenden Gewerbe sogar 43 Prozent. Die übergroße Mehrheit der Unternehmen, bei denen es aktuell kein Homeoffice gibt, erwartet derweil nicht, dass sich daran bis 2025 etwas ändert.
Die regelmäßige Arbeit im Homeoffice habe sich damit in den untersuchten Branchen als neue Normalität etabliert, schreibt Daniel Erdsiek vom ZEW. Der mit der Pandemie begonnene Trend hin zur hybriden Arbeit – also teilweise im Büro und teilweise zuhause – halte "ungebrochen an". 2023 habe sich das Modell noch stärker etabliert. Das Wirtschaftsforschungsinstitut stellt Zahlen von vor Corona mit denen vom Juni 2020, Juni 2021 und Juni 2023 gegeneinander. Zur Informationswirtschaft zählen dabei neben der IKT-Wirtschaft noch Mediendienstleister und wissensintensive Dienstleister etwa aus der Wirtschaftsprüfung, Marktforschung und Unternehmensberatung.
Erst im Juli hat das Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo eine Analyse veröffentlicht, laut der deutsche Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen im europäischen Vergleich besonders viel von zu Hause arbeiten können. Deutschland kommt demnach mit durchschnittlich gut einem Tag Homeoffice pro Woche auf den zweiten Platz unter 17 europäischen Ländern und landet nur hinter Großbritannien. Weltweit liegen unter insgesamt 34 Ländern zudem noch Kanada mit 1,7, die USA mit 1,4 und Australien mit 1,3 Tagen pro Woche vor der Bundesrepublik. Durchschnitt sind knapp 0,9 Tage. Gleichzeitig liegen die Zahlen aber jeweils unter dem, was sich die Beschäftigen jeweils wünschen.
(mho)